Architekt*innen agieren innerhalb der Immobilienwirtschaft und Bauindustrie, die Männerdomänen sind. Projektentwicklung und -planung finden vielfach unter hohem Zeit- und Kostendruck statt. An Planungs- und Bauprojekten sind eine Vielzahl von Fachplanern und Konsulenten beteiligt, die in männlich dominierten technischen Berufen agieren. In der Gebäudeplanung sind eine Unzahl von technischen Normen zu berücksichtigen und baurechtliche Gesetze einzuhalten und mit Behörden abzustimmen.

Männliche Netzwerke und Rolle von Architekt*innen
Gerade in männlich dominierten, kapitalbezogenen Branchen ist der Zusammenhalt von Männern und der Ausschluss von Frauen noch größer. Architekt*innen nehmen im Allgemeinen eine undankbare Rolle im Planungs- und Bauprozess ein. Sie agieren an der Schnittstelle aller Projektbeteiligten und wollen gleichzeitig architektonische Qualität umsetzen. Sich behaupten und durchsetzen zu können, scheint unumgänglich zu sein. Offenbar fällt es Männern leichter, selbstbewusst zu argumentieren und ihre Standpunkte zu verdeutlichen.

Männliches Rollenmodell
Dieses offensichtliche Ungleichgewicht im Berufsfeld der Architektur ist demnach auf unterschiedlichste historische und gesellschaftliche Thematiken zurückzuführen. “Die Strukturen und Vorstellungen des Architektenberufs orientieren sich an männlichen Vertretern, da Frauen in der Architektur nicht in Folge einer langen Tradition entstanden, sondern schlichtweg eine moderne Erscheinung sind.”  (vgl. Heß 2012 zit. nach Volpp, 2016)

Typische Männer und Frauenberufe, Artikel, iwd.de, Köln (D), 2018

Grafische Aufarbeitung der Geschlechterverteilung in unterschiedlichen Berufssparten, von Hoch – & Tiefbauberufen bis hin zu Berufen in Recht und Verwaltung. Der Frauenanteil in den Berufen des Erziehungs- und Gesundheitswesen beträgt mehr als 80%, wohingegen der Anteil in einigen Bau- und Metallberufen weniger als 10% beträgt.

Architektinnen der Zukunft. Das Berufsbild in der Architektur – Frauen hinterfragen den Habitus einer Profession, Empirische Sozialstudie, Rebecca Volpp, IWE Stuttgart (D), 2014

Hinterfragt werden die Architektur als Männerdomäne, das Berufsbild, der Berufshabitus, unausgesprochene Regeln sowie Arbeitsstrukturen. Wie schaffen es Frauen damit umzugehen, sich zu identifizieren?

Architektinnen erobern Männerdomäne, Artikel, Ursula Pidun, Online-Magazin Mein Bau, Vorarlberg (Ö), 2011

Die Anzahl von ausgebildeten Architektinnen in der männerdominierten Baubranche ist steigend. Jedoch ist der Anteil von tatsächlich im Berufsleben stehenden Architektinnen um einiges geringer als jener der männlichen Kollegen. Einer der Gründe ist die schwierige Vereinbarkeit von Architekturberuf und Familie, welche als Hauptursache genannt wird.

Berufsfeld Architektur 1.0 Bestandsaufnahme und Zeitdiagnose, PDF Dokument, Studie, Oliver Schürer & Helmut Gollner, TU Wien (Ö), 2008

Basierend auf einem Forschungsprojekt der TU Wien zur Thematik der Lebens- und Arbeitsbedingungen im Bereich der österreichischen Architekturszene wurde eine Langzeitstudie erstellt, die die sozio-politischen Bedingungen der zeitgenössischen Produktion von Architektur kritisch reflektiert.

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