In der Architekturbranche sind Unternehmen mit Mikrostrukturen verbreitet. 96% aller Büros in Österreich haben weniger als 9 Beschäftigte. Nur in der Hälfte aller österreichischen Architekturbüros sind Beschäftigte tätig. In den restlichen Unternehmen arbeiten Firmeninhaber und Partner ohne Mitarbeiter*innen.
In der Architekturbranche ist projektbasierendes Arbeiten die Norm. Sowohl die Büros wie auch die Beschäftigten werden für ein einzelnes Bauvorhaben beauftragt und beschäftigt. Bei den meisten Architekturbüros sind daher atypische Beschäftigungsverhältnisse sehr verbreitet. Mitarbeiter*innen werden häufig nicht fest angestellt, da dies für die meist kleinen Büros wirtschaftlich nicht tragbar ist. Freier Dienstnehmer oder Werkverträge sind übliche Beschäftigungsformen. Daraus folgt eine geringe Arbeitsplatzsicherheit für Beschäftigte in der Architektur. Solche Arbeitsstrukturen verringern Kontinuität und karrieretechnische Aufstiegschancen von Beschäftigten. Prekariat verringert längerfristige Karriereentwicklung.
Im Rahmen einer Befragung im Jahr 2017 wurde die Bürostruktur in der Architekturbranche in Deutschland analysiert. Einzelunternehmen sind mit 67% der Büros die dominierende Rechtsform. Selbst Büros mit 5 bis 9 Personen firmieren zu über 1/3 als Einzelunternehmen. Kleine Büros sind in der Mehrzahl: Knapp 1/3 sind Büros bestehen aus einer Person, ein weiteres gutes Drittel der Büros besteht aus 2 bis 4 Personen. Nur 10% der befragten Planungsbüros beschäftigen 10 und mehr Personen.
In dieser Studie wurde die Architekturpraxis in Europa 2008-2018 analysiert. Die Zahl der privaten Architekturbüros in Europa ist gesunken. Der Rückgang der Anzahl spiegelt eine Verlagerung der Beschäftigung des Berufs weg von kleinen Büros hin zu mittleren und großen wider. Die durchschnittlichen Stundensätze aller Länder sind, mit Abstand von Schweden, gestiegen. Mehr Architekten bieten Energieeffizienzklasse für Gebäude und die endgültige Zertifizierung des gesamten Gebäudes an. Die Nutzung von BIM in der Architektur steigt.
Im Jahr 2002 hatte die Architekturbranche Wien 8.468 unselbstständig beschäftigten Personen, was um 1,6% mehr ein Beschäftigungsverhältnis ist, im Vergleich mit dem Jahr 1998. Die Arbeitsstättenzählung der Statistik Austria kam 2001 für Wien auf 11.252 unselbstständig und selbstständig Beschäftigte. Von den insgesamt 3.112 Arbeitsstätten waren 2001 54% Ein-Personen-Unternehmen, 43% der Betriebe hatten zwischen 1 und 19 Mitarbeiter*innen und weitere 2,2% oder 58 Betriebe beschäftigten zwischen 20 und 99 Personen.
Der Übergang vom Studium zur Karriere im Architekturbereich ist ein komplizierter Prozess. Architekturabsolvent*innen befinden sich nach dem Studium in einer sehr steilen Lernkurve. Beispielsweise Ausführungsplanung zu erlernen erfordert von Arbeitgeberseite hohe Zeitinvestition und kann zu finanziellen Problemen im Büro führen. Bekannte Architekturbüros bezahlen oft nur geringes oder kaum Gehalt. Junge Büros müssen an vielen Wettbewerben teilnehmen, um im guten Fall in fünf Jahren einen ersten Preis zu erlangen.