Die Architektinnen

Pionierinnen

Das Thema der Gleichberechtigung zwischen Männern* und Frauen* steht seit jeher im Fokus der Emanzipation der Frau. Vor allem in männlich-assoziierten Berufen war es für Frauen schwierig Fuß zu fassen. Darunter fällt auch der Beruf des “Architekten”, in dem Frauen lange ihren Platz erkämpfen mussten. Einige Architektinnen konnten sich aber gegenüber den Männern beweisen und wurden somit zu Heldinnen der Architektur.

Anhand einer Zeitleiste wird innerhalb von vier Zeitspannen die Entwicklung von Frauen in der Architektur dargestellt. Nebst den Entwicklungen der Ausbildung, beispielsweise der Öffnung der Hochschulen für Frauen, werden auch die gesellschaftlichen oder berufspolitisch relevanten Ereignisse aufgezeigt.

Fokus haben die Länder Österreich, Deutschland und Schweiz. Nebst den vor Ort tätigen Architektinnen werden auch Biografien von emigrierten Architektinnen beispielhaft aufgezeigt. Die Auswahl dieser Frauen basiert auf den Recherchen zur Entwicklung der Frauen in der Architektur. Die bestehende Liste beinhaltet momentan eine überschaubare Anzahl von Pionierinnen und wird laufend erweitert.

Durch die Sichtbarmachung dieser Frauen wünschen wir uns eine Inspiration für alle Mädchen* und Frauen* zu sein, die hier Vorbilder entdecken können.

1890 - 1920

Die Erste Frauenbewegung unterstützte Ausbildung und Berufstätigkeit von Frauen, die im Ersten Weltkrieg einen Höhepunkt an Erwerbstätigkeit erreichten. Von Planung und Bau waren Frauen jedoch ausgeschlossen.

Industrialisierung und erste Frauenbewegung

Mit der Industrialisierung wurden Frauen auch außerhäuslich erwerbstätig. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – mit dem Aufkommen von Frauenvereinen – verbesserte sich die Möglichkeit der Frauen zur Ausbildung und zur Berufstätigkeit, wobei jedoch höhere Bildung und Berufstätigkeit den Männern vorbehalten waren. Mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurden Bildung, Berufstätigkeit, Wahlrecht aber auch Wohnen zu den zentralen Themen der ersten Frauenbewegung. Kunstgewerbe-, Bauwerksschulen und die ersten Architekturuniversitäten im Ausland ließen nun auch Frauen zu.

Berufschancen im ersten Weltkrieg

Ein Großteil der österreichischen Architekturpionierinnen studierte im Zeitraum des ersten Weltkriegs. Generell ermöglichte der erste Weltkrieg Frauen die Tätigkeit in Zivilberufen, da durch den Einzug von Männern an die Front viele Arbeitsplätze frei wurden. Frauen wurden jedoch wesentlich schlechter entlohnt, mit der Begründung, sie wären weniger belastbar als Männer.  In der ersten Berufspraxis waren Architektinnen zunächst vor allem in der Inneneinrichtung, dem Wohnungsumbau sowie dem Siedlungsentwurf tätig. Jedoch war die Gesellschaft noch immer von Vorurteilen geprägt, Frauen seien unfähig dreidimensional zu denken, eine Baustelle zu überwachen, und mit Geld umzugehen.

Pionierinnen

Finnland (*8. 11. 1862, Turku, †6. 12.1916, Helsinki)

Biographie

Hornborg besuchte im Jahr 1887, mit einer speziellen Genehmigung, die „Hochschule für Kunst und Design Helsinki“ und die „Technische Universität Helsinki“, weil zu der Zeit keine Frauen im Studium zugelassen waren. Sie war weltweit die erste zertifizierte Architektin, wobei sie für das Büro von Lars Sonk arbeitete. „Signelinna“ (auch Newanderin talo, Newander-Haus genannt) war eines ihrer bedeutendsten Bauten. In 1897 entwarf sie nur die Fassade des „Sepänkatu-Aparmenthauses“ in Helsinki, da man es in den männlichen Kreisen dieser Zeit, es nicht für richtig hielt, eine Frau das ganze Haus entwerfen zu lassen.

