Die Architektinnen

Architekturstudium

Obwohl seit über 100 Jahren Frauen an der TU Wien studieren dürfen und obwohl die Mehrheit der Architekturstudierenden Frauen sind, herrscht noch keine Chancengleichheit für alle Geschlechter an der Universität..

Laut Erfahrungsberichten von Studentinnen* kommt es immer wieder zu Diskriminierungen, außerdem bekommen Frauen oft nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie ihre männlichen Kollegen. Im Studienplan wird auf die angesprochene Problematik wenig Rücksicht genommen: Nur selten werden Architektinnen als Referenz in Vorlesungen erwähnt, es fehlt somit an weiblichen Vorbildern. Dies wird verstärkt durch den geringen Frauenanteil am Lehrpersonal und auch in der Forschung ist eine ähnliche Unterrepräsentanz von Frauen zu verzeichnen.

Unterteilt in die vier Kategorien “Studierende”, “Lehrende”, “Lehre” und “Forschung” soll an dieser Stelle die derzeitige Lage ersichtlich gemacht, Vorzeigebeispiele vorgestellt und mithilfe der daraus gewonnen Erkenntnisse Forderungen an die TU Wien gestellt werden, um eine frauenfreundlichere Zukunft gewährleisten zu können.

Studierende

Bereits seit 2002 beträgt der Frauenanteil an Studienanfänger*innen des Studiengangs Architektur an der TU Wien auf ein Jahr gerechnet durchgehend über 50%. Dies schlägt sich seit dem Studienjahr 2007 in einem Frauenanteil unter Absolventinnen von über 50% nieder. Trotz dieser Tatsache haben Studentinnen im Laufe ihres Studiums immer noch mit Ungleichbehandlung und Diskriminierungen zu kämpfen.

International gibt es best-practice-Beispiele an Universitäten, die für diese Probleme Lösungen gefunden haben und dadurch für die Fakultät Architektur und Raumplanung an der TU Wien als Vorbild dienen können. In vielen Fällen brachte eine gesteigerte Einbeziehung von Studierenden bei Entscheidungen Erfolg: Wenn ihnen eine Plattform gegeben wird, um der Universitätsführung ihre Meinung mitzuteilen, und diese auch ernst genommen wird, können Lösungen, die für Studierende und Lehrende angemessen sind, gefunden werden.

Mithilfe der Erkenntnisse aus der aktuellen Problematik und den dafür gefundenen internationalen Lösungsansätzen werden Forderungen an die Fakultät Architektur und Raumplanung TU Wien gestellt, um die Situation für Studentinnen zu verbessern.

Situation

Trotz der Tatsache, dass Frauen mehr als die Hälfte aller Architekturstudierenden stellen, sind Studentinnen im Laufe Ihres Studiums immer wieder mit Ungleichbehandlung konfrontiert. Laut fakultätsinternen, von Studierenden organisierten Umfragen haben viele Studentinnen schon Diskriminierung durch Betreuer*innen oder Kolleg*innen während ihres Studiums erfahren. Vermutlich trägt dazu bei, dass im Studiengang Architektur mehrheitlich männliche Lehrende und Entscheidungsträger tätig sind.

Mithilfe von Statistiken und Erfahrungsberichten zum aktuellen Stand der Dinge soll ein Eindruck über die Probleme und etwaigen Nachteile für Architekturstudentinnen an der TU Wien geschaffen werden. Dies soll ein Bewusstsein für die immer noch vorhandene Ungleichbehandlung von Frauen erzeugen und dazu anregen, Maßnahmen zu ergreifen und Verbesserungen der Lage anzustreben.

„Architektinnen brauchen die Unterstützung von Frauen, die es bereits geschafft haben.”

– Zaha Hadid

Beiträge

Frauenanteil unter Studienbeginner*innen

Weibliche Studienanfängerinnen bildeten schon vor 2016 konstant die Mehrheit. Im Jahr 2016 waren von ca. 1000 Erstsemestrigen 600 weiblich. Dieser Trend setzt sich seit Jahren kontinuierlich fort.

Frauenanteil unter Studienabsolvent*innen

Auch beim Anteil der Studienabschlüsse an der TU Wien liegen weiblichen Absolventinnen vorne. Männer kommen durchschnittlich nur etwa auf die Hälfte des Wertes der Frauen.

Seit mehr als 200 Jahren wird an der Technischen Universität unterrichtet, studiert, geforscht und entwickelt. Sie zählt als Österreichs größte Forschungs- und Bildungseinrichtung für Technik und Naturwissenschaften. Mehr als die Hälfte dieser 200 Jahre hatten Frauen keinen regulären Zugang zum Studium oder zur Lehre an der Technischen Hochschule in Wien. Im Jahr 2019 feierte die Technische Universität Wien das 100-jährige Jubiläum der offiziellen Studienzulassung von Frauen.

1908 gab es an der damaligen Technischen Hochschule Wien eine erste Gasthörerin – hiermit beginnen sichtbare Frauenspuren, die sich im Laufe der Zeit fortsetzten. Damals wie heute mussten Frauen zunächst um die Anerkennung ihrer Berufsfähigkeit in dem ausgeprägt männlich konnotierten Feld der Ingenieurberufe kämpfen.

Erst 1919 bestimmte ein Erlass, dass Frauen nun auch als ordentliche Hörerinnen zugelassen wurden und sich die Hörsaal- und Labortüren für Frauen und ihre technisch-naturwissenschaftlichen Karriere öffneten.

Am 7. April 1919 durften sich Frauen an der Technischen Hochschule Wien inskribieren, jedoch nicht ohne zu unterschreiben, dass dies „ohne Schädigung und Beeinträchtigung der männlichen Studierenden nach den vorhandenen räumlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen der einzelnen Hochschulen Platz finden können“ erfolgen würde.

Mit Ausnahme der Kriegsjahre im WWII (1943-45) blieben Frauen eine Minderheit, um genau zu sein unter 10% aller Studierenden. Diese wenigen haben jedoch zum Großteil ihr Studium abgeschlossen und respektable Karrieren im Berufsleben erreicht.

Die erste Habilitation einer Frau erfolgte im Jahr 1914, die erste Ernennung einer Frau zur a. o. Professorin 1974 und die erste ordentliche Professorin wurde 1996 berufen. Seit dem Jahr 2011, steht eine Frau zum ersten Mal an der Spitze der TU Wien: Sabine Seidler als erste weibliche Rektorin.

Ermutigung von Frauen durch Lehrende

Auf die Frage, ob Studentinnen von Lehrenden in Lehrveranstaltungen ermutigt wurden, fiel die Auswertung positiv aus. Mehr als 56% weiblicher Studierender konnte diese Erfahrung bestätigen, ca. 30% verneinten.

Wurdest du bereits (oder wirst du) von Lehrenden ermutigt?

In Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Übungen (Studios und Entwerfen), Seminaren etc.

Ermutigung von Frauen durch Kollegen

Deutlich besser fiel die Wertung aus, als gefragt wurde, ob Studentinnen von Kollegen ermutigt werden. Ein klares Ergebnis mit 77% bestätigte dies, nur 16% der Befragten negierten.

Wurdest du bereits (oder wirst du) von deinen Kollegen ermutigt?

Erfahrung von Diskriminierung

Bei geschlechtsspezifischen und sexistischen Bemerkungen spalten sich die Ergebnisse und Erfahrungen. Recht stark vertreten mit 30% ist die Diskriminierung während der betreuten Übungen, direkt dahinter mit 17% im Team von männlichen Kollegen. Ca. 35% der Befragten gaben an, von Zwischenfällen jeglicher Art gehört zu haben, allerdings persönlich nicht davon betroffen gewesen zu sein. Nur 13% aller Befragten haben noch nie derartige Form von Diskriminierung erfahren.

Hast du als Frau schon einmal subtile Diskriminierung erfahren?

z.B.: sexistische, geschlechtsspezifische Bemerkungen (als Witz getarnt), Vorurteile oder Bevorzugung aufgrund des Geschlechts, unterbrochen werden, Meinung wird nicht angehört oder als irrelevant angesehen…

Sexuelle Belästigung

Ungefähr 10% der befragten Studentinnen wurde schon mal mit sexueller Belästigung an universitären Einrichtungen konfrontiert. 16% wurden zwar noch nie sexuell belästigt, haben allerdings bereits von jemandem gehört, dem dies widerfahren ist. 73% der Teilnehmerinnen verneinten einen derartigen Zwischenfall.

Wurdest du im universitären Umfeld schon mal sexuell belästigt?

Sexuelle Belästigung folgt keinen objektiven Standards sondern deinen Empfindungen!

Die Architekturstudentin Stephanie Szerenscsics hat eine Seminararbeit zum Thema Berufliche Vorstellungen und Erwartungen von Architekturstudentinnen und – absolventinnen der TU Wien versus Berufsrealität Architektur mit der Fragestellung

„Wieso bleibt SIE nicht in der Architektur? Welche Vorstellungen und Erwartungshaltungen haben Studentinnen und Absolventinnen vom Architekturberuf, die sich nicht mit den realen Berufsinhalten und -bedingungen decken und entsprechend zur auffälligen Reduzierung des Frauenanteils im Beruf führen?“, am Beispiel der TU Wien untersucht und verfasst.

Im Rahmen dieser Seminararbeit wurde eine Umfrage unter drei Gruppen von Studentinnen durchgeführt: Architekturstudentinnen der TU Wien, Architekturstudentinnen der TU Wien mit Architekturberufserfahrung und Absolventinnen die in einem Architekturbüro tätig sind. Die Umfrage umfasst insgesamt 10 Fragen zu Themen wie, Zeit, Vorstellungen über Berufsalltag, Gedanken zur Vereinbarkeit, Herausforderungen, Benachteiligungen, Kreativität, Anteil des Entwurfs, Unterstützung Berufsalltag, Unialltag, Berufsalltag.

Aus den Befragungen ließ sich erkennen, dass sich die Studentinnen, egal wie weit im Studium, wie lange sie schon studieren, oder ob sie schon in dem Gebiet arbeiten, sich bewusst sind, dass die Baubranche, besonders im Bereich Architektur, sehr zeitintensiv und aufwendig ist. Außerdem stellte sich heraus, dass es schon unter den Studentinnen klar ersichtlich ist, dass sie sich größeren Herausforderungen stellen müssen als ihre Kollegen.

Vorstellungen und Gedanken zum Berufsalltag

Die Vorstellungen unter den Befragten vielen sehr ähnlich aus. Generell meinten die Studentinnen, dass die Teamarbeit beziehungsweise das Arbeiten in Gruppen erhalten bleibt, sowie auch das Arbeiten am Computer.

Der Arbeitsalltag sei auch ungefähr gleich stressig, denn im Unialltag, sowie im Beruf warten ständige Fristen und Deadlines.

Dem gegenüber stehen die Antworten der Befragten, die in der Architekturbranche bereits tätig sind. Realität sei wenig kreativer Spielraum und viel Administratives. Eine Befragte meinte, dass sie viel Gelerntes im Beruf gar nicht benötigt. Die Arbeit gelte viel mehr als technisches Zeichnen denn als Entwerfen.

Wunsch an TU Wien für bessere Vorbereitung auf Berufsalltag

Die Befragten konnten neben dem Beantworten von Fragen auch ihre Wünsche an die TU Wien zur besseren Vorbereitung auf den Berufsalltag äußern. Diese umfassten beispielsweise adäquate Betreuungen in kleineren Gruppen, mehr Freiheiten im Entwurf, aber auch mehr Bezug zur Praxis. Die Ausbildung an der TU Wien soll berufsbezogener werden und mehr technische wirtschaftliche Themen der Architekturbranche behandeln. Die Ausbildung sei nach aktuellem Stand zu weit von der Praxis entfernt. Im Vergleich zählen zu viele geschichtliche Fächer zum Pflichtcurriculum. Die Studentinnen würden gerne mehr über Plandarstellung und Kostenbearbeitung lernen.

Erkenntnisse

Als Fazit schreibt die Verfasserin der Seminararbeit, es sei ein Fakt, dass es häufig alte Gedankenmuster und Klischees sind, die es den angehenden Architektinnen schwer macht eine erfolgreicher Karriere zu starten. Denn sich unentwegt mehr beweisen zu müssen, dominanter aufzutreten als in Wahrheit notwendig oder Stereotypen widerlegen zu müssen ist kräfteraubend und zehrt auf lange Sicht an der Arbeitslust. Hinzu kommt, dass Frauen schlechter bezahlt werden, weniger Ansehen für ihre Arbeit erlangen und meist nur im Hintergrund agieren. All dies kann für junge Frauen, die voller Ambitionen das Studium erfolgreich abgeschlossen haben und mit vollem Tatendrang ihre erfolgreiche Karriere beginnen wollen, äußerst frustrierend sein.

Personen der Architekturbranche muss endlich bewusst werden, dass die Verbesserung der Gleichberechtigung nach wie vor aktuell ist und sich mitten in der Entwicklung befindet.

Die Architektur Studentin Katharina Dunkl hat im Sommersemester 2019 im Rahmen der Lehrveranstaltung „Chancengleichheit für Frauen in der Architektur nach 100 Jahren Frauenstudium TU Wien?“ eine Seminararbeit mit dem Titel „Der Bedarf an Maßnahmen zur Vorbereitung auf die beruflichen Rahmenbedingungen als Architektin an der Technischen Universität Wien“ verfasst. In dieser Arbeit hat sich die Studentin als Ziel gesetzt, den Leser*innen aufzuzeigen, wie unzureichend das Architekturstudium an der TU Wien Frauen für die zukünftige Berufspraxis sensibilisiert und vorbereitet. Zu Veranschaulichung werden in der Arbeit einige best-practise Beispiele aufgezeigt, wovon auch einige hier in der Kategorie Studierende unter best-practise Beispiele zu finden sind. Es soll so ein Bewusstsein für diese wichtige Thematik für alle Universitäten geschaffen werden.

Während des Architekturstudiums sollten den Student*innen die Schwierigkeiten und Hürden in der Architekturpraxis aufgezeigt werden, um ihnen so das Thema „Frauen in der Technik“ nachhaltig bewusst zu machen.

Um den Bedarf eindeutig nachzuweisen, wurde unter Architekturstudentinnen an der TU Wien eine Umfrage durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass eine Vielzahl an Frauen Maßnahmen zur Vorbereitung auf die berufliche Praxis annehmen würden. Es wurde klar, dass die Studentinnen nicht über das vorhandene Angebot oder Maßnahmen informiert waren. Unter den von den befragten Studierenden genannten Beispielen waren Pflichtveranstaltungen, Wahlfächer, Zusatzangebote oder Veranstaltungen zur Frauenförderung.

Vorhandene Angebote an der TU Wien

Ihm Rahmen des 2019 gefeierten Jubiläums „100-jähriges Frauenstudium an der TU Wien“ gibt es seither zahlreiche Angebote für Frauen an der Technischen Universität Wien.

Veranstaltungen wie „No More Bullshit“, „Plattform für Streitreden“, „Pionierinnen“, „TU Wien Frauen Preis“ oder das „TU Frauenfest“ behandelten Themen wie Frauen, Fakten und Geschichten, Gesellschaft, Machtstrukturen, Feminismus, etc.

Auch der Frauenlauf oder Hürdenlauf „der mühsame Weg der Frauen in die TU Wien“ wurde als eine Metapher veranstaltet. Außerdem standen einige weitere öffentlich zugängliche Mentorings, Ausstellungen oder Podiumsdiskussionen zu den Themen am Programm.

Ergebnisse der Umfragen

Die Umfrageergebnisse zeigten, dass die Studentinnen dieses vorhandene Angebot nicht bis kaum wahrgenommen haben. Viele sind sich der schwierigen Rahmenbedingungen und der komplizierten Situationen von Frauen im Architekturberuf kaum bewusst.

Aus diesen Umfragen ließ sich erkennen, dass das bereits vorhandene Angebot zur Frauenförderung an der TU Wien dem Anspruch nicht genügt, die Bewusstseinsbildung der Studenten und Studentinnen zu den Themen „Gender Studies“ oder „Berufsrealität“ voranzubringen.

Es zeigte sich eindeutig, dass ein Problem in der Ausbildung an der TU Wien besteht und dass trotz der Veranstaltungen 2019 im Rahmen der 100-jährigen Frauen Jubiläumsfeier bei Studentinnen der TU Wien kein Wissen über das doch vorhandene Angebot steht.

Je nach Hochschultyp erfahren Studentinnen in Österreich laut einer Studie des IHS von 2015 mehr oder weniger Diskriminierung oder abfällige Kommentare. Überraschend weit vorne liegen Kunstuniversitäten, an denen 32% der Studierenden bereits Diskriminierungserfahrungen gemacht haben. Die Medizinische und Allgemeine Hochschule belegen den zweiten Rang mit jeweils 24%. Die Technische Universität Wien nimmt mit einem vergleichsweisen niedrigen Prozentsatz von 22% einen Platz weiter hinten ein.

Ebenso wurde bei der Studie der Diskriminierungserfahrungen nach Geschlecht unterschieden. Frauen werden mit 27% häufiger diskriminiert, wohingegen dies nur bei 17% der männlichen Studierenden der Fall ist.

Sexuelle Übergriffe an universitären Einrichtungen sind nach wie vor ein Tabuthema. Laut Sylwia Bukowska, Leiterin der Abteilung für Frauenförderung und Gleichstellung an der Universität Wien, gehe es immer auch um Macht. Daher komme es auch, dass über dieses Thema geschwiegen wird. Unter anderem trägt mit Sicherheit dazu auch die medial und gesellschaftlich weit verbreitete Degradierung von Frauen als Sexualobjekten bei. Es passiert leider viel zu häufig, dass männliche Dozenten und Lehrende diese „Macht“ ausnutzen und sich an Studentinnen vergreifen. Um ihre Ausbildung oder Endnote bei eben jenem Professor nicht zu gefährden, schweigen diese meistens.

Was wird als sexueller Missbrauch definiert?

Ein weiteres Problem stellt die Kategorisierung der Tat dar. Die Definition eines sexuellen Delikts kann sehr weitläufig sein, deshalb ist es auch so schwer eine tat zu erkennen. Laut Gesetz muss das Verhalten des Täters auf das Opfer als unerwünscht oder unangebracht wirken und zusätzlich eine Einschränkung der akademischen Umwelt hervorrufen, sodass eine Anzeige und Strafe herbeigeführt werden können. Die Universitäten Wien, Salzburg und das Mozarteum haben zur Erleichterung der Definition eigene Leitfäden in Form von Broschüren herausgegeben. Die Broschüre trägt den Namen „Grenzen. Erkennen. Benennen. Setzen.“. Hier wird zwischen verbaler und non-verbaler Gewalt unterschieden. Diese reicht von unangebrachten Berührungen oder gar Geschenken, Erkundigen über das Sexualleben, „Ausziehblicken“, abwertenden Namensgebungen bis hin zur Vergewaltigung. Trotzdem herrscht in Österreich nach wie vor ein Mangel an Anlaufstellen für Betroffene und Opfer, da dieses Tabu Thema ein echtes Problem bleibt oder gar nicht erst ernst genommen wird.

