Architekturbüros agieren in der männlich dominierten Immobilien- und Bauwirtschaft, dabei werden auch Auftraggeber, Konsulenten, Behörden und ausführende Firmen vorwiegend von Männern repräsentiert. Der Frauenanteil ist mit Ausnahme von Vermessung, Bauplanung und Architektur sehr gering.
Geschichte
Frauen sind in der Architekturgeschichte erst verhältnismäßig kurz präsent. Die Zulassung von Frauen zum Architekturstudium, vor allem an technischen Universitäten war mühsam erkämpft. Vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sprach die männergeführte Architekturbranche den ausgebildeten Frauen die Kompetenz für Bauherrnverhandlungen und Hochbauplanung ab und wies ihnen assistierende und raumgestaltende Tätigkeiten zu. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts stieg der Frauenanteil im Architekturstudium signifikant an, selbständig tätig waren Architektinnen jedoch nur zu ca. 6%.
Vorurteile und Diskriminierungen
Es existieren immer noch stark wirksame Geschlechter- und Rollenbilder. Vorurteile und Stereotype betreffend die technische Kompetenz von Frauen sind stark vorhanden. Planen und Bauen wird immer noch eher Männern zugeschrieben. Frauen werden weniger ernst genommen und es wird ihnen weniger Expertise zugetraut. Sie müssen sich fortwährend und mehr beweisen, auch innerhalb der Architekturbüros. Sie erfahren weniger professionelle Anerkennung, bürointern und von Projektbeteiligten. Frauen werden projektleitende Positionen weniger zugestanden. Frauen erfahren öfters Diskriminierungen.
Der Architekturberuf ist seit jeher eine von Männern dominierte Branche und wird demnach auch mit „männlichen“ Eigenschaften in Verbindung gebracht. Den weiblichen Architektinnen werden Kompetenzen wie Statik, Finanzen und technische Fragen abgesprochen, weshalb es für Frauen schwieriger ist, sich in dieser Branche durchzusetzen, vor allem in Führungspositionen. Männliche Eigenschaften gelten als stark, weibliche als schwach.
Die jährliche Umfrage des Architects Journal veröffentlichte unerfreuliche Ergebnisse zum Thema der Diskriminierung von Frauen im Architekturberuf in England. Mehr als 50% der befragten Frauen hat bereits irgendeine Form der Diskriminierung erfahren, jede siebte Frau erlebte bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Einigen Frauen berichten davon, von Entscheidungen und Beförderungsmöglichkeiten ausgeschlossen zu werden. Wenig Fortschritt zeigt sich auch beim Ausgleich des Lohnunterschiedes.
Wie gehen Firmen mit sexuellem Fehlverhalten in der Architektur um? Artikel, azuremagazine.com, 2018
Der Architekturberuf ist nach wie vor eine von Männern dominierte Branche. Frauen werden in vielen Bereichen diskriminiert und auch sexuelle Belästigung ist ein Thema. Einige Unternehmen setzen auf eine aktive Zusammenstellung verschiedener Angestellter, um eine respektvolle Bürokultur zu schaffen und Belästigung zu verhindern. Um diese Problematik in den Griff zu bekommen, ist es einerseits wichtig derartige Ereignisse zu melden, andererseits müssen Arbeitgeber gegebenenfalls auch Disziplinarmaßnahmen ergreifen.
Diese Studie beschäftigt sich mit dem Unterschied zwischen dem hohen Frauenanteil im Architekturstudium verglichen mit jenem in der Berufspfaxis mit fortschreitendem Karriereverlauf. Zu beobachten ist hier nämlich eine starke Reduktion des Frauenanteils. Betrachtet man die Zahl der weiblichen Führungskräfte in den Architekturbüros ist eine noch stärkere Differenz festzustellen. Mögliche Gründe dafür und die Entwicklung des Architekturberufes werden in dieser Studie thematisiert.
Sag mir, wo die Frauen sind, Artikel, sueddeutsche.de, Deutschland, 2017
Dieser Artikel bezieht sich auf die Ausstellung „Frau Architekt“ im deutschen Architekturmuseum Frankfurt, welche die Situation von Frauen in der Architektur seit den frühen Jahren untersucht und darstellt. Die Architekturbranche wird seit jeher von Männern dominiert, Frauen werden weniger wahrgenommen und vergessen. Manche Arbeiten von Lilly Reich werden heute Mies van der Rohe zugeschrieben, ähnliches bei Marlene und Hans Poelzig. Frauen werden für Sekretärinnen oder Innenarchitektinnen gehalten, Männer für die großen Architekten im Hochbau.