Gemeinsam mit Eliel Saarinen arbeitete Signe Hornborg an der Schöpfung der finnländischen nationalen Identität durch die Architektursprache. Signe Hornborg beteiligte sich an der Gestaltung des Feuerwehrgebäudes in Hamina, ohne Honorar zu verlangen. Ebenfalls arbeitete sie an städtischen Gebäuden für arme Kinder in Helsinki.

Werkauswahl

•„Signelinna“, Pori, 1892
• Entwurf der Fassade für ein Sepänkatu-Apartmenthauses, Helsinki, 1897

USA, *17. Oktober 1868, Santiago, Chile, †3. Feburar 1953, Winthrop, Massachusetts, USA

Biographie

Hayden war die erste Frau, die ein Architekturdiplom, sogar mit Auszeichnung, an der MIT erhielt. Ihr Abschluss im Jahr 1890, garantierte jedoch keine Arbeit. Nach einer erfolglosen Suche, nahm sie einen Job als Lehrerin für technisches Zeichnen an einer Boston High School an. Im Jahr 1891 sah sie eine Annonce, in der man Architekten*Innen aufforderte, Entwürfe fürs „Women’s building“ einzureichen, welches Teil der gigantischen Weltausstellung von Daniel Burnham in Chicago sein sollte. Hayden schlug ein dreistöckiges Gebäude im italienischen Renaissancestil vor und wurde mit dem ersten Preis prämiert. Sie war zu dieser Zeit 21 Jahre alt und erhielt 1000 Dollar für ihren Entwurf. Leider war das im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen nur ein Zehntel des Preises, den diese für den Entwurf erhalten würden. Während des Baus des Gebäudes litt Hayden unter ständigem Mikromanagement und Kompromissen, die vom Bauträger gefördert wurden. Durch den konstanten Druck, erlitt sie einen Zusammenbruch und würde für einige Zeit in ein Sanatorium gebracht. Danach arbeitete sie nie wieder als Architektin. Dieses Ereignis stärkte leider die Vorurteile
gegenüber Frauen in den Architekturreisen.

Werkauswahl

“Woman’s Building”, World’s Columbian Exposition, Chicago, 1893

USA,*20. 01. 1872, San Francisco, † 2. 02. 1957, San Francisco

Biographie

Julia Morgan verbrachte ihre Kindheit in New York und studierte an der „University of California, Berkeley“ wo sie 1894 als Bauingenieurin diplomierte. Danach entschied sie sich nach Paris zu ziehen. Nach einem sechsjährigen Aufenthalt, gelang es ihr als erster Frau ein Diplom, an der “École des Beaux-Arts” zu bekommen. Sie war die erste Frau, die in 1904 eine Lizenz als Architektin erhielt. Ihr restliches Leben verbrachte sie in San Francisco, wo sie 1904 ihr eigenes Büro gegründete. Zwischen 1905 und 1951 plante und realisierte sie mehr als 700 Projekte, mit durchschnittlich 15 Projekten pro Jahr. In 1913 wurde sie von Phoebe Apperson Hearst beauftragt das „Y.W.C.A.“ Konferenzzentrum (später„Asilomar“), zu bauen. In den nächsten 16 Jahren fügte sie 16 Gebäude zu ihrer Werkliste hinzu. Danach wurde sie von William Randolph Hearst beauftragt den „Hearst Castle“ zu bauen, was zu einem ihrer wichtigsten Werke wurde. Ihre Gebäude zeichnen sich durch die Verwendung lokal verfügbarer Materialien und der Integration der westlichen architektonischen Traditionen aus. Es ist ebenfalls der Einfluss von Beaux-Arts in ihren Projekten zu sehen.

Werkauswahl:

● Herald Examiner Building, Los Angeles, Kalifornien, 1913-1914
● Asilomar Conference Grounds, Pacific Grove, Kalifornien, 1913-1929
● Berkeley City Club, Berkeley, Kalifornien, 1930
● YWCA, San Pedro, Kalifornien, 1918
● Hearst Castle, San Simeon, Kalifornien, 1919 – 1947

Deutschland, * 08.05.1875, Aken, † 04.08.1951, Gut Hovedissen

Biographie

Emilie Winkelmann war die erste selbstständige Architektin Deutschlands. Sie eröffnete 1907 ihr erstes eigenes Architekturbüro und beschäftigte dort zeitweise 15 technische Zeichner. Sie entwarf größtenteils Wohnhäuser im Stadtteil Berlin-Charlottenburg, wo auch heute noch einige ihrer Bauten stehen. Noch vor ihrem Studium absolvierte sie eine Zimmermannslehre und arbeitete bei ihrem Großvater im Baugeschäft. Da Frauen erst ab 1909 das Recht auf den Besuch deutscher Hochschulen hatten, schrieb sie sich für ihr Studium ab 1901 als Emil Winkelmann an der Technischen Hochschule Hannover ein. Im Laufe ihrer Karriere versuchte sie weiterhin ihre weibliche Identität zu verschleiern und signierte nur mit ihren Initialen. Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 war ihre erfolgreiche Karriere zu Ende und sie erhielt ein Bauverbot.

Werkauswahl:

● Wohnhaus Eiderstederweg 2 Berlin-Zehlendorf, 1909
● Leistikow Haus Berlin-Charlottenburg, 1910
● Viktoria-Studienhaus Berlin-Charlottenburg, 1915 als erstes Mädcheninternat europaweit, heute bekannt als Ottilie-von-Hansemann-Haus

Deutschland, *1875, † 1956

Biographie

Therese Mogger ist bekannt als die erste Frau im Bund Deutscher Architekten*innen (BDA). Sie hatte bereits eine Scheidung und die Geburt von drei Kindern hinter sich, als sie ihr Studium an der TH München begann. Dort lernte sie ihre Kommilitonin Elisabeth von Knobelsdorff kennen, mit der sie ihr Studium wenige Jahre später in Berlin fortführte. In Düsseldorf eröffnete sie ein eigenes Büro und plante im Stadtteil Gerresheim einige Mehrfamilienhäuser. 1920 wurde sie die erste Präsidentin des Künstlerinnen-Vereins.

Biographie

(Deutschland, * 17.06.1877, † 20.04.1959)

Elisabeth von Knobelsdorff ist in vielerlei Hinsicht die Vorreiterin für Frauen in der Baubranche. Noch vor der ersten Abiturprüfung setzte sie sich für eine Zulassung von Frauen in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen ein. Nach der Zulassung 1909 an der TH Charlottenburg – heute die Technische Universität Berlin – erlangte sie ihren Abschluss 1911 als die erste deutsche Diplom-Ingenieurin der Architektur. Im Jahr 1912 wurde sie das erste weibliche Mitglied im Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (AIV), legte einige Jahre später die Staatsprüfung für das Hochbauamt ab und wurde zum ersten weiblichen Regierungsbaumeister Deutschlands ernannt. Die Hochzeit mit Kurt Wilhelm Viktor war der Auslöser für eine Entlassung aus dem Staatsdienst, weshalb sie in den darauffolgenden Jahren als freiberufliche Architektin arbeitete.

Historisches

 1848 | DE | Erste Frauenbewegung in Deutschland. Als Vorbilder für die erste Deutsche Frauenbewegung stehen Frankreich und Großbritannien. Dort wurden nach der französischen Revolution erste Frauenrechte geltend gemacht. Diese Bewegung schwappte auch ab 1848 auf Deutschland über.