Woran erkenne ich sexuellen Missbrauch?

Folgende Liste zeigt typische Beispiele für sexuelle Belästigung als Machtmissbrauch im universitären Kontext:

1. Du befindest dich in einer Prüfungssituation und ein*e Prüfer*in nützt die Situation für zweideutige Anspielungen oder unangenehme körperliche Nähe gegenüber dir aus.

2. Du bist Assistent*in und dein*e Professor*in bucht beim gemeinsamen Konferenzbesuch ein Doppelzimmer. Als Begründung werden die reduzierten Kosten genannt.

3. Du bist bei einem Betreuungsgespräch und der*die Betreuer*in stellt dir unangebracht intime Fragen nach deinem Beziehungsstatus oder Sexualleben.

4. Du wirst trotz dankender Ablehnung von einem*einer Dozenten*in zu einem gemeinsamen „Arbeitsessen“ eingeladen. Dies zählt als Annäherungsversuch.

Ein viel diskutiertes Thema im Bereich des Studiums als Frau ist das Studieren mit Kind*ern. Vergleichsweise herrscht eine deutliche Überzahl an studierenden Müttern als an Vätern. Das gilt nicht nur Österreich sondern auch weltweit. Viele Frauen stellen sich die Frage, wie sie Studium und Familie miteinander vereinbaren können.

Von einigen Frauen wird „Studieren mit Kind*ern“ als ein erfolgreiches Lebenskonzept angesehen. Viele bewundern es, wie diese zwei der wichtigsten und anspruchsvollsten Lebensaufgaben miteinander kombinieren und bewältigen können. Einerseits, der Erwerb einer höheren Ausbildung, für späteren beruflichen Erfolg, und andererseits, die Kindererziehung. Es ist also nicht überraschend, dass es betroffene Frauen gibt, die mit der Situation massiv überfordert sind und eine der beiden Aufgaben vernachlässigt werden müssen. Nachvollziehbarerweise ist es in den meisten Fällen der akademische Teil, der dann auch oft komplett abgebrochen wird.

Dieser Alltag ist oft mühsam zu bewältigen, in den seltensten Fällen kann das Kind auf die universitäre Einrichtung mitgenommen werden. Wenn man das Ganze aus beruflicher Sicht betrachtet, ist es ein Vorteil, das angefangene Studium möglichst schnell abzuschließen. Dies wird dann Großteils nachts erledigt, wenn man Zeit hat, weil der Nachwuchs schläft.

Der dadurch verursachte erhöhte Stresspegel der Mutter kann zu psychischen und physischen Beschwerden führen oder sich negativ auf die Erziehung auswirken.

Vorzüge des Studierens mit Kind

Trotz vieler Unannehmlichkeiten stehen die meisten Frauen zu ihrer Entscheidung, ein „duales“ Leben zu führen. Ein wesentliches Argument der Betroffenen hinsichtlich der Lebensplanung ist folgendes: Während des Studiums sei es sinnvoll, die Familiengründung weitgehend abzuschließen, um danach noch relativ jung in das Berufsleben starten zu können und keine längere Pause zwischen Studienabschluss und Karrierestart zu riskieren. Zusammenfassend wird das Studieren mit Kind zwar als arbeitsintensiv, organisations-aufwendig und stressig erlebt. Allerdings ist es auch eine gute und sinnvolle Möglichkeit, den Wunsch nach Kindern und einer guten Berufstätigkeit zeitgleich zu verwirklichen.

best-practice-Beispiele

Die Daten zur aktuellen Situation für Architekturstudentinnen an der TU Wien zeigen, wie Frauen immer noch benachteiligt sind und im Laufe ihres Studiums mehr Gegenwind als ihre männlichen Kollegen, erfahren. International finden sich einige universitäre best-practice-Beispiele, die für diese Probleme Lösungen oder Lösungsansätze gefunden haben und dadurch für die TU als Vorbild gelten sollten.

Eine vielversprechende Maßnahme sind speziell auf Frauen abzielende Veranstaltungen, die dazu motivieren sollen in ein technisches Studium einzusteigen, um so den Anteil an weiblichen Studierenden, in den sonst traditionell männerdominierten Studienrichtungen, zu erhöhen. Weiters kann an Universitäten wie der KTH Stockholm oder der TU München beobachtet werden, wie sich die Beteiligung von Studierenden positiv auf das Klima an der Universität und insbesondere die Situation für Studierende verbessern können. Diese Beispiele verfolgen unterschiedliche Ansätze, wie zum Beispiel Seminare zur Einbringung von Vorschlägen der Studierenden oder offizielle Umfragen unter allen Studentinnen. So ist es möglich Meinungen oder Vorschläge der Studierenden wahrzunehmen, zu berücksichtigen und im besten Fall auch umzusetzen. Es lassen sich, unabhängig der Art der Beteiligung, positive Auswirkungen erkennen, an denen sich die TU Wien auch orientieren kann.

“Meine mit mir selbst gemachten Erfahrungen lehren mich, dass es kein Hindernis gibt, das eine Frau, die für das Fach Interesse und Neigung hat, nicht zu bewältigen vermöchte.”

Lois L. Howe

Beiträge

Um der Benachteiligung von weiblichen Studierenden an Universitäten entgegenzuwirken, bedarf es verschiedener Maßnahmen und Ansätze Dafür lassen sich europaweit „best-practice-Beispiele“ finden, die eine Vielzahl an Lösungsansätzen liefern und an denen sich auch an der TU Wien orientieren kann.

KTH Stockholm, Schweden

Auf der KTH Stockholm in Schweden werden sehr viele Publikationen, Events und Aktionen vor einem feministischen Hintergrund organisiert. So findet jährlich die Konferenz Architecture & Feminisms statt. Studierende der KTH nehmen im Rahmen der Konferenz am Kurs Architecture & Gender teil, der seit 2008 regelmäßig angeboten wird, und entwickeln Vorschläge für die Organisation der feministischen Architekturkonferenz. Diese zielt darauf ab, die Architekturpraxis an der Akademie zu transformieren und eine Kommunikationsplattform für Mitarbeiter und Studenten zu etablieren, um dort Kritik üben oder Diskussionen führen zu können. Weiters engagierten sich in der Vergangenheit Studierende selbstständig für mehr Gleichberechtigung hinsichtlich der Vergabe von Professuren. Generell zeigt dieses Beispiel, wie man Studierende dazu bewegen kann, an dem Diskurs teilzunehmen, und welche positiven Folgen es hat, wenn diese erkennen, dass ihre Meinung von der Führung auch wahrgenommen wird.

TU München, Deutschland

An der TU München wurde 2017 durch die Frauenbeauftragte Dr. Regine Heß eine Umfrage unter Studentinnen mit 195 Teilnehmerinnen durchgeführt. Sie wurden darin über ihre Ansichten zu Vorbildern, Weiterbildungsprogrammen, Studienangebot und Vereinbarkeit von Beruf und Familie befragt. Aus der Studie ging nach Auswertung hervor, dass bei vielen die Forderung nach mehr Weiterbildungsprogrammen, mehr Praxisteilen im Studium (mehr Vorbereitung auf den Berufsalltag), Vernetzung mit Büros oder Vermittlung von Praktika, mehr weiblichen Vorbildern oder mehr Angebot an Rhetorik- und Präsentationstraining besteht. Diese Erhebung zeigt die Wichtigkeit der Evaluierung der Meinung Studierender.

Im den Jahren 2017 und 2018 hat die Online-Plattform für Bau-, Einrichtungs- und Renovierungsprojekte houzz das Programm „Houzz Scholarships für Frauen in der Architektur“ erstellt, um die nächste Generation der Fachrichtung Architektur und Innenarchitektur zu fördern beziehungsweise zu unterstützen.

Studentinnen der Fachrichtung Architektur und Innenarchitektur, die 18 Jahre oder älter sind und an deutschen Hochschulen oder Universitäten eingeschrieben sind, konnten sich für das Stipendium mit einem Preisgeld von 3000 € bewerben. Mit Angabe von Kontaktdaten, Studieninformationen, besonderen Leistungen und einem kurzen Motivationsschreiben, welches sich auf die konkrete Fragestellung des ausgeschriebenen Stipendiums bezieht, kam man in den Lostopf.

Ausgewählt wurden die besten, originellsten und innovativsten Studentinnen in den Bereichen privates Design und Bauen.

Die „Informatica Feminale – Sommeruniversität für Frauen in der Informatik“ ist ein zweiwöchiges Sommerprogramm, welches an der Universität Bremen seit 1997 jährlich stattfindet. Dies wurde ins Leben gerufen, um die Gleichstellung von Frauen und Männern im Wissenschaftsbereich, insbesondere in der Informatik, zu fördern.

Ziel ist es, Frauen auf universitärer und wissenschaftlicher Ebene zu unterstützen, mehr Einfluss in diesen Themenbereichen zu erlangen. Das sogenannte Sommerstudium bietet Platz für erfahrene Informatikerinnen und Ingenieurinnen, Studentinnen und Frauen, die sich am Fach besonders interessieren. Es fungiert als Ort des Austauschs und der Kommunikation, aber auch als Möglichkeit, sich weiterzubilden. Die Universität Bremen sieht sowohl Studien- und Forschungsinhalte der Informatik wie auch die Struktur und Kultur im Hochschulbereich als zentrale Ausgrenzungsfaktoren für Frauen in der Informatik an. Hierbei soll die „Informatica Feminale“ als Hilfestellung dienen, da sie ausschließlich von Frauen besucht wird und maßgebliche Ziele verfolgt, wie z.B. die Erhöhung der Anzahl von Studentinnen und Absolventinnen im Informatikbereich. Das Programm 2020 wird aufgrund der „COVID-19“-Pandemie online abgehalten werden, denn die wenigen weiblichen Kolleginnen der Uni Bremen haben sich es nicht nehmen lassen, Ihre Tradition aufgrund der ungünstigen Voraussetzungen einer persönlichen Interaktion weiterzuführen.

Frauen sind in der Physik wenig vertreten und das Studium lockt auch wenige Studentinnen an. Aus diesem Grund veranstaltet die Freie Universität Berlin gemeinsam mit ihrer Partneruniversität in Uppsala, Schweden unter der Koordination von Prof Dr. Elvira Scheich und Leli Schiestl seit 2012 ein jährlich stattfindendes Sommerprogramm, um mehr Frauen für das Studium zu begeistern.

Inhalte der Sommerschule

Die Sommerschule zielt darauf ab, die Karrieren von Physikerinnen auf dem Weg von der Masterarbeit zur Promotion zu fördern. Das vierwöchige Programm, welches jeweils zwei Wochen lang in Berlin und in Uppsala stattfindet, kombiniert die Arbeit in den Universitätslabors, den Besuch von Forschungsinstituten, das Kennenlernen von Programmen zur Gleichstellung der Geschlechter und das Erlernen von Gender- und Wissenschaftsstudien. Im Mittelpunkt des Sommerschulkonzepts steht der bilaterale Austausch, um einen tieferen Einblick zu ermöglichen, wie Karrieren und Leben in der Physik für Frauen in verschiedenen Ländern und in verschiedenen Arbeitsbereichen aussehen.

Beteiligte an der Sommerschule

Die Sommerschule baut auf mehreren Ebenen auf, intensiviert und initiiert die Vernetzung: innerhalb der Peer Group der teilnehmenden Schüler, generationsübergreifend zwischen den Schülern und den beteiligten Lehrern, sowie zwischen Wissenschaftlern aus den Bereichen Physik und Gender Studies. Außerdem arbeiten noch Gleichstellungsbeauftragte und Vertreter aus Förderinstitutionen mit Studentinnen und Lehrern zusammen.

Dieses Projekt soll dazu dienen, dass sich Frauen aus europaweiten Forschungsinstituten und Universitäten miteinander vernetzen und mögliche Zusammenarbeiten in Zukunft planen.

 Die Freie Universität versucht, für die zukünftigen „Summer Schools“ weitere. Partneruniversitäten mit einer Physikfakultät zu finden, um das Programm ausweiten zu können.

Die University of Cambridge im Vereinigten Königreich hat sich zum Ziel gesetzt, sexuellen Missbrauch und jegliche andere Form von Gewalt aktiv zu bekämpfen. Hierfür wurde auf der Homepage im Mai 2017 ein anonymes Beschwerdeverfahren eingerichtet, wo Studenten und Angestellte der Universität Msissbrauch melden können.

Die Universität setzt auf eine sichere, einladende, integrative und vielfältige Gemeinschaft, die ein gesundes Umfeld und eine Kultur des gegenseitigen Respekts und der gegenseitigen Rücksichtnahme fördert und es allen Mitgliedern ermöglicht, ohne Angst vor Belästigung, Mobbing, Diskriminierung, sexueller Gewalt, Missbrauch und Zwang zu leben. Es wurde ein Meldeverfahren auf der offiziellen Homepage ins Leben gerufen, wo verschiedene Möglichkeiten geboten werden, Missbrauch zu melden oder zu verarbeiten – dieses Verfahren basiert auf Anonymität.

Angebote der Universität

Zu dem Meldeverfahren gehört ein Beschwerdeverfahren, bei dem die Studierenden verlangen können, dass das Verhalten einer*s anderen Studierenden untersucht wird, ohne dass formelle Maßnahmen ergriffen werden. Dies gilt auch für Angestellte oder Professor*innen der Fakultät. Zusätzlich sind Workshops und Onlinekurse zur Verfügung gestellt worden, um Opfern von Misshandlung unentgeltlich und so gut wie möglich zu helfen.

Um sexuelle Vorfälle weitgehend zu verhindern, findet man auf der Website ebenfalls Ratgeber, inwieweit ein persönliches Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrenden tolerierbar ist und wann dies zu einer Straftat wird. Des Weiteren ist ein eigenes Portal eingerichtet, auf dem Student*innen, die fälschlicherweise eines Übergriffs beschuldigt werden, Hilfe und Ratschläge suchen können.

Nutzung der Plattform

Zwischen der Einrichtung des Tools zum Melden von Vorfällen im Mai 2017 und Jänner des Folgejahres 2018, einem Zeitraum von neun Monaten, wurden bereits 173 anonyme Meldungen ausgefüllt. Dabei wurde unter anderem ein enormer Anstieg nach der im Oktober 2017 gestarteten Kampagne gegen sexuelles Fehlverhalten „Breaking the Silence“ verzeichnet. Aufgrund dieser Zahlen erachten die Verantwortlichen der Universität die Plattform als Erfolg, auch wenn dies gleichzeitig ein Weckruf sein sollte, mehr Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung am Universitätscampus zu unternehmen.

Um sexuelle und emotionale Belästigung am Campus der Cornell University in Ithaca, New York, vorzubeugen, wurde vom Skorton Center for Health Initiatives der Cornell Health, einer Einrichtung zur medizinischen Betreuung der Studenten, 2016 ein Video und ein Workshop unter dem Namen „Intervene Bystander Campaign“ entwickelt.

Was ist Intervene?

Intervene besteht aus einem 20-minütigen Video und einem persönlichen Workshop. Das Video besteht aus kurzen Szenarien, die demonstrieren, auf welche Weise Studierende in problematischen Situationen eingreifen („intervene“) können. Dabei werden sieben unterschiedliche Situationen von sexuellem Missbrauch über emotionale Belästigung bis zu Alkoholmissbrauch thematisiert. Der Workshop soll die Möglichkeit bieten, das Video gemeinsam mit anderen Studierenden anzusehen und im Anschluss eine Diskussion zu führen, um zu reflektieren, welche Einstellung und welches Verhalten das Eingreifen in bestimmten Situationen beeinflusst. Die Kampagne ist dafür vorgesehen, sowohl bei „undergraduate“, „gradauate“ als auch „professional students“ eingesetzt zu werden.

Welche Auswirkungen hat Intervene auf die Studierenden?

Das Skorton Center for Health Initiatives führte eine gründliche Evaluierung des Videos und Workshops durch. Dabei wurde erforscht, wie effektiv jeweils das Video und der Workshop als Maßnahmen wären und ob dadurch Auswirkungen nachweisbar seien. In einer Umfrage wurden in diesem Zusammenhang erfragt, inwieweit Studierende eine Situation als Problem erkennen, die Verpflichtung einzugreifen verspüren und tatsächlich eingreifen würden. Nach vier Wochen zeigten die Resultate, dass Student*innen, die das Video gesehen hatten, in den meisten Fällen eine höhere Bereitschaft zeigten, zu intervenieren als eine Kontrollgruppe, die das Video nicht gesehen hatte. Auch die Umfrage unter Besucher*innen des Workshops zeigte ähnliche Ergebnisse und eine erhöhte Bereitschaft.

Die Präambel des  dem Frauenförderungsplan der Technischen Universität Wien: „Studentinnen sollen durch weibliche Rollenvorbilder zu einer wissenschaftlichen Karriere motiviert werden.“ Und die Maßnahme „Kommunikation von positiven Rollenmodellen“ aus dem Entwicklungsplan der Technischen Universität Wien Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen, Maßnahmenpakete, bilden den Grundstein für den Frauenpreis der Technischen Universität Wien.

Mit dem Frauenpreis werden erfolgreiche Absolventinnen der Technischen Universität Wien die in ihrer Berufskarriere Projekte und Aufgaben ausgeführt haben welche von wichtiger gesellschaftlicher, wirtschaftlicher oder wissenschaftlicher Thematik sind. Die Sichtbarmachung der individuellen Biografien machen die Karriereoptionen eines technisch-naturwissenschaftlichen Studiums an der TU Wien greifbar und bekommen durch die Nominierten Frauen ein Gesicht. Des Weiteren dient die Ehrung der Absolventinnen durch den Frauenpreis dazu eine Vorbildwirkung für Schülerinnen und Studentinnen zu erzeugen und diese in Bezug auf ihre eigene Berufsplanung, zu Inspirieren.

“Es gibt viele erfolgreiche Frauen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich mit tollen Karrieren und Projekten. Trotzdem hält sich das Bild der männerdominierten Technik. Deshalb holen wir unsere Absolventinnen vor den Vorhang. Wir wollen zeigen, was Frauen leisten, und die nächsten Generationen an Technikerinnen inspirieren”, Anna Steiger, Vizerektorin für Personal und Gender das Ziel des Preises.

