Das Forum Architekturwissenschaft fragt nach dem derzeitigen Stand der Geschlechterforschung in ihrer Disziplin und ihrer Verankerung in Forschung, Lehre und Praxis. Feminismus und Gender Studies befinden sich im Wiederaufleben in Zusammenhang mit einer Neuausrichtung. Gender-und Diversitätspolitik gelten aufgrund ihrer rechtlichen und institutionellen Stellung in Unternehmen und an Hochschulen zwar als etabliert, jedoch belegen empirische Studien zu Bildungs- und Karrierechancen sowie zur anhaltenden Lohnungleichheit, dass die Fortschritte zum Abbau von Geschlechterungleichheiten nur schwerfällig und langsam, vorangehen.

Solch ein ernüchternder Zustand mag für die Architektur noch stärker gelten als für andere Wissensbereiche. Geschlechterforschung ist bei vielen Wissensproduktionen vielerorts zu einem fixen Bestandteil geworden. Bei der Architektur jedoch führt sie noch immer ein Schattendasein. Außerdem ist nach wie vor mit sich primär männlich ausgerichtete Meister-Erzählungen und Vorstellungen von einer Neutralität des Gebauten zu kämpfen. Zwar sind Fragen zu Körper, Geschlecht und Sexualität in Bezug zur Architekturforschung, nach den ersten frauenspezifischen Untersuchungen der gebauten Umwelt, gestiegen jedoch kann was die Anwendung des erlangten Wissens betrifft, von Selbstverständlichkeit bislang noch keine Rede sein.

Die deutschsprachige Auseinandersetzung mit Gender ist allgemein weniger deutlich als im angelsächsischen und angloamerikanischen Raum. Denkansätze an denen Gender-, Critical Race- und Disability-Studies sich schneiden, werfen aktuelle Fragen auf, unter anderem zu Intersektionalität. Außerdem stehen sie im Zusammenhang mit zeitgenössischen, aktivistischen Debatten wie z.B.: #MeToo, die Frauenstreikbewegung, die Krise der Sorgearbeit sowie die Rechte von Women* of Color und von behinderten, queeren, trans*-, inter*- und nichtbinärgeschlechtlichen Menschen. Durch das Interesse für die Resonanz dieser Diskussionsfelder in der Architektur, werden Beiträge für eine Tagung zu folgenden Sektionen gesucht: 

Historiographie – andere Erzählungen
Körper- und Geschlechtlichkeiten in Technik- und Planungsdiskursenund
‘Raum an der Spitze?’ – Institutionsanalysen und -politiken

„Das Forum erstrebt eine Positionsbestimmung von aktuellen Ansätzen der Genderforschung in der Architekturwissenschaft und möchte zu einer stärkeren Vernetzung von Forschenden – und somit der Stärkung der architekturbezogenen Geschlechterforschung – im deutschsprachigen Raum dienen.“
Doris Hallama, Torsten Lange, Nathalie Bredella

Weiterführendes:

Artikel/Ausschreibung: Forum Architekturwissenschaften //Figurationen von Gender im Zeitgenössischen Architekturdiskurs// Doris Hallama (TUM), Torsten Lange (TUM), Nathalie Bredella (UdK, Berlin) // 2020 //
https://www.architektur-aktuell.at/termine/7-forum-architekturwissenschaft-figurationen-von-gender-im-zeitgenoessischen-architekturdiskurs

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