1855 | CH | Eröffnung ETH Zürich – Frauen zum Studium zugelassen. Jedoch dauert es noch Jahre, bis eine Immatrikulation und nicht nur Gasthören möglich war. Die Schweizer Schulausbildung bot keine Grundlage für das Hochschulstudium von Frauen, daher waren die ersten Studentinnen aus dem Ausland, z.B. aus England oder Schottland. [Artikel: Von der ersten Studentin bis zu den heutigen Forscherinnen]

1867 | AT | Wiener Kunstgewerbeschule – offiziell für Frauen geöffnet

1868 | CH | Gründung der Association internationale des Femme durch die Genferin Marie Goegg-Pouchoulin (1826–1899) . Ziel war die soziale, wirtschaftliche, rechtliche und politische Gleichstellung der Frau. In der Praxis bemühte sie sich vor allem darum, die Frauenbewegung aller Länder bei behördlichen Vorstößen und anderen Aktivitäten zu unterstützen. Nach der Auflösung vier Jahre später, gab es in den darauf folgenden Jahren immer wieder neue Zusammenschlüsse und Forderungen in den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz.

1869 | CH | Basel: Schule für Gestaltung – Mädchen zur Zeichenschule zugelassen

1878 | AT | Frauen erstmals zu Universitätsvorlesungen in Österreich zugelassen – allerdings nur zu einzelne Fakultäten und als Gasthörerinnen

1890 | International | Erste Frauen diplomierten im Architekturstudium: Signe Hornborg (Finnland) und Sophia Hayden (USA). Sophia Hayden präsentierten 1893 einen Entwurf für ein «Women’s Building» an der Weltausstellung in Chicago, der mit dem ersten Preis prämiert wurde.

1900 | DE | Erste Gasthörerinnen in Architekturklassen in Deutschland

1909 | DE | Frauen haben das Recht auf den Besuch deutscher Hochschulen

1910 | CH | Emmy Haldimann-Schmidt – Beginn des Architekturstudiums am Technikum Burgdorf

1911 | CH | Latscha-Däppen – Beginn des Architekturstudiums am Technikum Burgdorf

1912 | AT | Eröffnung: private Bauschule von Adolf Loos in Wien – auch Frauen zugelassen

1914 | AT | Ausbildung in Oskar Strnads Architekturklasse an der Wiener Kunstgewerbeschule für Frauen erlaubt

1918 | DE | Wahlrecht für Frauen in Deutschland. Mit der Weimarer Republik geht auch das Frauenwahlrecht einher. Der Erfolg der Frauenbewegung hält jedoch nicht lange an. Der Staat entwickelt sich zu einer Diktatur und es gibt kaum Nachwuchs mehr.

 

1920 – 1940

Nach dem ersten Weltkrieg markierte vor allem das Frauenwahlrecht einen bedeutenden Schritt in der Frauenbewegung. Die Möglichkeiten für berufliche Laufbahnen von Frauen stiegen. Im nachkriegsbedingt boomendem Wohnungsbau wirkten Architektinnen vor allem im Umbau und Innenausbau mit.

Frauenwahlrecht

Nach dem ersten Weltkrieg wurde in einigen Ländern das Frauenwahlrecht eingeführt, was einen großen Schritt in der Emanzipation der Frau bedeutete. Dadurch öffneten immer mehr Universitäten ihre Studiengänge auch für Frauen, darunter auch in einigen Ländern das Architekturstudium. 

Geschlechterkampf

Damit konnten Architektinnen erstmals in diesem männlich dominierten Berufsfeld Fuß fassen. Dies führte jedoch zu gesellschaftlichem Misstrauen und Widerstand der männlichen Architekten. Sie achteten auf die Aufrechterhaltung der Hierarchie von männlicher Führung  und assistierenden Frauen. Die Arbeit der Architektinnen blieb auf schöpferische Tätigkeiten und hauswirtschaftliche Inhalte beschränkt. Vor allem bei Architekten-Paaren wurde die Autorenschaft an Werken den Männern zugeschrieben und die Leistungen der Frauen meist verschwiegen. Die Emanzipation und Erwerbstätigkeit von Frauen blieb ein heikles Thema.