Erstmals wurde der Frauenpreis im Jahr 2015 verliehen und erfolgt seit dem jährlich. Dieser wird von einer hochkarätigen Jury aus Politik und Wirtschaft verliehen. Die Architekturstudentin Helene Schauer entwarf hierfür eine Preis-Skulptur.

Der Absolvent*innen Verein der TU Graz „Almuni TU Graz 1887“ hat das Forum WomenUniverse gegründet. Seit Mai 2019 finden regelmäßig Veranstaltungen statt, worin Themen wie Frauen in der Technik behandelt werden. In dem neuen Format WomanTalks haben Absolvent*innen, Student*innen und alle Frauen*, die an Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft interessiert sind, die Möglichkeit über diverse Themen zu sprechen und diskutieren zu können. Außerdem soll das Format zu gegenseitiger Inspiration und Interaktion führen. Frauen erzählen ihre Geschichte, teilen ihre Erfahrungen und finden Unterstützung der der individuellen Gestaltung ihrer Zukunft.

Die regelmäßigen Aktivitäten bieten die Möglichkeit sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und sich zu vernetzen. Die Ergebnisse dieser Talks (Ziele, neue Ideen) helfen bei der Fixierung der zukünftigen Ausrichtung der Aktivitäten und werden im Frühjahr 2021 vorgestellt. Anmeldungen zur Teilnahme erfolgen über die Webseite www.alumni.tugraz.at/womenuniverse.

Online-Diskussionen fanden bis März 2021 statt, moderiert von Gabriele Suppan.

Forderungen

1. Plattform für Gleichberechtigung als Anlaufstelle und Informationsquelle

Wir fordern eine online Plattform, die sich verstärkt mit der Thematik der Gleichberechtigung unter Studierenden auseinandersetzt. Diese sollte über die Uni Webseiten zugänglich und leicht zu finden sein. Hier sollte ein, wenn gewollt anonymer, Austausch zwischen Studierenden stattfinden können. Damit das geregelt ablaufen kann, werden zusätzlich zuständige Personen benötigt, die sich um den Austausch kümmern, Ratschläge oder im Fall der Fälle sogar professionelle Hilfe anbieten können. Außerdem sollte sie als Wegweiser für angehende Architektinnen dienen.

2. Studentinnen fördern

Wir fordern, dass Studentinnen von ihren Universitäten hinsichtlich Karrierechancen und Gleichberechtigungen gefördert werden. Andere Universitäten (siehe best-practise-Beispiele) und Vorreiter seiner Art dienen hier als Vorbilder. Um damit nicht nur Betroffene, sondern auch gleich die breite Masse zu erreichen, sollte dieses Thema für alle ansprechend wirken und nicht nur von Frauen organisiert werden. Diese können und sollen auch Universitätsübergreifend erfolgen: Programme zur Förderung und Vernetzung weiblicher Studierender sollten während des Semesters, oder aber auch in der Sommer oder Winterpause angeboten werden.

3. Beratungsstellen für Betroffene an Universitäten einrichten

Wir fordern Beratungsstellen, die direkt an den Universitäten zugänglich sind. Es sollte neben der geforderten online Plattform noch weitere Möglichkeiten geben. Es ist wichtig sich vor Ort auszutauschen und beraten lassen zu können.
Studierende, die von Diskriminierung, sexueller Belästigung oder geschlechtsfeindlichen Gegebenheiten etc. in ihrem universitären Umfeld betroffen sind, können diese Beratungsstellen gratis nutzen. 
Sollte es nicht möglich sein, die Betroffenen ausreichend zu betreuen, gäbe es zumindest hier die Möglichkeit, an andere professionelle Hilfestellung, wie Therapeut*innen, weitergeleitet zu werden.

4. Bewusstsein stärken

Das Bewusstsein von Studierenden und Lehrenden, sowie anderen Mitarbeitern und Mitwirkenden im universitären Bereich soll in Form von gesteigerter Präsenz auf der Website, über Plakate an der Universität und am Campus etc. gestärkt werden.

5. Aufklärung über die Situation

Studierende sollten von Beginn an und auch fortlaufend während des Studiums durch Kampagnen über die aktuellen Situationen und Gegebenheiten aufgeklärt werden. Nur so kann das Thema in Zukunft für alle als selbstverständlich gelten und in den Alltag integriert werden. Dabei soll außerdem darüber informiert werden, wie sie in problematischen Situationen eingreifen können und sollen.

6. Infos zum späteren Berufsalltag

Für Studierende sollen auf den Webseiten der Universitäten Informationen zum späteren Berufsalltag stehen. Zudem soll ausreichend Vorbereitung auf die Praxis zur Verfügung gestellt werden.

Meine Erkenntnis […] ist, dass es gerade als Frau wichtig ist nicht wegzuschauen, wenn Ungerechtigkeiten passieren.”

Katharina Dunkl

Lehre

Vielfach wird Architekturschaffen und Architekturtheorie noch immer mit Leistungen von Männern verbunden, obwohl Frauen seit mehr als 100 Jahren in der Architektur planend, forschend und lehrend tätig sind. Momentan werden kaum bis gar keine architekturschaffenden Frauen und deren Werke als Referenzen in der Lehre an den Universitäten erwähnt. Des Weiteren gibt es keine genderspezifische Lehrveranstaltung im Studienplan Architektur. Einige internationale best-practice-Beispiele zeigen nun, wie mit diesen Problemen sinnvoll umgegangen werden kann, und haben Lösungsansätze entwickelt, die auch an der TU Wien verfolgt werden könnten und sollten.

Mithilfe der Erkenntnisse aus der aktuellen Situation und der Studie von internationalen Beispielen werden hiermit Forderungen an die TU Wien formuliert. Einerseits soll auf die dramatische Unterrepräsentanz von weiblichen Architekturschaffenden und genderspezifischen Inhalten in der Lehre aufmerksam gemacht werden und andererseits werden Lösungsvorschläge zur Behebung der angesprochenen Probleme im Bereich der Lehre geboten.

Situation

Architekturstudierenden fehlt es an weiblichen Vorbildern. In Vorlesungen wird kaum bis nie auf architektonische Beispiele von weiblichen Architekturschaffenden verwiesen und wenn, dann meist nur in Verbindung mit männlichen Kollegen. Des Weiteren ist im Studienplan keine Lehrveranstaltung, die sich explizit mit gender-relevanten Themen beschäftigt, vorhanden, da die Vorlesung „Gender Studies“ 2019 aus dem Lehrplan genommen wurde. Hinzu kommen wenig Praxisbezug und die fehlende Vorbereitung auf den Berufsalltag in der Lehre, die später Frauen den Einstieg in die Arbeitswelt erschweren.

Die folgenden Beiträge zur aktuellen Situation und der Darstellung des Inhalts der Lehrveranstaltungen sollen hiermit einen Eindruck über die Einseitigkeit der Lehre der Fakultät Architektur an der TU Wien geschaffen werden. Dies dient dem Bewusstsein für das Fehlen von Frauen als Vorbildern und soll ein Anstoß für die Setzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Lage sein.

„Im universitären Umfeld braucht mensch sich nur in der Hierarchie des Systems umsehen: je höher mensch die Hierarchie hinaufsteigt, sind auch in der Architektur signifikant weniger Frauen* zu finden“

– Christian Kühn

Beiträge

In vielen Fächern des Bachelor- und Masterstudiengangs Architektur an der TU Wien finden Frauen wenig bis gar keinen Platz in den Vorlesungsinhalten. Gibt es stattdessen ausreichend viele Fächer, die sich explizit mit Gender befassen?

Gender im Bachelorstudienplan

Bis 2018 wurden Studierende im Bachelorstudiengang Architektur im Rahmen der Pflichtvorlesung „Gender Studies“ im Umfang von 2 ECTS in der Gender Lehre unterrichtet. Ab dem Sommersemester 2019 ist diese Vorlesung jedoch nicht mehr Teil des Studienplans und wurde durch die Lehrveranstaltung „Architekturtheorie 2“ ersetzt. Diese befasst sich zwar, genauso wie die Pflichtvorlesung „Architekturtheorie 1“, auch mit genderspezifischen Gesichtspunkten. Diese, sind allerdings neben anthropologischen, sozialen, kulturellen, politischen und ästhetischen Inhalten nur ein wenig umfangreicher Bestandteil. Die VO „Gender Studies“ hingegen beschäftigte sich hauptsächlich mit der Analyse genderspezifischer Theorien.

Eine Auseinandersetzung mit gender- und queerspezifischen Themen ist darüber hinaus nur in nicht-verpflichtenden Lehrveranstaltungen möglich, die nur von einem Bruchteil der Vielzahl an Architekturstudierenden besucht werden. Im Sommersemester 2020 waren dies die Wahlseminare „Kunst und Gestaltung“, „Kunst und Gestaltung 2“ und „Sozialer Wohnbau: Treffsicherheit von Planung und Leistbarkeit für Frauen? Wohn- und frauenpolitischer Handlungsbedarf?“ und des Wahlfaches „Frauen in Architektur und Raumplanung – Daten, Informationen, Kommunikation“

Gender im Masterstudienplan

Im Rahmen des Masterstudiums müssen Studierende Lehrveranstaltungen im Umfang von mindestens 120 ECTS absolvieren. Dafür können sie aus einem weitreichenden Pool aus Modulen auswählen, unter welchen sich allerdings im Sommersemester 2020 keine einzige Lehrveranstaltung, die sich mit genderspezifischen Themen auseinandersetzt, befindet. Masterstudierende konnten in diesem Semester lediglich das, für Bachelorstudierende vorgesehene, Wahlfach „Frauen in Architektur und Raumplanung – Daten, Informationen, Kommunikation“ besuchen.

Freiheit der Lehre

Zu vermittelnde Lehrinhalten und zu erreichende Lernergebnisse werden durch die Studienkommission über das Curriculum und durch die sich darin befindenden Modulbeschreibungen festgelegt. Grundsätzlich gilt jedoch das Prinzip der Freiheit der Lehre. Dies bedeutet, dass die Verantwortung der Übermittlung von Architektur-relevanten Themen wie eine kritische Auseinandersetzung mit intakten Geschlechterrollen, Vorbildern und Geschichtsschreibung, sowie anderen genderspezifischen Thematiken, bei den Lehrenden liegt. „Dass das [Unterrichten an der TU Wien – Anm. d. Verf.] ein Potential hat, Genderthemen zu transportieren, stimmt natürlich; es hat mich als Studiendekan_ noch niemand besucht, um mir zu empfehlen, das zu verstärken“ Studiendekan Christian Kühn.

Externe Lehrende – Inhalte und Verhalten

Die Verantwortung über Erfahrungen, welche Studierende während den Betreuungen machen, liegt bei den Forschungs Bereichsleitungen, die darüber entscheiden welche Personen zur Betreuung der Studierenden als externe Lehrbeauftragte eingesetzt werden und der_die Studiendekan_Studiendekanin, der_die die Lehrbeauftragung bestätigt. Der Arbeitskreis für Gleichbehandlung AKG, die Abteilung Genderkompetenz, und auch die Studienvertretung stehen dabei nur in der Verantwortung als Anlaufstelle zur Hilfe und Beratung von Studierenden, zu fungieren.

Links

Website: Aufbau des Bachelorstudiums Architektur.  Wien, 2020

Website: Aufbau des Masterstudiums Architektur. Wien, 2020

Katalog: SS20 Course Catalogue – Fachbereich Architekturtheorie und Technikphilosophie. Wien, 2020

Seminararbeit:  Frauen_förderung im Architekturstudium an der Technischen Universität Wien, Gegenüberstellung struktureller Maßnahmen und Erfahrungen zu Chancengleichheit, VIKTORIA EDLER, Technischen Universität Wien, Betreuung: Arch. DI Dr. Sabina Riß Sommersemester 2019

Frauenanteil an Vorlesungsinhalten (ab 1920)

Für diese Diagramme wurden die im Rahmen von Vorlesungen des Bachelorstudiengangs Architektur im Wintersemester 2019 und Sommersemester 2020 gezeigten architektonischen Beispiele herangezogen und der Anteil an von Architektinnen geschaffenen Werken errechnet. Dabei flossen nur architektonische Werke, die ab 1920 errichtet oder geplant wurden, in die Berechnung mit ein, da zu dieser Zeit den ersten Frauen in Europa der Zugang zu technischen Universitäten gewährt wurde. In der Legende werden unter „beide“ in Zusammenarbeit von weiblichen und männlichen Architekt*innen entwickelte Architekturen verstanden. Grundlage waren die Vorlesungsunterlagen, die den Studierenden zur Verfügung gestellt wurden. Dabei zeigt sich in allen Vorlesungen eine gravierende Unterrepräsentanz von weiblichen Architektur Schaffenden: In den Pflichtvorlesungen Hochbau Einführung und Hochbau 1 liegt der Frauenanteil jeweils um 1%. Im Wahlfach Architektur in Nordamerika und im Pflichtfach Architektur- und Kunstgeschichte des 19. und 20. Jh. werden gar keine Werke genannt, die nur von Frauen stammen. Wenige Architekturprojekte, an denen Frauen mit Männern zusammen arbeiteten sorgen dafür, dass zumindest ein Bruchteil der Vorlesungsinhalte von Frauen handeln. In der Legende wird unter “beide” die in Zusammenarbeit von weiblichen und männlichen Architekt*innen entwickelten Architekturen verstanden.

Links

Lehrveranstaltung: 253.254 Hochbau Einführung – Fakultät für Architektur und Raumplanung, TU Wien. Wien, 2019

Lehrveranstaltung: 253.255 Hochbau 1 – Fakultät für Architektur und Raumplanung, TU Wien. Wien, 2019

Lehrveranstaltung: 257.082 Architektur- und Kunstgeschichte des 19. und 20. Jh. – Fakultät für Architektur und Raumplanung, TU Wien. Wien, 2019

Lehrveranstaltung: 251.113 Architektur in Nordamerika – Fakultät für Architektur und Raumplanung, TU Wien. Wien, 2019

Seminararbeit: Frauen_förderung im Architekturstudium an der Technischen Universität Wien,Gegenüberstellung struktureller Maßnahmen und Erfahrungen zu Chancengleichheit, VIKTORIA EDLER, Technischen Universität Wien,Betreuung: Arch. DI Dr. Sabina Riß Sommersemester 2019
https://diearchitektinnen.files.wordpress.com/2021/02/frauen_foerderung-im-architekturstudium-an-der-tu-wien.pdf

An der Universität Innsbruck fand im Jahr 1978 die erste frauenspezifische Lehrveranstaltung „Frauen und Politik“ statt. Seither hat die frauen- und genderspezifische Lehre eine nachhaltige Entwicklung in Innsbruck genommen. Die Weiterentwicklung, Verankerung und verstärkte Integration der Geschlechterperspektive in der universitären Lehre ist nach wie vor ein weites Betätigungsfeld und erfordert teilweise viel Fantasie und Hartnäckigkeit.

Die Universität Innsbruck bietet in jedem Studienjahr ein umfangreiches Angebot an einschlägigen Lehrveranstaltungen aus vielen verschiedenen Fachbereichen: Erziehungswissenschaften, Alte Geschichte, Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Theologie, Psychologie, Germanistik und Romanistik, Architektur und Bauingenieurwesen.

Gender Lehre an der Fakultät für Architektur

Für Bachelorstudierende gibt es beispielsweise jährlich das Seminar „Gender Studies“ als Wahlmodul oder die Vorlesung „Genderforschung“. Das Wahlseminar „Gender Studies“ am Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte hatte im Jahr 2018 das Thema „GenderSpace – Feministische Strategien in Raumproduktion und Raumaneignung“. Die Student*innen reflektierten und analysierten entlang von Schlüsseltexten, Blogs und künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum kritisch die Verwobenheit von Geschlecht, Herkunft und Klasse. Dabei wurde unterschiedlichen Fragen, wie beispielsweise „Was und wie wird eine Stadt gebaut?“ oder „Wo liegen Reglementierungen und Ausschlüsse, wo mögliche Raumaneignungen und subverse Zwischenräume?“, nachgegangen. So sollten die Studierenden lernen, über geschlechtergerechtes Bauen nachzudenken und zu sprechen.

Zu den Lernergebnissen zählen Kenntnis der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Gender Studies sowie grundlegender Texte, Thesen und Positionen; Entwicklung eines Problembewusstseins in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit in verschiedenen Kontexten und das Erlernen von Argumentationsstrategien.

Für Masterstudent*innen steht im jährlich das Seminar „Mainstreaming in der Architektur“ ebenfalls am Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte zur Wahl. In dem Seminar wird aufgezeigt wie verbaute Räume Raum, Architektur, Umwelt Manifestationen von Beziehungsstrukturen und Herrschaftsverhältnissen sind. Also Ausdruck der Stellung der Geschlechter zueinander. Die Rollenbilder der Gender Studies spiegeln sich in der Ausbildung und Arbeitsbedingungen von Architekt*innen wider. Diese wiederum bestimmen die Aneignung der von Männern definierten Räume durch Frauen. Im Zuge des Seminars werden die Geschichte der Rollenbilder, deren Produktion, Mechanismen und Auswirkungen erforscht und hinterfragt, um dann Alternativen aufzeigen zu können.

Weibliche Architektinnen werden wesentlich seltener als Referenz in der Lehre herangezogen. Dieser Umstand ist europa- und weltweit an vielen Universitäten erkennbar. Am Beispiel einer Vorlesung an der Fakultät für Architektur der University of Cambridge wurde dies anhand von detaillierten Zählungen genau ausgearbeitet.

Vorlesungen von Neil Levine

Neil Levine war von 1994 bis 1995 Slade Professor of Art der ältesten Professur für Kunst an den Universitäten Oxford, Cambridge und London, an der University of Cambridge und war in der Lehre tätig. Seine Vorlesungen wurden 2010 im Buch Modern Architecture: Representation and Reality der Yale University Press zusammengefasst, weshalb der Anteil an erwähnten Frauen für diese spezielle Vorlesung sehr gut nachvollziehbar ist und so ein Bild von der Lage in anderen europäischen Ländern vermittelt werden kann. Die angebliche Aktualität und Zeitgemäßheit der Vorlesungsinhalte werden durch die Veröffentlichung als Buch, die erst 2010 erfolgte, bewiesen.

