Aufgrund kleiner Bürostrukturen und projektbasierendem Arbeiten gibt es wenig Möglichkeiten für Weiterentwicklung, Beförderung, Karriere und Führungspositionen. Davon sind Frauen aufgrund von Vorurteilen, Stereotypen und Seximus mehr betroffen als Männer. Projektleitung ist zumeist die verantwortungsvollste Position, die in den durchschnittlich kleinen Büros möglich ist. In größeren Architekturbüros, wo auch Führungspositionen und Büroleitung möglich sind, beträgt der Frauenanteil europaweit 10%.
Der Frauenanteil unter Projektleiterinnen/Führungspositionen ist aus folgenden Gründen weit geringer als der Männeranteil: Zum einen machen Frauen weniger der dafür notwendigen Erfahrungen, ihnen werden diese Positionen weniger zugestanden und Männer werden bevorzugt. Zum anderen haben Frauen weniger Interesse an hohem Arbeitsdruck und langen Arbeitszeiten, die mit solchen Positionen verbunden sind. Dabei fehlen ihnen oft weibliche Vorbilder. Frauen definieren sich weniger über Karriere oder haben aufgrund familiärer Verpflichtungen eingeschränkte Arbeitszeiten. Teilzeitarbeit ist in der Architektur ist jedoch ein Hindernis für verantwortungsvolle Positionen und Führungspositionen.
Das Einkommen von Frauen in der Architekturbranche ist bei gleicher Arbeitszeit um 30% niedriger als das von Männern. Dies belegen internationale Studien. Als ein Grund für diesen hohen geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied wird angegeben, dass Frauen weniger Gehalt verhandeln.
Im Rahmen dieser Studie wurde die Arbeitssituation von Frauen in technischen Berufen analysiert und der Arbeitsmarkt auf Chancenungleichheiten und Diskriminierung untersucht. Der Frauenanteil in technischen Berufen beträgt lediglich etwa 8%, in Führungspositionen sind Frauen mit nur 4% stark unterrepräsentiert. Auch heute noch gibt es eine Spaltung in „Frauenberufe“ und „Männerberufe“ – soziale Arbeit wird eher den Frauen zugeschrieben und technischen Berufe eher den Männern.
Diese Studie beschäftigt sich mit der Frage, welchen Weg weibliche Architekturabsolventinnen nach dem Uniabschluss einschlagen, da der Frauenanteil in der Berufswelt wesentlich geringer ist als der der Studierenden. Beleuchtet werden die Rahmenbedingungen und die geschlechtsspezifischen Herausforderungen des Architekturberufs. Hierbei werden unter anderem die männlich dominierte Branche, der Berufshabitus und der Gender Pay Gap untersucht. Die Studie und die gestellten Fragen werden anhand von Interviews mit Architekt*innen ergänzt und vervollständigt.
Frauen in der Architektur: Mind the pay gap, Umfrage, architectsjournal.co.uk, UK, 2019
Die Ergebnisse der Umfrage des Architects Journal zum Thema Arbeit in der Architektur zeigen, dass nach wie vor ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle in dieser Branche besteht. Die Befragten zeigen einen klaren Wunsch nach mehr Transparenz im Lohnsystem der Unternehmen. Eine große Hürde dabei ist allerdings, dass es ein Wahrnehmungsproblem gibt, denn die Hälfte der befragten Männer glaubt, dass es keinen geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied gäbe.
In dem Artikel wird die Möglichkeit beschrieben, dass die Sichtbarmachung von Frauen in der Architektur und die Diskussionen über dieses Thema die Situation verschlimmert statt verbessert. Dieser Vermutung wurde aufgestellt, nachdem Zahlen veröffentlicht wurden, die zeigen, dass die Zahl der Frauen in der Architektur in Großbritannien um 10,3 Prozent gesunken ist. Erwähnt wird außerdem die Gefahr des wohlwollenden Sexismus, der anfangs als etwas Positives wahrgenommen werden kann, bei genauerer Betrachtung sich aber als das Gegenteil herausstellt.
Umfrage zur Gerechtigkeit in der Architektur, Umfrage, metropolismag.com, 2018
Die Umfrage zur Gerechtigkeit in der Architektur 2018 zeigte eine wechselseitige Beziehung zwischen dem Geschlecht und der ethnischen Zugehörigkeit der Menschen und ihren Erfahrungen in dieser Branche. Die Ergebnisse legen dar, dass es also nicht nur ein Geschlechterproblem in der Architektur gibt, sondern teilweise auch ein Rassismusproblem. Die Kluft zwischen weißen Männern und weißen Frauen verkleinert sich allmählich, die Kluft zwischen weißen Männern und Menschen anderer ethnischer Herkunft bleibt unverändert groß.
Die jährliche Umfrage des Architects Journal ist fester Bestandteil der Diskussion über Geschlechterrollen in der Architekturbranche. 75% der weiblichen Befragten erlebten bereits sexuelle Diskriminierung am Arbeitsplatz und 41% sehen sich als Opfer von Mobbing. Hier ist allerdings auch zu erwähnen, dass Mobbing am Arbeitsplatz nicht unbedingt geschlechtsspezifisch ist – anders ist dies allerdings beim Thema des Einkommensunterschiedes.
Frauenkarrieren in der Baubranche, Seminararbeit, Christina Schumacher, Schweiz, 2003
Diese Arbeit hinterfragt die Stellung von Frauen in der Baubranche. Es fehle schlichtweg an Bildern von Frauen und an Vorbildrollen in diesem Arbeitsgebiet. Allerdings passen Frauen auch gar nicht in das Bild der Bauarbeiter, Techniker oder Architekten, denn unsere Gesellschaft sieht in dieser Position nach wie vor Männer, die körperliche Kraft und technisches Know-How ausstrahlen. Außerdem kritisiert diese Arbeit die Berufskultur in der Architekturbranche und die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf.