Nachdem ihr die fehlende Repräsentation von Frauen in Entwurfsberufen aufgefallen war, initiierte die Architekturprofessorin Milka Bliznakov 1985 das International Archive of Women in Architecture (IAWA)
Milka Tscherneva Bliznakov | © IAWA
Durch das Sammeln und Erhalten von Unterlagen soll wichtiges, originales Quellenmaterial der Forschung zu Themenbereichen der Architektur-, der Frauen- und der Gesellschaftsgeschichte zugänglich gemacht werden. Ziel ist es, den Beitrag von Frauen zu unserer gebauten Lebenswelt durch die Geschichte zu dokumentieren.
Von der Skizze zum Entwurf
Das IAWA entstand in Kooperation der Fakultät für Architektur und Stadtplanung und der Bibliotheksabteilung der Virginia Tech. Das Repertoire der Sammlung umfasst Dokumente und Unterlagen von über mehr als 435 Individuen, Büros, Organisationen und Ausstellungen von Anfang der 1890er Jahre bis heute. Bezeichnenderweise befasst sich das Archiv nicht nur mit Architektinnen, sondern auch mit Landschaftsarchitektinnen, Designerinnen, Architekturhistorikerinnen, -kritikerinnen und Stadtplanerinnen. Einem ganzheitlichen Ansatz entsprechend werden sämtliche mit dem Entwerfen verbundenen kreativen Prozesse von der ersten Skizze über Vorzeichnungen bis hin zu Präsentationen, fertigen Modellen und Fotografien dargestellt. Jedes Zeugnis des kreativen Prozesses wird in die Sammlung des Archives aufgenommen, die durch Spenden immer weiter wächst. Zudem werden Sekundärliteratur und biografische Unterlagen, die sich mit der der weltweiten Geschichte von Frauen im Gebiet der Architektur befassen, gesammelt. Die gesamte Sammlung wurde in Unterkategorien sortiert, sogenannten Special Collections, die einen guten Überblick über die Fülle an Informationen ermöglichen. Erklärtes Ziel ist es dieses Material allen Interessierten weltweit zur Verfügung zu stellen und das IAWA bietet seine Hilfe bei der Recherche zu einem konkreten Thema an.
Lecture by Hilde Westrom n.d. | © IAWA
Der Milka Bliznakov-Forschungspreis
Seit 2001 vergibt das IAWA Center den Forschungspreis zu ehren der 2010 verstorbenen Gründerin Dr. Milka Bliznakov an Forscher*innen weltweit. Jedes Jahr können Arbeiten zum Thema Frauen in der Architektur und zu verwandten Themenbereichen eingereicht werden, wobei Personen aus allen Gebieten des Designfeldes von Studierender*m über den/die Berufstätige*n aus dem Büro bis zum/zur Professor*in eingeladen ist. Die dotierten Arbeiten umfassen Biografien, regionale oder epochale Untersuchungen, theoretische Arbeiten und vieles mehr. Durch die Verleihung des Preises soll die Forschung in diesem Bereich unterstützt und die vielen Lücken im Wissen über die Leistungen von Frauen in der Mitgestaltung unserer Umgebung geschlossen werden. Die Jury besteht aus den Mitgliedern des Board of Advisors des IAWA Centers und die gekürten Arbeiten werden in der Sammlung ausgestellt.
Eine vielseitige Sammlung mit globalem Anspruch
Dieses umfassende Archiv deckt einen enorm großen Zeitraum ab und erfüllt mit Objekten aus über 40 Ländern und in 19 Sprachen seinen internationalen Anspruch. Zudem ist der Untersuchungsrahmen nicht nur auf Architektinnen begrenzt, sondern umfasst in einem interdisziplinären Ansatz auch verwandte Berufsfelder, wie zum Beispiel die Architekturfotografie. Der online-Auftritt des IAWA ist durch die Gruppierung in verschiedene Kollektionen sehr übersichtlich und informativ, während eine permanente, sowie Sonderausstellungen vor Ort die Aufmerksamkeit auf diese einmalige Sammlung ziehen. Der jährliche Preis informiert nicht nur über die Leistungen der Frauen, sondern unterstützt auch die Forscher*innen und informiert eine breitere Öffentlichkeit über deren Arbeiten. Alles in allem ist das IAWA sowohl physisch, als auch virtuell einen Besuch wert!
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