Frauen als Referenz in den Vorlesungsinhalten

Im Buch MoMoWo. Women designers, craftswomen, architects and engineers between 1918 and 1945 von Marjan Groot et. al. wurde das Buch und die darin enthaltenen Vorlesungsinhalte analysiert. Die Verfasser*innen kamen dabei zu folgendem Ergebnis: 353 zitierten Männern stehen nur 27 Frauen gegenüber. Nur fünf architekturschaffende Frauen wurden als Referenz erwähnt und von diesen wurden nur die Architektinnen Denise Scott-Brown und Cammie McAtee öfter als zweimal erwähnt. Allerdings werden diese zwei Vertreterinnen auch hauptsächlich für literarische Referenzen herangezogen, während ihr Leben und Werk im Gegensatz zu den männlichen Architekten nicht beschrieben werden. Damit fällt dieses Buch durch den Torre Test, der auf drei Kriterien basiert und Literatur anhand Anzahl und Ausführlichkeit der Erwähnungen von Frauen bewertet.

best-practice-Beispiele

Wie mit den angesprochenen Problemen in der Lehre sinnvoll umgegangen werden kann, zeigen einige internationale best-practice-Beispiele, die dafür sehr brauchbare Lösungsansätze entwickelt haben. So werden beispielsweise die Studierenden an der University of Illinois mit mehr Praxisbezug in Form von Exkursionen und Treffen mit Fachleuten besser auf die Berufswelt vorbereitet. Das Etablieren von „Gender-Lehrveranstaltungsserien“ oder Exkursionen zu unterrepräsentierten Architekturen stärken an dieser Hochschule das Bewusstsein für Frauen in der Architektur. Außerdem wird an der Akademie der bildenden Künste Wien versucht, nach einer Gender-Evaluierung des Lehrplans diesen so anzupassen, dass er genderspezifischen Ansprüchen gerecht wird.

Dies ist nur ein Einblick in die möglichen Maßnahmen, doch all diese Schritte tragen dazu bei, einerseits weiblichen Architekturstudentinnen mehr Vorbilder zu geben und ihnen andererseits schon viel früher ein umfassendes Bild der beruflichen Realität von Architekt*innen zu bieten.

„Bei Genderwissen handelt es sich dann um eine Zumutung, die nicht zur universitären Tätigkeit gehört?“ 

– Brigitte Ratzer

Beiträge

Am Institut für Kunst und Architektur der Akademie der bildenden Künste Wien formierte sich im Wintersemester 2017/18 eine Gender-Arbeitsgruppe in der Curriculakommission. Dieser Gründung ging die Bekundung des Interesses, Gender-, Queer- und dekolonialistische Themen in alle Curricula zu integrieren, des Senatsvorsitzenden voraus. Sie setzt sich aus Repräsentant*innen von Lehrenden und Studierenden wie z.B. DI Antje Lehn zusammen.

Vorgehensweise der Arbeitsgruppe

Als ersten Schritt wurden von der Arbeitsgruppe Strategien entwickelt; in diesem Zusammenhang wurde u. a. der Leitsatz „teaching goals, NOT teaching contents“ formuliert. In einem nächsten Schritt wurden die auf der Website der Akademie formulierten Lehrziele aller Lehrveranstaltungen gelesen und überarbeitet. Danach wurden mehrere Expert*innen zu gender- und queer-spezifischen Themen eingeladen. Als vierten und letzten Schritt setzte sich die Gruppe zum Ziel, die Änderungen am Curriculum der Kommission vorzuschlagen und zu diskutieren und anschließend im Senat zu präsentieren. Planmäßig sollten die geänderten Lehrziele dann im Studienjahr 2020/21 in Kraft treten.

Ziele der Arbeitsgruppe

Mit diesen Maßnahmen verfolgt die Gender-Arbeitsgruppe vor allem das Ziel, an der Fakultät und unter den Studierenden ein gesteigertes Bewusstsein für diese Themen zu schaffen. Außerdem verfolgen sie die Absicht, akademische Trainings zu Gender-, Queer- und dekolonialistischen Themen für alle Lehrkörper des Instituts einzuführen, und generell, dass die Menschen in die Problematik involviert werden, da dies zu einer breiteren Akzeptanz führt.

Links

Lehrplan: Studienplan für das Bachelorstudium Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien (BArch) – Curriculumskommission für Architektur, Institut für Kunst und Architektur, 2018 

Präsentation: Gender and feminist potentials in (teaching) architecture Working Group Gender* – IKA Institut für Kunst und Architektur, Akademie der bildenden Künste, Wien, 2019

Im Burgenland vergibt das Referat Frauen, Antidiskriminierung und Gleichbehandlung der Landesregierung Förderpreise an Bachelor-/ Masterarbeiten, welche ihr zu behandelndes Thema vor dem Hintergrund feministischer Theorie betrachten. Monografien und wissenschaftliche Aufsätze, die demnach Genderaspekte in ihrer Arbeit mit einbeziehen können an dieser Ausschreibung teilnehmen. Dabei ist die Einreichung der Arbeiten, im Umfang von mindestens 20 Seiten bis spätestens 31. Oktober 2021 an die Burgenländische Landesregierung zu übermitteln.

Somit wird Student*innen, welche ihren Haupt- oder Nebenwohnsitz im Burgenland haben, die Möglichkeit geboten ein Preisgeld in Höhe von bis zu 1.500€ (1. Preis) gewinnen. Die Preise werden durch eine kompetente und unabhängige Jury den Autor*innen unter Voraussetzung der Teilnahmebedingungen zuerkannt.

Durch die Förderung mit der Auseinandersetzung von Themen, unter Berücksichtigung von Genderaspekten, wird die Wichtigkeit, jener feministischen Betrachtung von Thematiken verdeutlicht.

Das Netzwerk für Frauen- und Geschlechterforschung Nordrhein-Westfalen sieht eine Aufnahme von Genderaspekten in möglichst vielen Bereichen des Curriculums eines Studienganges vor und hat diese in Form der Website www.gender-curricula.com aufbereitet.

Im Zuge des Forschungsprojektes „Gender-Aspekte bei der Einführung und Akkreditierungen gestufter Studiengänge“ hat das Netzwerk für Frauen- und Geschlechterforschung Nordrhein-Westfalen Gender Curricula zu 54 Studienfächern in einer Datenbank zusammengefasst. Konkret geht es dabei um Vorschläge zur Integration von Lehrinhalten zur Frauen- und Geschlechterforschung in die Curricula aller Studienfächer Deutschlands. Diese Inhalte werden regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht.

Gender Curriculum „Architektur und Städtebau“

In dem Netzwerk findet man einen Lehrplan für die Studienrichtung „Architektur und Städtebau“. Lehrziel des Gender Curriculums für diese Richtung ist unter anderem die Vermittlung des Einflusses der kulturellen Konstruktion von Geschlecht auf die Planung, den Bau sowie die Wahrnehmung von Häusern und Städten. In möglichst vielen Bereichen des Studiums soll ein Verständnis für Genderfragen vermittelt werden. So können beispielsweise im Fach „Architekturgeschichte und -theorie“ Biografien von Architektinnen oder Designerinnen herangezogen und diskutiert werden. Auch im Rahmen von Projekt- und Baumanagement, Gebäudelehre und Entwerfen, Tragwerkslehre und Baukonstruktion, CAD und Städtebau sieht das Gender Curriculum eine Integration von Genderthemen vor. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang die Vermittlung von Hintergründen und Zielen der Integration der Geschlechterforschung in den Studienplan.

Das Curriculum wurde von Prof. Dr. Mary Pepchinski der Fakultät Bauingenieurwesen/Architektur der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden erstellt.

Gender Curriculum „Raumplanung und Stadtplanung” 

Neben dem Lehrplan für „Architektur und Städtebau” gibt es auch einen im Bereich „Raumplanung und Stadtplanung”. Hier sollen die Studierenden das Wechselverhältnis von Raum- und Geschlechterbeziehungen und deren Ko-Konstitutionen erlernen. Dabei sollen empirische Beobachtungen in den jeweiligen zeithistorischen, politischen und soziokulturellen Kontexten analysiert werden und die dadurch erkennbaren Kontigenzen führen dann zu neuen Perspektiven. Gleichzeitig wird auch ein Fokus auf die aktuellen planerischen Herausforderungen gelegt.

Durch Diskussionen und der Anwendung dieser Methoden beziehungsweise der Instrumente des Gender Planning während des Studiums soll die Kreativität, das Handlungswissen, sowie die Handlungskompetenz, als auch kritische Reflexionen der professionellen Praxis der Studenten angeregt und auch entfaltet werden.

In dem Lehrplan finden sich eigene Gender Module, aber auch die Verankerung als Querschnittsthema. So gibt es beispielsweise in den Grundlagenfächern (z.B. Modul zu gesellschaftlichen Grundlagen) die Möglichkeit eine einführende Vorlesung zum Thema „Raum und Gender“ zu besuchen, in welche unterschiedlichen thematischen Bezüge zwischen Gender Studies und Raumplanung hergestellt werden.

Durch die ständige Integration der Lehrinhalte in verschiedenen Kursen oder Modulen, ist das Thema für Studenten von Anfang an präsent. Gender Studies werden von vornherein als ein selbstverständlicher Bestandteil der Ausbildung gesehen.

Das Curriculum wurde von Dr. -Ing. Sandra Huning der Fakultät Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund erstellt.

Aus Anlass der unterschiedlich hohen Quoten von Frauen im Architekturstudium und der Berufspraxis entwickelten die Autorinnen Brigitte Caster und Martina Schulz im Sommersemester 2012 ein Format für abendlich stattfindende Vorträge als Ergänzung zu dem regulären Curriculum der Fakultät Architektur der FH Köln. Eine Idee, für Studentinnen während ihrer akademischen Ausbildung zusätzlich ein Angebot zu schaffen, das ihnen die Vielfalt der Möglichkeiten einer zukünftigen Berufspraxis aufzuzeigen und dies auch als Anreiz dienen kann, sich auf dem beruflichen Markt zu behaupten.

 

Der Architectural Tuesday – Ladies Night war ausschließlich weiblichen Referentinnen vorbehalten. Dabei wurden sechs der zahlreichen Facetten des Berufsbildes – jede durch eine erfolgreiche Frau – gezeigt.

Begonnen wurde mit der Generalistin, die ihren Fokus auf Qualität in der Architektur legt und einen Vergleich zwischen den Niederlanden und Deutschland zieht. Netzwerke, deren Relevanz und Chancen, wurden dann am zweiten Abend beleuchtet. Darauffolgend wurde thematisiert, wie sich die Arbeit als Szenografin in Marokko im Vergleich mit einem Projekt auf hiesigem Boden verändert. Am vierten Abend des Architectural-Tuesdays wurde aufgezeigt vor welche vielfältigen Herausforderungen frau die Arbeit vor Ort am Kölner Dom stellt. Wie Stiftungsarbeit Stadtforschung vorantreibt, wurde am fünften Abend erläutert. Für den letzten Abend war eine Architektin eingeladen, deren besonderes Interesse am Facility Management sie dazu motivierte, in Norwegen eine Professur anzunehmen und das Thema intensiv zu erforschen.

„Meine mit mir selbst gemachten Erfahrungen lehren mich, dass es kein Hindernis gibt, das eine Frau, die für das Fach Interesse und Neigung hat, nicht zu bewältigen vermöchte.“  Architektin Lois L. Howe (1864-1964)

Mit diesem Zitat der amerikanischen Architektin, verweist sie darauf dass mittlerweile jeder Mensch, unabhängig vom Geschlecht, des Architekten nachgehen kann. Lisa Tiedje und Juliane Aleithe machen damit auf eine in Ihrem Seminar auf die Problematik aufmerksam dass der Name Lois  L. Howe vielen unbekannt ist. Eine Vielzahl von Architektinnen und Architekten sind anonym geblieben und über die Zeit hinweg aus dem Wissenskanon verschwunden. Die Umstände und Gründe, die dazu geführt haben sind unterschiedlicher Natur und stets Bestandteil umfangreicher Auseinandersetzung mit dem Thema: Architektin.

“Kennen Sie sie?” lautet der Titel des Seminars welches Sie auf der UDK-Berlin im Umfang von 3 ECTS im Bachelor und 5 ECTS im Master, anbieten. In diesem wird durch die Kooperation der Lehrstühle Experimentelles Gestalten, Grundlagen des Entwerfens, Architekturgeschichte und Architekturtheorie ein Einblick in akademische Debatten und Ausstellungen gegeben. Des Weiteren besteht die wesentliche Aufgabe des Seminars, Recherchen zu Architektinnen welche in Vergessenheit geraten sind, anzustellen. Deren Entwürfe und Pläne, werden in Bezug auf ihre architektonische Qualität analysiert und diskutiert. Die Ergebnisse werden anschließend in Form einer Publikation veröffentlicht, siehe Link. 

Um Genderaspekte und -themen in die Studiengänge zu integrieren, wurde bereits 2004 eine Professur für „Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften“ an der TU München eingerichtet. Diese wurde bis 2018 von Prof. Dr. Susanne Ihsen geleitet.

Hintergründe der Etablierung einer Professur für Gender Studies

Ziel dieser Professur war es nicht nur, mehr Studentinnen für die Ingenieurwissenschaften zu gewinnen, sondern auch Gender- und Diversitätsansätze an der gesamten Hochschule zu etablieren. Die Professur berät hierzu interessierte Studiengänge und Fakultäten bei der Umsetzung einer geschlechtergerechten Gestaltung des Studiengangs, insbesondere die Fächer Elektro- und Informationstechnik und Maschinenwesen. Zu den Tätigkeitsbereichen zählt das Individuelle Karriere – Coaching für Studentinnen und Ingenieurinnen, Vorträge zu den Themen Gender und Diversity, Workshops zur Entwicklung von zielgruppengerechten Curricula, aber auch die Prozessbegleitung für MINT – Fakultäten bei der Einführung gender- und diversitätsgerechter Veränderungsmaßnahmen.

Angebote der Professur in den Studienplänen

Die Professur bietet sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudiengang Lehrveranstaltungen an. Diese sind beispielsweise für Bachelorstudierende die Fächer „Nicht-technische Anforderungen im Ingenieursberuf“, „Lebens- und Karriereplanung für Ingenieurinnen“ und das Online-Seminar „Gender & Diversity“. Masterstudierende können die Lehrveranstaltungen „Technikgestaltung“ und „Customer needs meet the technical market“ besuchen, zudem wird ein Kolloquium für wissenschaftliche Arbeiten in der Gender- und Diversityforschung angeboten.

Das Symposium Fielding Architecture: Feminist Practices for a Decolonised Pedagogy war ein Diskurs, welcher am 24. und 25. Juni 2019 in Brighton im Vereinigten Königreich stattfand. Das Zusammentreffen, welches von Emma Cheatle, Dozentin an der School of Architecture der University of Sheffield, und Catalina Mejía Moreno, Dozentin für Theorie der Architektur an der University of Brighton organisiert wurde, beschäftigte sich mit dem Unterricht in Architekturgeschichte und -theorie.

Inhalte des Symposiums

Im Rahmen von Workshops und Diskussionen wurden folgende Fragen behandelt: Welche Form könnte eine geschlechterspezifische Architekturgeschichte/-theorie annehmen? Was sind unsere Arbeitsweisen, wie unterrichten wir und wie können wir von anderen lernen und uns mit kritischen Denkern innerhalb und außerhalb der Akademie austauschen? Wie agieren wir innerhalb der etablierten historischen und institutionellen Rahmenbedingungen und wie können wir neue Rahmenbedingungen und Netzwerke schaffen, die Wissen zwischen der Universität und verschiedenen Praktiken übertragen und austauschen?

Gäste der Veranstaltung

Zu diesen Themen wurden internationale Professor*innen, die sich mit Architekturtheorie und -geschichte auseinandersetzen und Professor*innen von Universitäten, an denen genderspezifische Lehrveranstaltungen eine sehr wichtige Rolle spielen, wie z.B. Katie Lloyd Thomas der University of Newcastle oder Naomi Stead der Monash University in Melbourne als Vortragende eingeladen.

Durch den internationalen Diskurs und die vielfältigen Beispiele sind derartige Veranstaltungen richtungsweisend für die Architekturlehre und deren genderspezifische Bestandteile.

Die School of Architecture der University of Illinois setzt auf einen regen Kontakt ihrer Studierenden mit einer vielfältigen Auswahl an Personen, Organisationen und generell verschiedenen Umfeldern. Der Hintergrund dafür ist, dass die Verantwortlichen der Architekturschule u. a. Diversität als Basis für gute Architektur sehen, und den Studierenden außerdem so bereits während ihrer Ausbildung den beruflichen Alltag näherbringen und ihnen das in dieser Branche so wichtige Networking ermöglichen.

Sensibilisierung der Studierenden

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Gender and Race in Contemporary Architecture” wird neben der Unterrepräsentanz von Minderheiten auch ausführlich die Genderproblematik thematisiert. Mittels Präsentationen und Podiumsdiskussionen werden die Studierenden sensibilisiert und auf das spätere Berufsleben vorbereitet. Des Weiteren werden im Zuge des Kurses Exkursionen zu Werken von Architekt*innen, die ansonsten in der Ausbildung wenig Aufmerksamkeit bekommen, organisiert. Den Studierenden wird mit diesen Personen außerdem ein direkter Austausch ermöglicht, um aus erster Hand Informationen zu bekommen.

Unterstützung von Organisationen

Eine wichtige Rolle für das Engagement der Schule spielen Organisationen wie Women in Architecture oder die Women’s Architectural League Foundation. Diese ermöglichen beispielsweise ebenfalls den Studierenden den Kontakt zu erfolgreichen Wissenschaftler*innen und Fachleuten oder bieten Stipendien an der University of Illinois und dem Illinois Institute of Technology an. Die University of Illinois bewerkstelligt also mittels unterschiedlicher Maßnahmen, die Studierenden bereits während ihrer Ausbildung auf die in der Branche vorherrschenden Problematiken aufmerksam zu machen und sie zudem auf den Alltag für Architekt*innen vorzubereiten.

Forderungen

1. Informationsveranstaltungen zu Gleichberechtigung organisieren

Wir fordern regelmäßig stattfindende Veranstaltungen rund um die Thematik der Gleichberechtigung, um ein größeres Bewusstsein für Diskriminierungen und die geringen Frauenquoten zu schaffen. Diese Veranstaltungen könnten einmal im Quartal stattfinden, und sollten mit spannenden Themen locken, um möglichst viele Personen und auch verschiedene Altersgruppen zu erreichen.

2. Referenzierung von weiblichen Planerinnen in Lehrveranstaltungen

Wir fordern, dass in Lehrveranstaltungen Architektinnen und ihre Projekte als Referenz herangezogen werden. Werke von Architektinnen müssen einen wesentlich bedeutenderen Teil in der Lehre ausmachen. Es sollte über Architektinnen unserer Zeit, aber auch über die Pionierinnen gelehrt werden. So können Studentinnen weibliche Vorbilder aufgezeigt werden.

3. Exkursionen zu gebauten Projekten von Planerinnen

Studierenden soll es im Rahmen von Lehrveranstaltungen ermöglicht werden, Exkursionen zu Werken unter präsentieren Architektinnen zu unternehmen. So soll ein unmittelbarer Bezug zu den Architektinnen entstehen und dieser nachhaltig im Gedächtnis verankert bleiben.

4. Internationale Diskussionen zu geschlechtsspezifischen Themen

Vor allem im Diskurs mit Vertreter*innen internationaler Universitäten sollen mögliche Foren eine geschlechtsspezifischen Architekturtheorie sowie Architekturgeschichte diskutiert und erarbeitet werden, um diese später an den verschiedenen Fakultäten für Architektur umzusetzen.

5.“Gender Studies” als Pflichtfach einführen

Zumindest in jedem Bachelorstudium für Architektur sollen Studierende wieder im Rahmen einer eigenen “Gender Studies” Pflichtvorlesung in genderspezifischen Themen unterrichtet werden, um sie auf die Problematik früh genug aufmerksam zu machen.

In den Masterstudiengängen für Architektur sollte es möglich sein, ein Modul, Wahlfach oder ähnliches belegen zu können, um Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich vertiefend mit der Thematik zu beschäftigen.

 

“Frauen die nichts fordern, werden beim Wort genommen: sie bekommen nichts.”

– Simone de Beauvoir

Lehrende

An der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien herrscht ein ähnliches Problem wie an vielen anderen technischen Hochschulen auch: Frauen sind in den Lehrposten stark unterrepräsentiert und es lässt sich das sogenannte Phänomen der „leaky pipeline“, das den drastischen Rückgang des Frauenanteils in höheren Positionen beschreibt, beobachten.

Der Großteil der Professuren sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudiengang ist und wird auch nach wie vor mit Männern besetzt. Für eine Verbesserung der Situation ist es wichtig, einen Blick auf einige internationale best-practice-Beispiele zu werfen, die oft wesentlich „radikalere“ Maßnahmen zur Beseitigung des angesprochenen Ungleichgewichts eingeführt haben. Von diesen haben viele bei ähnlichen Voraussetzungen wie an der TU Wien nach nur kurzer Zeit bereits zu merklichen Erfolgen geführt.

Mithilfe der Erkenntnisse aus der aktuellen Situation und der Studie von internationalen Beispielen werden hiermit Forderungen an die Universitäten formuliert, die dazu beitragen sollen, ein Gleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Lehrenden zu erreichen.

Situation

Nach Betrachtung des Studienplans für Architektur wird schnell ersichtlich, dass der Großteil der Professuren sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudiengang nach wie vor mit Männern besetzt ist. Bei den Lehrenden im Mittelbau, Betreuenden und Dozent*innen ist die Situation ähnlich. Dieser Umstand wirkt sich zwangsmäßig auch auf die Lehrinhalte aus und wird laut Umfragen vom Großteil der Student*innen erkannt und beanstandet. Zwar ist beispielsweise der Anteil an weiblichen Dozent*innen in den letzten Jahren auf 30,8 % gestiegen, die Entwicklung zur Gleichstellung verläuft allerdings sehr langsam.

Die folgenden Statistiken und Beiträge zur aktuellen Situation sollen ein Eindruck über die Probleme und Benachteiligung von weiblichen Lehrenden an Universitäten vermitteln. Dies schafft ein Bewusstsein für die immer noch vorhandene Ungleichbehandlung und dient als Anstoß für die Setzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Lage.

“Das beste Potenzial dieses Phänomens einer Reihe von weiblichen Dekanen der Ivy League besteht nicht darin, im Alleingang Jahrzehnte der Ungleichheit ungeschehen zu machen, sondern als Beispiel für die neue Normalität zu dienen, die kommen wird.”

– Sarah Whiting

Beiträge

Der Frauenanteil bei den Professuren liegt bei rund 23,8%, Im Rahmen einer Umfrage unter Architekturstudentinnen der TU Wien wurde anhand von eigenen Erfahrungsberichten ergründet wie diese den Mangel an weiblichen Lehrenden empfinden. Dabei gaben 33 der 146 Befragten an, dass ihnen die Unterrepräsentanz an weiblichen Lehrenden noch nie aufgefallen sei. Davon waren 23 Studentinnen der Meinung, dass sich dies aber definitiv ändern sollte. Der Großteil der Befragten war der Mangel bereits bekannt. Nur 13 Studentinnen ist es laut Umfrage unwichtig ob mehr Professorinnen oder Professoren lehren.

Links

Seminararbeit:  Frauen_förderung im Architekturstudium an der Technischen Universität Wien, Gegenüberstellung struktureller Maßnahmen und Erfahrungen zu Chancengleichheit, VIKTORIA EDLER, Technischen Universität Wien, Betreuung: Arch. DI Dr. Sabina Riß Sommersemester 2019

Das Anstellungsverhältnis der Universitätsangehörigen trägt auch einen großen Teil zur Unterrepräsentanz bei. Nur vier der 18 Anstellungsverhältnisse sind unbefristet, bei zwei wechselt der Vertrag von befristet auf unbefristet, sobald die Qualifizierungsvereinbarungen erfüllt wurden. Dieses Anstellungsverhältnis beeinflusst somit auch die Anzahl der weiblichen Lehrenden, da die Vertretungsarbeit von Gremien betroffen ist. Verfügt man nur über einen befristeten Vertrag wird oft die Zeit, die für Gremien beansprucht wird, nicht dahingehend investiert. Nur 11% aller weiblichen Lehrenden stehen in einem unbefristeten Verhältnis – unter den Männern sind es 17%. Zudem ist der Anteil an Frauen in den unbefristeten Stellen im Vergleich zu den vorherigen Jahren entweder konstant oder sinkend.

Links

Seminararbeit:  Frauen_förderung im Architekturstudium an der Technischen Universität Wien, Gegenüberstellung struktureller Maßnahmen und Erfahrungen zu Chancengleichheit, VIKTORIA EDLER, Technischen Universität Wien, Betreuung: Arch. DI Dr. Sabina Riß Sommersemester 2019

 

Frauenanteil bei Entwerfen und Künstlerischem Projekt

Im Masterstudiengang Architektur zeigten sich teils deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Entwurfsübungen im Sommersemester 2020. Während der Anteil der weiblichen Betreuenden bei den Großen und Kleinen Entwerfen mit jeweils 37,5% gleich groß ist, liegt dieser bei den Stegreifentwerfen mit 15,4% deutlich darunter. Auch bei den Künstlerischen Projekten ergibt sich eine sehr geringe Frauenquote von 27,3%. Dies resultiert für Entwerfen und Künstlerische Projekte in einem Frauenanteil von 35,0%.

Frauenanteil an Dozent*innen – Pflichtvorlesungen

Im Wintersemester 2019 und Sommersemester 2020 waren im Bachelorstudiengang Architektur lediglich knapp ein Drittel der Dozent*innen (30,8%) von Pflichtvorlesungen Frauen. Unter die von ihnen geführten Vorlesungen fallen beispielsweise der Orientierungskurs, Baugeschichte oder Architekturtheorie.

Im Vergleich der Jahre 2012/13 und 2019/20 wird ersichtlich, dass sich das Geschlechterverhältnis in diesem Zeitraum etwas zugunsten der Frauen verbessert hat.

Während im Wintersemester 2012 und im Sommersemester 2013 nur 19,4% der Dozent*innen Frauen waren, wurde dieser Wert auf 30,8% erhöht. Allerdings wäre innerhalb von sieben Jahren wesentlich mehr Potenzial zur Verbesserung der Frauenquote vorhanden gewesen.

Frauenanteil bei Übungsbetreuenden – Pflicht(vorlesungs-)übungen

Im Wintersemester 2019 und Sommersemester 2020 waren im Bachelorstudiengang Architektur ungefähr 39,5% der Betreuenden von Pflichtübungen und -vorlesungsübungen weiblich. In den Studios (Raumgestaltung, Wohnbau, Gebäudelehre, Hochbau und Städtebau) ist dieser Wert mit 43,4% etwas höher, während in den Bachelor-Entwerfen des Sommersemester 2020 nur etwa ein Viertel (25,5%) der Betreuenden Frauen sind.

In manchen Bereichen sind Frauen allerdings noch stärker unterrepräsentiert: Vor allem in den Statikübungen (Grundkurs Architektur und Konstruktion – Tragwerkslehre und Hochbau und Tragwerk – Tragwerkslehre) machen Frauen mit 15,6% nur einen Bruchteil der Betreuenden aus.

Der Vergleich der Jahre 2012/13 und 2019/20 zeigt größtenteils minimale Veränderungen der Frauenanteile, insgesamt hat sich die Quote um ungefähr 4% von 35,6% auf 39,4% verbessert. Auch in den Statikübungen ist derselbe Trend erkennbar: Der Anteil der Betreuerinnen wuchs von 12,9% auf 15,6%, was allerdings immer noch ein ausgefallen niedriger Wert ist. Im Falle der Studiobetreuenden wurde in dem siebenjährigen Zeitraum ein annäherndes Gleichgewicht von Männern und Frauen erreicht (Veränderung von 37,4% zu 43,4%).

Der Anteil an Professorinnen ist an der ETH im internationalen Vergleich gering. Trotz der Einführung des „Gender Action Plan“ im Jahre 2014, welcher sich primär mit vier Handlungsfeldern auseinandersetzt, werden von Seiten des Architekturdepartments keine gravierenden Maßnahmen gesetzt.

Parity Talks

Auslöser für die Gründung der Parity Group war schließlich der Zusammenschluss unzufriedener Assistenten und Studentinnen in Folge einer Schlusskritik mit ausschließlich männlichen Gästen. Im März 2016 fanden dann die ersten „Parity Talks“ statt. Das Ergebnis: „Neun Punkte für die Gleichstellung“, darunter die Forderung nach Geschlechter Gleichheit bei Professuren.

Die Berufungswelle

Dieser Initiative während der Berufungswelle steht jedoch eine Reihe neuer Anstellungen von Männern gegenüber; Stefan Holzer wird zum ordentlichen Professor für Bauforschung und Konstruktionsgeschichte. Maarten Delbeke wird zum ordentlichen Professor für Geschichte und Theorie der Architektur. Am 97. Weltfrauentag werden Emanuel Christ und Christoph Gantenbein zu ordentlichen Professoren für Entwurf und Architektur. Es folgen 6 weitere Anstellungen dieser Art.

Im Gegensatz dazu wurden 4 Frauen an der ETH zu außerordentliche Entwurfsprofessorinnen mit Sechsjahresvertrag ernannt, sowie jeweils eine neue Professur am Institut Stadt der Gegenwart und am GTA als Titularprofessorin.  Der Frauenanteil stieg somit zwar auf zwanzig Prozent an, jedoch stehen bei den ordentlichen Professuren 31 Männern drei Frauen gegenüber.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es um die Chancen von Frauen in der Architektur bestellt ist, sollte man sich vor Augen führen, dass das Büro, das derzeit die meisten hochkarätigen Architekturaufträge der Welt erhält, nur zwei von 17 Direktor*innen weiblich sind und diese Webadresse hat: big.dk.

Bis 1972 und der Einführung des Titels IX, der die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in staatlich finanzierten Ausbildungsprogrammen verbot, weigerten sich die meisten amerikanischen Architekturschulen, Frauen zuzulassen. Die letzte große Umfrage in diesem Bereich ergab, dass Frauen die Hälfte der Absolventen von Architekturstudiengängen in diesem Land ausmachen, aber nur etwa 20 Prozent der lizenzierten Architekten und 17 Prozent der Partner oder Direktoren in Architekturbüros stellen.

Es gibt keine einzige oder einfache Erklärung für diese Situation. Und es gibt auch keine einfache Lösung. Die Herausforderung, so Ila Berman, Dekanin der University of Virginia School of Architecture, besteht darin, “eine Kultur zu verändern, die nur durch Repräsentation verändert werden kann, wenn 50 Prozent der Leute im Raum Frauen sind.”

Die vom American Institute of Architects San Francisco Chapter geleitete Initiative “Equity by Design” arbeitet daran, die sogenannte „gläserne Decke“ in der Branche zu beseitigen und Best Practices bei der Rekrutierung, Bindung und Beförderung zu fördern. Im November veröffentlichte die Initiative die Ergebnisse einer Umfrage unter 14.360 Befragten in allen Bundesstaaten und auf sechs Kontinenten. Eines der Ergebnisse: Architektinnen und Designerinnen, die einer Minderheit angehören, verdienen weniger als ihre weißen männlichen Kollegen und sind seltener in Führungspositionen zu finden. Insbesondere Mütter werden bei Karriere- und Gehaltssteigerungen benachteiligt und die Unternehmen haben sich nur langsam an Best Practices in Bezug auf Gleichberechtigung und das Wohlergehen der Mitarbeiter orientiert.

Caroline James, Absolventin des Harvard-Architektur-Programms und Gründerin der Lobbygruppe Design for Equality:

“Let’s give women tools they can use. Mentorship. Access to information. The sharing of salary info. It’s time to ID the problem and what we need to do moving forward.“

Frauen sind in der Architektur unterrepräsentiert, nicht nur an der Spitze, sondern auf allen Ebenen der Praxis. In den Jahren 2015 und 2016 waren nur 31 Prozent der voll- oder teilzeitbeschäftigten Fakultätsmitglieder in der Architektur Frauen. Selbst wenn die Zahl der Frauen allmählich zunimmt, geschieht dies meist auf den unteren Stufen der akademischen Welt und des Berufsstandes.

Es überrascht daher nicht, dass der Frauenanteil in der Architektur radikal abnimmt, wenn man auf der Karriereleiter in Richtung höherer Positionen und prestigeträchtiger Ehrungen aufsteigt. Weibliche Mentor*innen und Vorbilder sind rar.

Die Pipeline ist nicht das Problem

Es scheint offensichtlich: Wenn man mehr Architektinnen haben will, muss man mehr Frauen lehren, Architektinnen zu werden. In anderen Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, spricht man von einem “Pipeline-Problem”, dem Glauben, dass ein Mangel an Vielfalt auf einen Mangel an verfügbaren Talenten zurückzuführen ist. Aber fast die Hälfte der Architekturstudierenden sind Frauen, warum bleiben dann so wenige nach dem Abschluss in der Branche?

Mehrere der renommiertesten Architekturprogramme des Landes, darunter Yale, Princeton, Columbia, Cornell, die University of Virginia und die University of California, Berkeley, haben in den letzten Jahren Frauen als Dekane oder Direktoren eingesetzt. Es wäre unvernünftig, die Last des Wandels einer Handvoll Frauen aufzubürden – und es ist eine Beleidigung für alle Frauen, anzunehmen, dass diese talentierten und fähigen Architektinnen nur wegen ihres Geschlechts eingestellt wurden. Aber diese Ernennungen beginnen, die Machtverhältnisse zu verändern. Deborah Berke Dekanin der Architekturschule Yale:

“It is meaningful both symbolically and substantially that I’m a woman dean at Yale”, “We won’t see the culture change immediately. But we will see the results.”

best-practice-Beispiele

Für die dargelegten Probleme für weibliche Lehrende der Fakultät Architektur an der TU Wien gibt es aktuell keine einzelne Maßnahme, die eine Lösung verspricht. Dazu muss an vielen Positionen angesetzt werden. Ein Blick auf einige internationale best-practice-Beispiele zeigt aber, dass sich in vielen Fällen deutlich „radikalere“ Maßnahmen als sehr zielführend erwiesen und wesentlich zur Beseitigung des angesprochenen Ungleichgewichts beigetragen haben.

Diese Maßnahmen reichen von Frauenquoten gegen die „leaky pipeline“, die wie im deutschen Nordrhein-Westfalen dem Kaskadenmodell zugrunde liegen, bis hin zum Ansatz, über einen Zeitraum von mehreren Jahren nur mehr Frauen einzustellen, wie dies in Eindhoven praktiziert wird. Weiters setzen einige Universitäten wie jene in Sachsen auf Programme, die die Habilitation von Professorinnen vorantreiben sollen. Diese Beispiele sollten als Vorbilder für die TU erachtet und von den besagten Maßnahmen sollte auch hierzulande Gebrauch gemacht werden.

“Solange ich von Karriere rede und du Familienmanagment meinst, bin ich Feministin”

– Katharina Cibulka

Beiträge

Aufgrund der aktuellen Situation, bezüglich der geschlechtergerechten Lehrinhalte und dem Missstand der weiblichen Lehrenden, hat sich die TU Wien entschlossen, Maßnahmen zu ergreifen. Ziel des Frauenförderungs Planes ist es, den weiblichen Anteil der Beschäftigten in allen Organisationseinheiten, auf allen Hierarchieebenen und in allen Funktionen der Technischen Universität Wien auf mindestens 50% anzuheben.

Bei allen Funktionsbereichen, wo jener Anteil noch nicht erreicht wurde, sind jene Bewerber*innen zu bevorzugen, welche mindestens die gleiche Qualifikation, wie die eines anderen Mitbewerbers aufweisen können. Zusätzlich werden auch potentielle Bewerberinnen, durch gezieltes Ansprechen und Motivieren bezüglich einer Bewerbung für ausgeschriebenen Stellen und Funktionen gefördert. Sollte bis zur Bewerbungsfrist jedoch keine weibliche Bewerbung eingelangt sein, so ist diese neu auszuschreiben.

Die TU Wien fördert zusätzlich für alle Mitarbeiter der Universität weitere Aus- und Fortbildungen, sowie in der Personalentwicklung Karriereplanungsseminare und Gendertrainings. Bei Fortbildungskursen mit beschränkter Teilnehmer*innen anzahl oder welche die zu einer Übernahme in höherwertigen Verwendungen und Funktionen qualifizieren, werden vorrangig Frauen berücksichtigt bis eine Frauenquote von 50% erreicht wird. Dies wird erreicht durch folgende Maßnahmen:

 

1. Förderung wissenschaftlicher Leistungen von Frauen,

2. Förderung des weiblichen wissenschaftlichen und studierenden Nachwuchses,

3. Beseitigung der bestehenden Unterrepräsentation von Frauen in einem Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnis zur Universität in allen Organisationseinheiten, auf allen Hierarchieebenen, in allen Funktionen und Tätigkeiten.

4. Weiterbildung und Förderung der beruflichen Qualifizierung von Frauen.

5. Förderung des Erwerbs von Genderkompetenz und sozialer Kompetenz in allen Führungsebenen durch entsprechende Angebote der Personalentwicklung.

6. Berücksichtigung von Genderkompetenz und sozialer Kompetenz als Kriterien bei der Besetzung von Leitungspositionen im wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Bereich.

Des Weiteren gibt es für das Lehrpersonal, sowie für Studierende der TU-Wien die Möglichkeit einer Kinderbetreuung vor Ort, in Form eines Betriebskindergarten.

Zwei Beispiele in den Niederlanden und in Deutschland zeigen, dass durch vergleichsweise drastische Maßnahmen erreicht werden kann. In beiden Fällen konnte innerhalb weniger Jahre das Geschlechterverhältnis wesentlich verbessert werden.

TU Eindhoven, Niederlande

Die Universität in Eindhoven in den Niederlanden konnte, den selbst gesetzten prozentualen Anteil an Lehrenden bis zum Jahre 2020 nicht umsetzen. Daher wird nun zu radikaleren Maßnahmen gegriffen. „Wir haben es schon so lange auf moderate Weise versucht, Frauen an die Spitze zu bekommen, vielleicht ist es an der Zeit, es etwas härter durchzuziehen“; Das macht sich die Universität Eindhoven zum Motto und stellt für rund 1,5 Jahren nur mehr Frauen ein, um den Anteil anzuheben.

TU München, Deutschland

„Mehrwert durch Ausgewogenheit“: Die Technische Universität München hat es sich zum Ziel gesetzt, die frauenfreundlichste technische Universität Deutschlands zu werden. Sie haben erkannt, dass Frauen in der Professorenschaft eine ganz wichtige Rolle spielen. Sie bringen oftmals eine andere Sichtweise in Diskussionen ein und setzen neue Akzente. Damit sind sie auch lebendige Vorbilder für die nachkommende Generation, die Studentinnen und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, die an eine Karriere an der Universität denken und Unterstützung auf diesem Weg brauchen. Waren es gegen Ende 2011 noch 15% an Professorinnen, sind es heute 42%.

Das Dorothea-Erxleben-Programm wurde 1994 gestartet, um Frauen für eine Professur an Universitäten, künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschulen sowie Fachhochschulen zu qualifizieren. Das Programm wurde nach Dorothea Erxleben benannt, die sich mit Sondergenehmigungen des Königs Friedrich des Großen von Preußen das Recht auf ein Studium erkämpfte. Als erste Frau in Deutschland promovierte sie 1754 als Ärztin.

Das Programm an Universitäten

Ziel dieses Programms ist die Förderung von Frauen in der Post-doc-Phase, um sich durch Habilitation für eine Professur an einer Universität oder künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule zu qualifizieren. In der ersten Phase standen insgesamt 37 Stellen zur Verfügung, auf denen 42 Personen gefördert werden konnten.

Es wurden auch Stellen bereitgestellt, um eine nachhaltige Integration der Geförderten in den Wissenschaftsbetrieb zu erleichtern. Frauen könnten sich schon unmittelbar nach der Promotion beziehungsweise dem Abschluss der Masterklasse bewerben. Die Ausschreibungen für das Dorothea-Erxleben-Programm stießen auf großes Interesse, insgesamt gab es 235 Bewerbungen. Die Auswahl traf eine Kommission des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Die Qualität der bisherigen wissenschaftlichen Arbeit der Bewerberinnen war allein das Auswahlkriterium.

Das Programm an Fachhochschulen

Im Rahmen dieses Programms für Fachhochschulen wurden seit 1994 in drei Ausschreibungsrunden 14 Stellen zur Verfügung gestellt. Auf diesen Stellen wurden Frauen gefördert, die schon eine dreijährige Berufspraxis aufweisen konnten und ihre Promotion in der Förderfrist von drei Jahren nachholen sollten. In einer Ausschreibungsrunde war zwar auch die Nachholung der Berufserfahrung möglich, hierfür gab es jedoch keine geeigneten Kandidatinnen. Die Fachhochschulen haben sich durch Fachbereichsbeschlüsse verpflichten müssen, eine freiwerdende Professorenstelle zur Verfügung zu stellen, auf die sich dann die entsprechende qualifizierte Frau bewerben konnte.

Das Caroline von Humboldt–Programm wurde als das strategische Gleichstellungskonzept der Humboldt-Universität entwickelt. Das Programm verfolgt 5 Ziele:

Rekrutierung – Es werden insbesondere Frauen in den Bereichen rekrutiert, in denen sie unterrepräsentiert sind.

Empowerment – Frauen werden an der HU auf allen Karrierestufen in ihren Potenzialen gefördert. Auch das Leadership–Programm fällt unter diese Kategorie. Hier erhalten Professorinnen der Humboldt – Universität die Möglichkeit, ihr professionelles Netzwerk auszubauen und ihre Führungskompetenzen zu stärken.

Vereinbarkeit – Familie, Studium und Beruf soll für alle Geschlechter vereinbar sein. Um dies zu gewährleisten wurde neben zahlreichen Maßnahmen zur Förderung auch eine Kinderbetreuungseinrichtung errichtet.

Kommunikation – Eine Geschlechtergerechte Kultur soll durch gleichstellungs-fokussierte Kommunikation etabliert werden. Dazu zählen Publikationen und Veranstaltungen zur Gleichstellung aber auch die Verleihung des Caroline von Humboldt Preises, um die Visibilität der Frauen zu fördern.

Organisationsentwicklung – Gleichstellung ist laut Humboldt – Universität Querschnittsaufgabe, zielt auf eine geschlechtergerechte Organisationsentwicklung und -steuerung und auf die systematische Integration des Thema Gleichstellung.

Die Humboldt – Universität liegt mit einem Frauenanteil von rund 33% in der Top 5 der deutschen Hochschulen. 2018 wurde die Humboldt Universität mit dem Prädikat „Gleichstellung ausgezeichnet!“  geehrt.

Das Programm zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre soll dazu dienen, mehrere Frauen für eine Professur an Universitäten oder Fachhochschulen zu qualifizieren.

Am 16.12.1999 wurde in der BLK-Vereinbarung beschlossen, 75% der Mittel hierfür einzusetzen, jedoch nicht mehr als 15% für die Förderung von Promotionen. Zudem hat der Freistaat Sachsen ein umfassendes Habilitations- und Promotions-Förderprogramm an seinen Universitäten und Fachhochschulen eingerichtet.

Das Habilitationsprogramm

Im Habilitationsprogramm wurden 15 befristete Stellen geschaffen und den vier sächsischen Universitäten Leipzig, Technische Universität Dresden, Technische Universität Chemnitz und Technische Universität Bergakademie Freiberg zugeordnet.  Diese Zuordnungen orientierten sich an der Anzahl von Frauen mit abgeschlossenen Promotionen an den jeweiligen Universitäten in den Jahren 1997 bis 2000 (Habilitationsstellen: 8 Universität Leipzig, 5 TU Dresden, 1 TU Chemnitz, 1 TU Bergakademie Freiberg).

Das Besondere dieser Stellen ist, dass die Habilitationsstellen drei Jahre aus dem Hochschulwissenschaftsprogramm finanziert werden, und anschließend die jeweiligen Universitäten die Wissenschaftlerinnen zwei Jahre auf universitätseigenen Stellen weiterführt. Es können auch Habilitationsstipendien vergeben werden.

Mittel gegen einen Rückgang der weiblichen Promotionen

Außerdem wurden an den sächsischen Universitäten und Fachhochschulen 42 Promotionsstipendien eingerichtet. Die Mittel für Promotionsförderung wurden von 15% auf 30% aufgestockt, hierfür sei ein wesentlicher Grund der an den sächsischen Hochschulen verzeichnete dramatische Rückgang des Anteils der weiblichen Promotionen von 39,1% im Jahr 1997 auf 30,9% im Jahr 2000. Die Promotionsstipendien wurden anhand der an den sächsischen Hochschulen (1997-2000) bestandenen Abschlussprüfungen verteilt. Voraussetzung ist die Mindest-Abschlussnote “Gut” und eine Altersgrenze von 30 Jahren.

Seit 1997 gibt es in Sachsen neben der Habilitations- und Promotionsförderung auch eine Meisterschüler*innen Förderung an den Kunsthochschulen.

Im Jahre 2016 bekannte sich die Universität Bern in der Strategie 2021 zur Gleichstellung von Frauen und Männern. Auf allen Stufen sollte sich ein angemessener Anteil beider Geschlechter finden, die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern soll von allen aktiv umgesetzt werden, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie soll für Frauen und Männer möglich sein und Geschlechterforschung ist nachhaltig innerhalb der Universität verankert. Anhand des IST – Zustandes wurde im Rahmen dieses Plans der gewünschte Handlungsbedarf festgelegt.

Die acht Handlungsfelder

Aus den genannten Schwerpunkten ergeben sich acht Handlungsfelder: „Institutionalisierung der Gleichstellungsarbeit“, „Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen“, „Beruf, Studium und Care“ und „Geschlechtergerechte Personalauswahl“. Im letzteren hat es sich die Universität Bern zum Ziel gesetzt bis 2020 25% der außerordentlichen und ordentlichen Professuren und 40% der Assistenzprofessuren mit Frauen zu besetzen. Weitere Handlungsfelder sind die „Stereotypenfreie Studienwahl“, „Diskriminierungsfreies Studien- und Arbeitsumfeld und „Kommunikation“. Das achte und letzte Handlungsfeld beschäftigt sich mit der „Chancengleichheit beim allgemeinen Universitätspersonal“.

Aktuelle Zahlen

Anhand des prozentuellen Anteiles der Frauen im Jahre 2020 ist eine Verbesserung deutlich zu erkennen. Lag der Frauenanteil der Professorinnen im Jahre 2014 noch bei 22%, so sind es im Jahr 2019 bereits 25%. Auch im Bereich der Dozentinnen und Assistentinnen ist ein Anstieg zu verzeichnen.

Um der ungleichen Geschlechterverteilung im Bereich der Lehre und in anderen akademischen Posten entgegenzuwirken, wurden im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen gesetzliche Maßnahmen ergriffen. 

Als Maßnahme gegen die Unterrepräsentanz von Frauen in insbesondere höheren akademischen Positionen verabschiedete die nordrhein-westfälische Landesregierung 2014 das Hochschulzukunftsgesetz, dessen integraler Bestandteil die Umsetzung des Kaskadenmodells an den Universitäten des Landes ist. Dieses wurde bereits 2007 vom deutschen Wissenschaftsrat empfohlen und infolgedessen vom Land aufgegriffen und gesetzlich verankert.

Das Kaskadenmodell

Laut dem Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung funktioniert das Modell wie folgt: „[Es] wird nach dem gängigen Modell in einem ersten Schritt der absolute Anteil von Frauen und Männern in einer Fächergruppe auf der der professoralen Ebene vorausgehenden Karrierestufe gemessen. Diese beiden Anteile werden in einem zweiten Schritt ins Verhältnis zueinander gesetzt und damit eine Quote ermittelt. Diese Quote stellt dann die gesetzliche Zielquote dar und basiert auf dem Frauenanteil an der jeweils vorangehenden Qualifikationsstufe.“ (MIWF, S. 5) Diese Zielquote müsse anschließend in einem festgelegten Zeitraum, der in NRW im Normalfall drei Jahre beträgt, erfüllt werden.

Dieses Beispiel behandelt zwar eine gesetzliche Regelung, die von Universitäten nicht beeinflusst werden kann, jedoch ist es auch möglich, ein solches Modell an einer Hochschule zu etablieren, ohne durch die Regierung dazu verpflichtet zu werden. 

Am 1. Juli 2019 übernahm Sarah Whiting die Leitung der prestigeträchtigsten Architekturschule Amerikas. Sie wurde somit die achte Dekanin und die erste Frau an der Spitze der Harvard University’s Graduate School of Design. Es steht daher eine entscheidende Frage im Raum: „Wird eine weibliche Führung in den oberen Rängen der Akademie zu mehr Gleichberechtigung auf dem Gebiet bringen?“

Mit diesem Meilenstein ihrer persönlichen Karriere, möchte sie zugleich auch die Wichtigkeit des #metoo-Moments in der Architektur-Szene manifestieren. Demnach lautete ihre Antwort auf die offene Frage: „ich hoffe es“ und „ich weiß es nicht“. Sie wies jedoch auf einen wesentlichen Unterschied hin. Architektinnen könnten sich im Berufsalltag nur schwer behaupten und würden in Führungspositionen eher unterrepräsentiert sein. Sie führt diese Phänomen auf den Grundgedanken von Pitts zurück, dass es zu wenige Vorbilder oder Mentoren für solch einen Weg gäbe.

„Was für den Beruf gilt, gilt auch für die Akademie.“ Das beste Potenzial dieses Phänomens einer Reihe von weiblichen Dekanen der Ivy League besteht nicht darin, die jahrzehntelange Ungleichheit im Alleingang rückgängig zu machen, sondern als Beispiel für die neue Normalität zu dienen, die kommen wird.

Links

Artikel: Female Leadership Is the New Normal – Mimi, Zeiger. Massachusetts, 2018 

Forderungen

1. Bewusstsein für Unterrepräsentanz von Frauen schaffen

Nach dem Vorbild der Parity Talks an der ETH Zürich sollen auch an der TU Wien Veranstaltungen, die unter anderem die Unterrepräsentanz von Frauen in der Lehre thematisieren und dafür ein Bewusstsein schaffen, organisiert werden.

2. Faire Verteilung der Lehrstellen

Wir fordern, dass an Universitäten eine gleiche Verteilung der Lehrstellen zwischen Männer und Frauen herrscht. Es ist wichtig, dass auch weibliches Lehrpersonal unterrichtet.

3. Rahmensetzung von Genderzielen

In einem „Gender Action Plan“ müssen die angestrebten Frauenanteile in verschiedenen Ebenen und der dafür notwendige Zeitrahmen veröffentlicht werden.

4. Gleichstellungskonzept

Generell soll ein Gleichstellungskonzept, durch welches Frauen sowohl verstärkt rekrutiert werden, aber auch die Möglichkeit erhalten, beruflich aufzusteigen, etabliert werden. (Bsp.: „Caroline von Humboldt – Programm“ & „Leadership – Programm“, Humboldt-Universität Berlin)

5. Rückgriff auf das Kaskadenmodell

Um der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen und dem zugrundeliegenden Problem der „leaky pipeline“ entgegenzuwirken, soll auf das Kaskadenmodell zurückgegriffen und Frauenquoten in höheren Positionen etabliert werden.

6. Mehr Stellenvergaben an Frauen

Wie fordern, dass ausgeschriebene Stellen verstärkt an Frauen vergeben werden. Es soll ohne Vorurteil an die Sache herangegangen werden und auch junge Frauen, trotz möglicher Karenzzeiten, sollten die Chance auf eine Stelle bekommen.

7. Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Wir fordern eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und familiären Verpflichtungen für Angehörige der Universität. Es ist höchste Zeit, dass es für alle möglich ist, Familien und Karriere zu vereinbaren.

8. Fortbildungen für Genderthemen

Lehrende müssen in regelmäßigen Workshops und Fortbildungen in Genderthemen unterrichtet und für diese Probleme sensibilisiert werden.

Nur wenige Professoren würden es wagen, Forschungsergebnisse zu veröffentlichen oder einen Kurs zu unterrichten, der die Behauptungen entlarvt, die in verschiedenen ethnischen, geschlechtsspezifischen oder anderen “Studien” – Kursen aufgestellt werden.”

– Thomas Sowell

Forschung

Wie auch in anderen Bereichen der Universität sind Frauen in der Forschung an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien stark unterrepräsentiert. Ihr Anteil an den Forschenden ist geringer als jener der Männer. Doch noch offensichtlicher wird dieser Unterschied bei Betrachtung der Leitung von Forschungsprojekten, die Frauen nur in einem Bruchteil der Fälle zugesprochen bekommen. In anderen Ländern wurden zur Beseitigung dieses Problems bereits weitreichende Maßnahmen ergriffen: Vor allem die skandinavischen Staaten nehmen in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle ein und zeigen Maßnahmen vor, die sehr zielführend sind.

Mithilfe der Erkenntnisse aus der aktuellen Situation für Forschende und dem Befassen mit internationalen Beispielen werden hiermit Forderungen an die TU Wien formuliert. Diese sollen einerseits auf die Unterrepräsentanz von weiblichen Forscherinnen und das Fehlen von genderspezifischen Forschungsthemen aufmerksam machen. Andererseits sollen Lösungsvorschläge zur Behebung der angesprochenen Probleme im Bereich der Forschung geboten werden.

Situation

Frauen sind in der Forschung an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien stark unterrepräsentiert. Dieses markante Ungleichgewicht wird bei Betrachtung der Anteile von Frauen an der Projektleitung noch eindrücklicher ersichtlich: Im März 2020 stellten Frauen nur ca. 27% der Leitung von laufenden Forschungsprojekten. Dies verdeutlicht, dass Frauen wesentlich seltener Forschungsgelder als ihre männlichen Kollegen bewilligt bekommen und eine Führungsposition innerhalb des Projektteams erhalten. Zudem gab es in den letzten Jahren bis auf wenige Ausnahmen wie das Projekt „Plattform für Streitreden“ kaum Forschungsteams, die sich mit genderspezifischen Inhalten beschäftigten, was den niedrigen Stellenwert dieser Themen in Bezug auf die Vergabe von Forschungsgeldern unterstreicht.

Mit Statistiken und Analysen der Vergaben von Forschungsgeldern wird die aktuelle Situation untersucht. Es wird dargelegt, welchen Eindruck die derzeitige Lage an Forscherinnen an der TU Wien vermittelt und ein Anstoß für die Setzung von Maßnahmen zu ihrer Verbesserung gegeben werden.

„Garagentore, die sich für tiefe Stimmen öffnen und für hohe Stimmen unbeweglich bleiben, Medikamente, die bei Frauen weniger erfolgreich wirken als bei Männern, Handy Apps, die nur heterosexuelles Begehren kennen – die Auflistung von Beispielen unzulänglicher Innovationen lässt sich lange fortsetzen. Der gemeinsame Nenner: das Fehlen eines gendersensiblen Forschungsansatzes.

– GEECCO

Links

Diagramm: Frauenanteile am wissenschaftlichen Personal nach Sektoren im internationalen Vergleich, 2016 – Gesis. 2019

Statistik: Share of female researchers by sectors of performance – Eurostat. Luxemburg, 2020

Studie: She Figures 2018 – Generaldirektion Forschung und Innovation (Europäische Kommission).Brüssel, 2019 

Beiträge

Frauenanteil an laufenden Forschungsprojekten der Fakultät Architektur an der TU Wien

Für die Diagramme wurden ausschließlich laufende Forschungsprojekte (Stand: März 2020) herangezogen. Es wird sehr schnell der signifikante Unterschied zwischen Projektleitung und Projektmitarbeit ersichtlich: Während der Frauenanteil an den Projektmitwirkenden noch 41,2% beträgt, macht dieser bei den Projektleitenden nur mehr 27,3% aus. Insgesamt ergibt sich bei allen Forschungsprojekten eine Frauenquote von etwa einem Drittel (32,0%).

Entwicklung des Frauenanteils an Forschungsprojekten von 2005 – 2019

Die Diagramme sollen einen Überblick über die Entwicklung des Frauenanteils an den Projektleitenden und Projektmitwirkenden und insgesamt an den Projekten von 2005 bis 2019 in Fünf- bzw. Vier-Jahres-Schritten geben. Es lässt sich im Bereich der Forschung allerdings trotz dieser Diagramme kein eindeutiger Trend erkennen. Während 2010 im Vergleich zu 2015 wesentlich mehr Frauen an Forschungsprojekten beteiligt waren, sank dieser Wert 2015 wieder deutlich. Im Jahr 2019 konnte der Wert im Vergleich zu 2015 wieder ansteigen. Obwohl allgemein kein eindeutiger Trend zu mehr Beteiligung von Frauen bei Forschungsprojekten erkennbar ist, ist positiv hervorzuheben, dass im Jahr 2019 zumindest die meisten weiblichen Projektleiterinnen verzeichnet wurden. In den Diagrammen steht die Jahreszahl für das Jahr, in dem das Forschungsprojekt startete.

Forschungsprojekte TU Wien 2020 nach Projekttyp

Für die Diagramme wurden ausschließlich laufende Forschungsprojekte (Stand: März 2020) herangezogen. Diese teilen sich in die vier Forschungsprojekttypen „Forschungsförderungsprojekt“, „Auftragsforschungsprojekt“, „Bildungs- und Hochschulmanagementprojekt“ und „Stipendium“ auf. Den größten Teil bilden die Forschungsförderungsprojekte mit knapp einem Drittel, Auftragsforschungsprojekte machen ungefähr 28% aus. Bildungs- und Hochschulmanagementprojekte und Stipendien haben nur einen geringen Anteil an den laufenden Forschungsprojekten mit jeweils etwa 8% und 2%.

Anteil von Frauen als Forschungs Projektleiter*innen:

Die Diagramme zeigen den Anteil von Frauen an der Projektleitung bei unterschiedlichen Forschungsprojekt Typen. Der Frauenanteil an den Forschungsförderung Projekten und Bildungs- und Hochschulmanagement Projekten ähnelt mit jeweils ungefähr einem Drittel jenem an der Gesamtheit der Projektleitungen aller Forschungsprojekte (27,3%), was eine Unterrepräsentanz von Frauen bedeutet. Noch gravierender ist dieses Ungleichgewicht allerdings bei Auftrag Forschungsprojekten: Unter insgesamt 27 Projektleitenden sind nur 2 Frauen. Bei den Stipendien ist das Verhältnis von Frauen und Männern ausgeglichen, jedoch sind insgesamt nur zwei laufende Projekte Stipendien.

Anteil von genderspezifischen Inhalten an Forschungsprojekten

Das Diagramm zeigt, welchen Anteil Forschungsprojekte, die sich einem genderspezifischen Thema widmen, an der Gesamtheit der Forschungsprojekte zwischen 2000 und 2020 der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der TU Wien haben. Seit dem Jahr 2000 gab es nur zwei Projekte, Genderorientierte Standortbewertung der Bewegungsqualität und Plattform für Streitreden, die einen genderspezifischen Inhalt hatten. Mit 1% machen diese nur einen Bruchteil der Forschungstätigkeit aus.

Genderspezifische Forschungsprojekte

In diesem Diagramm wird ersichtlich, dass in den letzten zehn Jahren mehr zu genderspezifischen Inhalten an der Fakultät für Architektur und Raumplanung geforscht wurde als noch weitere zehn Jahre zuvor. Jedoch lässt sich auch sofort erkennen, in welch kurzem Zeitraum man sich in den letzten 20 Jahren mit diesen Themen beschäftigt hat – nur im Rahmen der beiden Forschungsprojekte Genderorientierte Standortbewertung der Mobilitätsqualität und Plattform für Streitreden.

Frauenförderung an österreichischen Universitäten Allgemein

Für österreichische Universitäten besteht eine gesetzliche Verpflichtung zur Frauenförderung und zur Gleichstellung von Frauen und Männern. Dabei müssen in allen Kollegialorganen (z.B. Rektorat), die aufgrund des Universitätsgesetzes sowie durch den Organisationsplan und die Satzung der Universitäten eingerichtet sind, mindestens zu 50 Prozent Frauen vertreten sein. Für Prüfungskommissionen gilt dies allerdings nicht. Die Erlassung eines Frauenförderungsplan muss in den Satzungen der jeweiligen Universitäten vorgesehen sein. Der jeweilige Frauenförderungsplan muss die personellen und organisatorischen Maßnahmen zur Beseitigung bestehender Unterrepräsentation bzw. bestehender Benachteiligungen festhalten.

Maßnahmen des FFP´s der TU in Bezug auf die Forschung

Die Frauenförderungsplan der TU Wien beschreibt in der Präambel unter anderem, dass die tatsächliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern einen Niederschlag in Personalpolitik, Förderung der Genderkompetenz aller TU-Angehörigen, in Forschung und Lehre sowie in der Verteilung der Ressourcen (Gender Mainstreaming und Gender Budgeting) findet. Die Förderung der Studentinnen als potentielle künftige Wissenschaftlerinnen gehört ebenfalls dazu. Frauen und Männer sollen Forschung und Lehre gleichberechtigt gestalten und tragen. Weibliche Rollenvorbilder sollen Studentinnen zu einer wissenschaftlichen Karriere motivieren.

„Die TU Wien setzt sich aktiv dafür ein, dass Studien- und Arbeitsbedingungen Frauen und Männern die gleichen Möglichkeiten zu wissenschaftlichem Forschen, Lehren und Lernen bieten.“ FFP der TU Wien 01.12.2014

In Bezug auf die Forschung definiert die TU im Frauenförderungsplan unter §20 „Förderung der Forschung von Frauen“ dass sie Forschungstätigkeiten von Frauen in gleicherweise wie jene von Männern fördern. Des Weiteren soll bis zur Einrichtung eines Anreizsystems, bei Vorliegen entsprechender Anträge, die Forschungsvorhaben von Frauen bei gleicher Qualität bevorzugt werden. Mittel zur Forschungsförderung aus dem privaten Sektor, für welche zur Vergabe Organe oder Angehörige der Universität berufen werden, müssen unter Beachtung der Qualifikation auch auf eine Geschlechter ausgewogene Verteilung der Mittel achten.

Der §21 „Gleichwertigkeit der Frauen- und Geschlechterforschung“ führt an, dass wissenschaftliche und künstlerisch-wissenschaftliche Arbeiten zu Themen aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung im Rahmen von Qualifikation Beurteilungen innerhalb des wissenschaftlichen Faches als gleichwertig mit Arbeiten anderer Forschungsthemen angesehen werden. Die Forschungsarbeiten zu frauen- und geschlechtsspezifischen Themenstellungen in den im Haus vertretenen künstlerischen und wissenschaftlichen Fachrichtungen sollen nach §22 gefördert werden.

Das Forum Architekturwissenschaft fragt nach dem derzeitigen Stand der Geschlechterforschung in ihrer Disziplin und ihrer Verankerung in Forschung, Lehre und Praxis. Feminismus und Gender Studies befinden sich im Wiederaufleben in Zusammenhang mit einer Neuausrichtung. Gender-und Diversitätspolitik gelten aufgrund ihrer rechtlichen und institutionellen Stellung in Unternehmen und an Hochschulen zwar als etabliert, jedoch belegen empirische Studien zu Bildungs- und Karrierechancen sowie zur anhaltenden Lohnungleichheit, dass die Fortschritte zum Abbau von Geschlechterungleichheiten nur schwerfällig und langsam, vorangehen.

Solch ein ernüchternder Zustand mag für die Architektur noch stärker gelten als für andere Wissensbereiche. Geschlechterforschung ist bei vielen Wissensproduktionen vielerorts zu einem fixen Bestandteil geworden. Bei der Architektur jedoch führt sie noch immer ein Schattendasein. Außerdem ist nach wie vor mit sich primär männlich ausgerichtete Meister-Erzählungen und Vorstellungen von einer Neutralität des Gebauten zu kämpfen. Zwar sind Fragen zu Körper, Geschlecht und Sexualität in Bezug zur Architekturforschung, nach den ersten frauenspezifischen Untersuchungen der gebauten Umwelt, gestiegen jedoch kann was die Anwendung des erlangten Wissens betrifft, von Selbstverständlichkeit bislang noch keine Rede sein.

Die deutschsprachige Auseinandersetzung mit Gender ist allgemein weniger deutlich als im angelsächsischen und angloamerikanischen Raum. Denkansätze an denen Gender-, Critical Race- und Disability-Studies sich schneiden, werfen aktuelle Fragen auf, unter anderem zu Intersektionalität. Außerdem stehen sie im Zusammenhang mit zeitgenössischen, aktivistischen Debatten wie z.B.: #MeToo, die Frauenstreikbewegung, die Krise der Sorgearbeit sowie die Rechte von Women* of Color und von behinderten, queeren, trans*-, inter*- und nichtbinärgeschlechtlichen Menschen. Durch das Interesse für die Resonanz dieser Diskussionsfelder in der Architektur, werden Beiträge für eine Tagung zu folgenden Sektionen gesucht:

Historiographie – andere Erzählungen
Körper- und Geschlechtlichkeiten in Technik- und Planungsdiskursenund
‘Raum an der Spitze?’ – Institutionsanalysen und -politiken

„Das Forum erstrebt eine Positionsbestimmung von aktuellen Ansätzen der Genderforschung in der Architekturwissenschaft und möchte zu einer stärkeren Vernetzung von Forschenden – und somit der Stärkung der architekturbezogenen Geschlechterforschung – im deutschsprachigen Raum dienen.“

Im Bericht She figures 2018 wurden von der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission Indikatoren und Daten zum Fortschritt der Geschlechtergleichberechtigung in Forschungseinrichtungen, die sehr häufig den Zahlen in Hochschulen ähneln, veröffentlicht.

Die Arbeitsbedingungen in Zahlen

Die Publikation widmet sich unter anderem den zurzeit herrschenden Arbeitsbedingungen von weiblichen Forschenden in den europäischen Forschungseinrichtungen; zu diesem Thema wurden detaillierte Statistiken aus fast allen europäischen Ländern veröffentlicht. Diese untersuchen beispielsweise die Arbeitsverhältnisse, wonach in der EU 13% aller forschenden Frauen und 8% aller Männer sich in einer Teilzeit-Anstellung befinden. Außerdem ging aus den Untersuchungen in diesem Bereich hervor, dass mehr Frauen (8,1%) unter prekären Arbeitsverträgen (befristeter oder kein Arbeitsvertrag) angestellt sind als Männer (5,2%). Dieses Muster konnte in zwei Drittel der europäischen Länder beobachtet werden. Zudem wurde die Mobilität der Forscher*innen analysiert, die als Instrument zur Förderung der Qualität von Forschung verstanden wird, und festgestellt, dass generell Männer mobiler sind als Frauen. In der frühen Karrierephase sind allerdings Frauen etwas mobiler als Männer.

Der „gender pay gap“

Ein substanzieller Teil der Untersuchungen beschäftigt sich mit dem „gender pay gap“, der ein sehr aussagekräftiger Indikator zum Status der Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist. Dabei wurde ein Unterschied der Gehälter von 17% im EU-Durchschnitt errechnet. Österreich liegt mit 16,5% knapp unter diesem Wert, Deutschland mit 19% darüber. Aus der Erhebung der Daten ging des Weiteren die sehr problematische Erkenntnis hervor, dass im Bereich Forschung und Innovation der Einkommensunterschied noch größer ist als jener in der gesamten Wirtschaft der EU. Zudem wurde festgestellt, dass der „pay gap“ mit zunehmendem Alter ansteigt: Unter den Unter-35-Jährigen Forschenden beträgt dieser im EU-Mittel nur 9,2%, bei jenen über 55 liegt dieser Wert allerdings schon bei 21,7%.

Das statistische Büro Eurostat der Europäischen Union, erhebt seit 2009 jährlich Daten aus Ländern weltweit zum Anteil von Frauen in der Forschung in verschiedenen Sektoren. Unter anderem werden auch Statistiken zum Hochschulbereich veröffentlicht.

Die Daten im internationalen Vergleich

In der Statistik scheinen neben fast allen europäischen Staaten auch Japan und Südkorea auf. Die zwei asiatischen Vertreter bilden allerdings über alle Jahre der Erhebung der Daten das Schlusslicht in der Wertung, 2017 betrug der Frauenanteil beispielsweise in Südkorea nur 31,7% und in Japan nur 27,1%. Den schlechtesten Wert unter den europäischen Ländern erzielte die Tschechische Republik mit 34,5% (2017). Sehr positiv schnitten hingegen die baltischen Länder ab, Litauen und Lettland bilden mit jeweils 55% und 53,9% die Spitze und sind neben Island und Bulgarien die einzigen Staaten in Europa, in denen 2017 mehr Frauen in der Forschung im Hochschulbereich tätig waren. Dahinter und knapp unter der 50%-Marke folgen große Teile des Balkans, die dadurch ebenfalls sehr weit oben in der Wertung aufscheinen. Österreich lag 2017 mit einem niedrigen Wert von 40,8% im unteren Drittel und damit unter dem EU-Durchschnitt von 42,3%. Ähnlich schlecht schnitten Deutschland und die Schweiz ab, die mit jeweils 39,1% allerdings noch hinter Österreich liegen.

Veränderung von 2009 – 2017

Grundsätzlich ist bei fast allen untersuchten Ländern im Zeitraum von 2009 bis 2017 ein positiver Trend erkennbar, der Frauenanteil konnte insgesamt also steigen. Einen besonders starken Anstieg verzeichneten in diesem Zusammenhang Bulgarien mit knapp 10% und Island mit knapp 8%, wo dadurch nun mehr Frauen als Männer in der Forschung im Hochschulbereich beschäftigt sind. Überraschenderweise bildet hingegen Schweden eine Ausnahme von dieser allgemein beobachtbaren Entwicklung, denn hier wurde 2017 im Vergleich zu 2009 ein um einen Prozentpunkt niedrigerer Wert erhoben. In Deutschland, Österreich und der Schweiz konnte ebenfalls eine Verbesserung im Jahresvergleich erzielt werden, wobei der Anstieg in Österreich niedriger ist als in den beiden deutschsprachigen Nachbarländern.

Als Forscher*innen gelten Fachleute, die sich mit der Entwicklung, Konzeption und Schaffung von neuem Wissen befassen. Sie forschen und verbessern oder entwickeln dadurch Konzepte, Theorien, Modelle, Techniken, Software usw. Die oben abgebildete globale Karte zeigt den Frauenanteil der Gesamtzahl der Forscher*innen an.

Wie in vielen Bereichen ist auch in der Forschung ein klares Patriarchat zu erkennen. Nur 30% aller Forscher*innen weltweit sind Frauen. Bolivien mit 63% Frauen in der Forschung ist eine der wenigen bei denen Frauen die Mehrheit bilden. Frankreich liegt der Prozentanteil bei 26% und Äthiopien bildet mit 8% den Schluss licht.

Als wären die zahlen ohnehin nicht schon schockierend genug, zeichnet sich in den Großteilen der Länder ab, dass Männer im privaten Forschungssektor gegenüber Frauen dominieren. Dies ist auch in Ländern mit einen hohen Frauenanteil in der Forschung der Fall. Forscherinnen sind demnach mehr im akademischen und staatlichen Forschungssektor vertreten, welcher jedoch nicht die gleichen Gehälter und Chancen mit sich bringt wie der private Sektor. Ganz im Gegenteil gilt der private Sektor als chancenreicher und besser entlohnt. So ist z.B.: in Argentinien der Frauenanteil in der Forschung bei 52%, der Frauenanteil im privat beschäftigten Sektor jedoch nur bei 29%. In den Bereichen der Forschung Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik bilden in nahezu jeder Region die Frauen die Minderheit. So zum Beispiel in der Republik Korea wo 17% Frauen in der Forschung beschäftigt sind, sind im Bereich Ingenieurwesen und Technologie nur 9% Frauen. Die Daten wurden weltweit erhoben mit Ausnahmen wie die USA und manche Entwicklungsländer.

best-practice-Beispiele

Die Unterrepräsentanz von Frauen in der Forschung ist nicht nur an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien ein Problem. In anderen Ländern wurden bereits sehr zielführende Maßnahmen, um diesem Umstand entgegenzuwirken, ergriffen.

Eine Vielzahl an vielversprechenden Projekten findet sich in Australien, wo es an mehreren Universitäten wie beispielsweise der Monash University Teams bzw. „Labs“ gibt, die sich über Jahre hinweg ausschließlich mit genderspezifischen Themen beschäftigen. Als sehr wirkungsvoll erwies sich in diesem Zusammenhang auch die interuniversitäre Zusammenarbeit in Australien. Einige skandinavische Länder verfolgen hingegen den Ansatz, mittels Quoten, die eine gerechte Verteilung der vergebenen Forschungsgelder garantieren sollen, und dem gezielten Einsetzen von mehr Frauen in Schlüsselpositionen eine Balance zwischen männlichen und weiblichen Forschenden zu erreichen.

All diese Schritte tragen dazu bei, die Situation für Forscherinnen an Universitäten zu verbessern, mehr Gender-Forschung anzuregen und können und sollen in dieser Form auch an der TU Wien umgesetzt werden.

„Wir sind alle imstande, Wandel herbeizuführen, aber im Zusammenschluss kann der Wandel wirklich groß ausfallen” 

– Dr. Eva Sandmann

Beiträge

Das Forschungsprojekt “Leaky Pipline” befasst sich mit der Gender Segregation und Analysiert diese. „An der Technischen Universität (TU) Wien werden seit Jahren sowohl horizontale als auch vertikale Formen der Gendersegregation sichtbar“

Als Leaky Pipline wird in diesem Zusammenhang, das Phänomen eines über den Karriereverlauf abnehmenden Frauenanteil bezeichnet. So ist der Frauenanteil im Bereich Architektur unter Studienanfägner*innen ca. 50%,dieser verringert sich jedoch im Laufe der Karriere. So macht der frauenanteil Unter den wissenschaftler*innen innerhalb der  Professor*innen nur 17% aus.

Das Forschungsprojekt gliedert sich in fünf Punkte. Der erste Punkt ist eine Triangulationsstudie, welche offene und verdeckte Barrieren für Frauen analysiert, um das Phänomen der Gendersegregation zu erläutern. Des weiteren wertet eine logistische Regressionsanalyse die Inskriptions- und Abschlussdaten der Studierenden an der TU Wien von 1998 bis 2010 aus. Die spezifischen Hürden für weibliche Bewerberinnen werden durch eine Analyse der Personalauswahlprozesse gekoppelt mit einem Experiment, herausgefiltert. Außerdem wurden durch standardisierter Fragebögen Mobbingraten gemessen und das Aggressionsniveau gegenüber weiblicher Mitarbeiter*Innen getestet.

 „MitarbeiterInnen der „frauenreichen“ Fakultät für Architektur haben zum Beispiel signifikant mehr Aggressionserfahrungen als jene der Elektrotechnik und der Dienstleistungseinrichtungen, in diesen beiden administrativen Einheiten gibt es kein einziges Mobbingopfer.“

Narrativ-biographische Interviews bilden den Grundstein für durchgeführte Befragungen von Frauen, die zurzeit an der TU Wien beschäftigt sind und auch die aus Studium oder wissenschaftlicher Karriere ausgestiegen sind. Diese persönlichen Erfahrungen wurden erhoben.

Die Forschungsarbeit zeigte, dass weibliche Studierende über die Gesamtpopulation der Studierenden eine ungefähr 30% höhere Abbruchquote als ihre männlichen Kollegen aufweisen, wobei große Unterschiede in den unterschiedlichen Studienrichtungen zu erkennen sind. Die durchgeführten Experimente zeigen, dass bei einer Bewerbung für eine wissenschaftliche Stelle, potentielle Entscheidungsträger*Innen Männer und Frauen nach geschlechterspezifischen Stereotypen beurteilen. Dies geschieht vor allem, wenn das Geschlecht aus der Bewerbung ersichtlich ist. Hinweise auf das Gleichbehandlungsgesetzt in so einem Fall wird in der Arbeit als „nicht effektiv“ beschrieben. Positiv ist jedoch die quantitive Analyse zu Aggressionen, Kultur und Klima am Arbeitsplatz. Diese zeigen kaum geschlechterspezifische Unterschiede. Die Narrationen von Wissenschaftlerinnen geben allerdings schon Aufschluss darüber, dass Frauen in Minderheitsstatus und den einhergehenden Bewältigungsstrategien von Diskriminierung betroffen sind.

Die Studie greift viele Aspekte der Geschlechterdiskriminierung an der TU Wien auf und verdeutlicht, wie massiv die Organisation von diesem Problem betroffen ist. Die Unterschiedlichen Studien zeigen die Konsequenzen der mit Frauen nach wie vor verbundenen stereotypen und Vorurteile und zeigt diese auf unterschiedliche Weise auf.

„Die Ergebnisse weisen auf einen dringenden Bedarf eines fundamentalen Kulturwandels hin, der anstelle von Assimilationsmechanismen integrierende Maßnahmen im Sinne eines echten Diversity Managements beinhaltet.“

„Wie kann eine gerechte Energiewende gelingen, in der Menschen benachteiligt werden? Und was hat Geschlecht damit zu tun?“

Diese Frage wird in dem Video „Energie für alle“ welches im Rahmen des H2020-Projekts „Gender Equality in Engenieering through Communication and Commitment“ realisiert wurde, kommentiert. Es Basiert auf einem Review von Harrie Mort.

Durch eine Forschung ist bekannt, dass Frauen, Umwelt und soziale Fragen stärker berücksichtigen und sich nicht ausschließlich auf technologische Aspekte oder wirtschaftliche Gewinne zu konzentrieren. Der geringe Frauenanteil im Energiesektor von nur 22% und in Führungsetagen sogar nur 10%, hat zur Folge, dass Entscheidungen in diesem Bereich großteiles von Männern getroffen werden. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in diesem Sektor kann dadurch positiv zur Erreichung von Umweltzielen beitragen.

Des Weiteren ist die Rolle des Geschlechts im Energiebereich auch bei politischen Vorgaben eine maßgebende. Neben Verkehr und Industrie den beiden größten Energieverbrauchern von Industriestaaten, folgt der Bereich Haushalt dicht dahinter. Im Vergleich sind jedoch die öffentlichen Vorgaben zur Energieeinsparung für Industrie und Verkehr gering. Besteht hier ein Zusammenhang mit der Tatsache, dass diese Bereiche stark männlich dominiert sind?

In Haushalten nämlich zielt die Forschung auf eine Änderung des Konsumverhaltens. Entstehen von neuen Technologien und Anreizsystemen wie z.B.: zeitvariable Tarifmodelle, welche Haushalts Tätigkeiten mit hohen Energieverbrauch zu einer Zeit verschoben werden wo der Strom am billigsten ist (Überschuss aus Solar- und Windstrom).

Das Video eröffnet wichtige 4 Forschungsfragen:
1.bestimmt in einen Forschungsprojekt die Priorität, die der Umwelt, der Gesellschaft und den Risikoüberlegungen eingeräumt wird?
2.Welche Bevölkerungsgruppen profitieren von einer Maßnahme, welche nicht?
3.Wie wirkt sich eine vorgeschlagene Maßnahme überhaupt auf die Geschlechter aus?
4.Sind außer dem Geschlecht noch weitere Merkmale wie Alter, Beschäftigung, Vermögen, Familienverhältnis und geographische Lage relevant?

„Es ist wichtig, dass wir uns jetzt, wo wir am Beginn der Energiewende stehen, genau mit diesen Themen beschäftigen, denn sie sind der Schlüssel für eine gerechte Senkung unseres Energieverbrauchs. Der Ausgangspunkt jeder Forschung sollte dabei die Frage sein: In welcher Welt wollen wir leben?“

Um der ungleichen Geschlechterverteilung im Bereich der Forschung entgegenzuwirken, gibt es vor allem in Skandinavien vielversprechende Ansätze. Diese stammen zwar nicht von Universitäten, würden aber von einer Hochschule ebenso umgesetzt werden können wie von den behandelten Forschungsräten.

Research Council of Norway

Nachdem in Norwegen hauptsächlich Männer die Chance auf einen hohen Posten im Bereich der Forschung bekommen und aus einigen weiteren Gründen wurde vom Norwegischen Forschungsrat 2014 das Programm Gender balance and gender perspectives in research and innovation veröffentlicht. Darin wird u.a. das BALANSE Programm vorgestellt, welches dem Rat ermöglicht, Förderungen für innovative Maßnahmen zugunsten eines Gleichgewichts in der Geschlechterverteilung zu vergeben. Weiters werden mehrere Anordnungen zur Eindämmung der Benachteiligung von Frauen genannt. Beispielsweise wird festgelegt, dass bis 2017 der Anteil von Frauen an Projektmanager*innen und in anderen Schlüsselpositionen auf über 40% angehoben werden soll. Des Weiteren werden Geschlechterquoten bei der Vergabe von Förderungen von Forschungsprojekten beschlossen. Auf diese Weise kann eine gerechtere Verteilung von Forschungsgeldern erreicht werden.

Swedish Research Council

Vom Schwedischen Forschungsrat wurde im Jahr 2014 ebenfalls eine Strategie zur Erreichung von Gendergleichberechtigung in der landesweiten Forschung veröffentlicht. Dazu wurden fünf Ziele formuliert: In den Bewertungsausschüssen muss eine gleiche Genderverteilung erreicht werden. Das Verhältnis von weiblichen und männlichen Forschenden, denen Forschungsgelder bewilligt werden, muss mit jenem von weiblichen und männlichen Bewerber*innen übereinstimmen. Weiters muss sichergestellt werden, dass Männer und Frauen die selben Erfolgsraten haben und die selbe Menge an Forschungsgeldern erhalten. Zudem soll in jeder Analyse und Evaluation eine Perspektive zur Gendergleichheit enthalten sein; dies gilt auch für die externe Kommunikation des Rates. Für die Umsetzung dieser Forderungen ist der Ausschuss verantwortlich.

FATALE ist ein 2007 den Forscherinnen und Lehrenden Katarina Bonnevier, Brady Burroughs, Katja Grillner, Meike Schalk und Lena Villner der KTH Stockholm School of Architecture ins Leben gerufenes Projekt zur Erforschung und Lehre feministischer Architekturtheorie. Sie definieren diesen Begriff als „critical practice where gender acts as a significant analytical category, often through the intersection with other power relations” (fatalearchitecture.blogspot.com). Durch ihre Arbeit wollen sie das Bewusstsein dafür stärken, welche Auswirkungen geschlechtsbezogene Stereotypen und Annahmen auf die Architektur haben und wie diese momentan in der Ausbildung und im Berufsleben geformt, verstärkt und beibehalten werden. Zudem wollen sie umgekehrt auch die Auswirkungen von Architektur auf die Wahrnehmung und das Bild von Geschlechtern untersuchen. Anschließend soll mit den aus diesen Forschungsarbeiten gewonnenen Erkenntnissen das Fach Architektur revitalisiert und erneuert werden.

Wie arbeitet FATALE?

Die Gruppe operiert auf verschiedenen Ebenen: Einerseits stellt sie internationale Forschungen zu feministischen, architekturtheoretischen Themen an und andererseits macht sie die Forschungsergebnisse und anderes Wissen für die Öffentlichkeit über Konferenzen, die eigene Website www.fatalearchitecture.blogspot.com oder zahlreiche Publikationen zugänglich. Außerdem werden diese Erkenntnisse über die Lehre (Studioprojekte wie das Critical Studies Design Studio „Queens of PoMo“ 2013/14, Vorlesungen wie die Lehrveranstaltungsserie Architecture and Gender, Workshops, Seminare, etc.) an der KTH Stockholm weitergegeben.

Seit 2012 hat FATALE keine kollektiven Projekte mehr verfolgt, fördert allerdings immer noch einen feministischen Zugang zur Architektur mittels Lehre und Forschungsarbeit im Bereich Critical Studies in Architecture der KTH Stockholm und mittels performativen Events und Forschungsarbeit in Zusammenarbeit mit der Kunst- und Architekturgruppe MYCKET.

Die Organisation INTEGER verfolgt unter anderem die Ziele, Frauen an Universitäten und Forschungsinstituten besser sichtbar zu machen, Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen an diesen Orten zu erreichen und die Notwendigkeit von Gleichberechtigung für herausragende Leistungen in der Forschung zu vermitteln. Zu diesem Zweck setzte sie ab 2011 an drei unterschiedlichen europäischen Universitäten/Instituten „Transformational Gender Action Plans“ („T-GAP“) um.

Trinity College, Dublin: Umsetzung an einer forschungsintensiven Universität

Für alle drei Forschungsstätten wurden individuelle Pläne erstellt, das Trinity College in Dublin soll als Exempel dienen. Wie in Frankreich und Litauen auch wurde damit begonnen, umfassende Umfragen unter dem akademischen und forschenden Personal der Universität anzustellen und diese zu analysieren. Des Weiteren wurden Universitäten besucht, an denen bereits weitreichende Maßnahmen zur Gleichstellung von Männern und Frauen angewandt wurden. Im nächsten Schritt wurden anhand dieser Erkenntnisse auf das College zugeschnittene Maßnahmen formuliert, die im Rahmen des „T-GAP“ umgesetzt werden sollten. Mit der Durchsetzung vor Ort wurden sogenannte „implementation teams“ betraut. Infolgedessen wurde unter anderem Gleichberechtigung ein integraler Bestandteil des „Strategic Plan 2015-20“ und wird laut diesem das Ziel, Exzellenz zu erreichen, vereinfachen. Außerdem wurde beispielsweise ein Early Career Researcher Support/Development Office gegründet und angeordnet, Verordnungen vor ihrer Veröffentlichung zu prüfen, um festzustellen, ob diese zu gleichberechtigten Ergebnissen führen würden.

Auswirkungen der Pläne

Laut INTEGER hatten die „T-GAP“ sehr positive Auswirkungen und es konnten an allen drei Einrichtungen wesentliche Fortschritte erzielt werden. Das Trinity College in Dublin wurde schließlich 2015 mit dem Athena SWAN Bronze Award ausgezeichnet, der an Universitäten, die bemerkenswerte Bemühungen zur Förderung von Gleichberechtigung anstellen, verliehen wird. Die Inhalte der Pläne und deren Resultate wurden im Anschluss in Form von Richtlinien unter Partnerorganisationen und Netzwerke von Forschungseinrichtungen und Universitäten verteilt.

Equity & Diversity in the Australian Architecture Profession: Women, Work and Leadership war zwischen 2009 und 2014 ein kollaboratives Projekt, in dem ForscherInnen der University of Queensland, University of Melbourne,Queensland University of Technology, Monash University und University of Sydney zusammenarbeiteten. Zudem hatte das Projekt das Australian Insitute of Architecture, Architecture Media und drei Architekturbüros als Partner und wurde durch Mittel aus dem Australian Research Linkage Grant finanziert.

Im Rahmen des Projektes wurde die Repräsentation der Frauen in der Architekturbranche und die Fortschritte auf diesem Gebiet untersucht, mit besonderem Augenmerk auf der weiblichen Unterrepräsentation in Führungspositionen. Dabei stießen sie auf eine Vielzahl von Barrieren, die Architektinnen beim Aufstieg auf der Karriereleiter ausbremsen. Ein weiteres Ziel war die Erforschung des Einflusses von weiblicher Partizipation an der architektonischen Praxis und der sozialen, ökonomischen und architektonischen Vorteile einer „gender diverse workforce“ (Equity & Diversity in the Australian Architecture Profession, 1).

Ergebnisse der Zusammenarbeit

Aus der Zusammenarbeit ging, als vermutlich wichtigste Errungenschaft, die Website parlour.org (jetzt archiparlour.org) hervor, die als „space to speak“ gedacht ist und auch nach Beendigung der Kollaboration weitergeführt wird. Auf der Seite werden unter anderem laufend neue Artikel zu aktuellen Themen in Australien verbreitet, die Forschungsprojekte und Publikationen vorgestellt und über Events informiert. Neben der Homepage wurden auch die Parlour Guidelines to Equitable Practice in Architecture, die die momentan größten Herausforderungen für Frauen im Architekturberuf ansprechen, veröffentlicht sowie einige Arbeiten publiziert.

Parlour wurde 2015 für den British Architects President’s Award for Research nominiert.

Das XYX Lab – Gender + Place ist ein Forschungsteam an der australischen Monash University in Melbourne, das sich mit genderspezifischen Themen im urbanen Raum auseinandersetzt. Es gehört der Art, Design & Architecture Faculty an, besteht aus mehreren Professor*innen und Doktorand*innen und arbeitet mit Stadtplaner*innen, Stadtregierung und Interessensvertreter*innen zusammen, um auf unterrepräsentierte Gruppen im städtischen Raum aufmerksam zu machen.

Damit verfolgt das Lab das Ziel, Gleichberechtigung in der Stadt zu schaffen und alle geschlechtlichen und sexuellen Identitäten in den Diskurs zu inkludieren. Mit dieser Absicht entwickelt es langfristige, oft radikale Projekte

Aktuelle und abgeschlossene Forschungsprojekte

Darunter fällt zum Beispiel das aktuelle Projekt Lighting Cities: Creating Safer Spaces for Women and Girls, dem eine fundierte Analyse zugrunde liegt, ob mehr Licht allein sicherere Räume in der Stadt für Frauen schafft. Durch eine Befragung ging hervor, dass oftmals sogar stärker beleuchtete Plätze als unsicher wahrgenommen werden. Die Projektbeteiligten kamen deshalb zum Schluss, dass nicht Licht, sondern „lighting design“, also nuancierte und ortsspezifische Beleuchtung, ausschlaggebend für gender-sensitive Städte ist. Ein abgeschlossenes Projekt ist beispielsweise die Gender Equality Map, die 2019 zum ersten Mal getestet wurde. Auf dieser Karte können Benutzer ihre Erfahrungen von Gendergleichberechtigung und -ungleichberechtigung markieren und teilen. Dies soll dazu beitragen, reale Bewertungen von möglichst vielen Orten in der Stadt zu erhalten, die später analysiert werden und der Stadtverwaltung und Interessensvertretungen helfen sollen, besser zu verstehen, wo Ungleichberechtigung gehäuft auftritt. Das Konzept beruht darauf, dass diese Erfahrungen im Kollektiv mehr wahrgenommen werden, als dies einzelne negative Bewertungen können.

Das XYX Lab zeigt eindrücklich, welche positiven Auswirkungen die Etablierung eines Forschungsteams zu Genderthemen auf viele Teile der Stadtbevölkerung hat.

best-practice-Beispiele

1. Adäquate Verteilung der Forschungsgelder

Wir fordern dass die Verteilung von Forschungsgeldern an Frauen und Männer soll dem zahlenmäßigen Verhältnis der männlichen und weiblichen Forschenden der Fakultät entsprechen.

2. Geschlechtergleichgewicht in den Ausschüssen

Wir fordern eine gerechte und ausgewogene Genderverteilung in den Ausschüssen zu erreichen. Um Frauen ausreichend zu repräsentieren. Dies sollte nicht nur im Interesse der Betroffenen liegen, sondern auch in dem, der dafür Verantwortlichen.

3. Keine Benachteiligung durch Karenz o.Ä.

Bei der Auswertung der wissenschaftlichen Produktivität einzelner Forschender darf nur die aktive Forschungszeit berücksichtigt werden, eventuelle Absenzen aufgrund von Karenz o.Ä. müssen davon abgezogen werden.

4. Transparenz von Forschungsprozessen

In einem jährlichen Bericht müssen die vergebenen Forschungsgelder und die Erfolgsrate nach Geschlechtern aufgeschlüsselt sowie das Geschlechterverhältnis in Ausschüssen und bei Projektleitungen dargelegt werden.

5. Förderung der Forschung zu genderspezifischen Themen

Die Forschung zu genderspezifischen architektonischen Themen muss gefördert werden, dazu sollte vor allem die interuniversitäre Zusammenarbeit vorangetrieben werden. (Beispiel „Equity and Diversity in the Australian Architecture Profession“)

6. Geschlechtergleichgewicht in der Forschung

Wir fordern, ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern im Forschungsbereich herzustellen, und deren positive Auswirkungen auf die Qualität der Forschungsarbeit müssen von der Fakultät beworben werden.

7. Schulung von Genderthemen

Mitglieder in Ausschüssen müssen Schulungen zu Genderthemen erhalten, alle anderen Forschenden der Fakultät müssen über die Gleichberechtigungsmaßnahmen informiert werden.

“Man kann die Situation der Frauen nicht umgestalten, ohne dass sich dabei auch etwas für die Männer ändert”

– Margaret Atwood