Wohnungsbau als wichtiges Betätigungsfeld

Trotz des Widerstandes der Architekten konnten Architektinnen in einigen Bereichen der Architektur reüssieren, vor allem im Wohnungsbau. Allerdings war der großvolumige, kommunale Wohnungsneubau in Wien eindeutig Männern vorbehalten. So planten über 190 Architekten aber nur 2 Architektinnen, Ella Briggs-Baumfeld und Margarete Schütte- Lihotzky, die Gemeindebauten des Roten Wien. Architektinnen waren vielfach in den weniger prestigeträchtigen Bereichen: Siedlungsbau, Einfamilienhaus, Innenausbau tätig. Kompetenz wurde ihnen in der Modernisierung und Erleichterung des Alltags im Haushalt zugeschrieben.

Pionierinnen

Frankreich, *9. 08. 1878, Frankreich, † 31. 10. 1976, Paris

Biographie

Eileen Gray stammte aus einer wohlhabenden Familie und war die jüngste von fünf Kindern. Von 1898 bis 1902 studierte sie Malerei an der „Slade School of Fine Arts“ in London. Aufgrund ihrer Faszination mit dem, Art Deco Geist zog sie nach Paris, wo sie auch ihr Leben verbrachte.

In Paris besuchte sie die „École Colarossi“ und die „Académie Julian“. Sie war von der Lackkunst fasziniert und betrieb seit 1910 ihre eigene Lackwerkstatt. 1922 öffnete sie ihr erstes Atelier für Möbeldesign und Innendekoration. Durch die Beteiligung an der Ausstellung im „Salon des Artistes Décorateurs“ und durch ihre Entwürfe für funktionelle und avantgardistische Stahlrohrmöbel, wurde sie bekannt.

Ein Treffen mit Jean Badovici inspirierte sie auch architektonisch zu arbeiten. Gemeinsam erarbeiteten sie ihren Entwurf für das “Haus E.1027”. In diesem Haus wurden die Farben, Formen und Materialien in Einklang gebracht. Die Inneneinrichtung bestand aus einer Mischung aus festen Einbauten und flexiblen Möbelstücken, die für Gray der Ausdruck einer modernen und freien Lebensweise waren. Für das Haus entwarf sie mehrere Möbelstücke, wie zum Beispiel den „Adjustable Table E.1027“, weil angeblich die Schwester Thora, es liebte in Bett zu frühstücken.

Im Jahr 1972 wurde sie von der „Royal Society of Art in London“ zur „Royal Designer to Industry“ ernannt. Der „Adjustable Table E.1027“ war ihr erfolgreichstes Möbelstück und wurde im Jahr 1978 in die ständige Sammlung vom MOMA aufgenommen.

Werkauswahl

Architektur
Haus „E1027“, Rocquebrune, Côte d’Azur, Frankreich, 1924
Haus „Tempe à Pailla“, Castellar, Côte d’Azur, Frankreich, 1932-1934

Möbel
„Sirene“, Armlehnstuhl,1921
„Le magicien de la nuit“, Lackpaneel, 1912
„Serpent2, Lehnstuhl, 1920-1922
„Transat“, Stuhl, 1925-1930
„Noncomformist“, Stuhl, 1926-1929
Adjustable Table „E1027“, 1927
Bibendum Chair, 1927
„S“, Stuhl, 1932-1934

Österreich, *05.03.1880, †20.06.1977

Biographie

Ella Briggs, Tochter eines jüdischen Anwalts, startete ihre Ausbildung in Wien, die sie dann später in München mit einem Diplom 1920 beendete. In ihren weiteren Jahren arbeitete sie in Wien, New York, Philadelphia, Süditalien und Berlin. Durch die Beschränkungen des Nationalsozialismus gab es für sie keine Zukunft mehr in Deutschland und Österreich, weswegen sie schließlich 1935 nach London emigrieren musste, wo sie ihr eigenes Architekturbüro eröffnete.

Als erstes weibliches Mitglied des österreichischen Ingenieur*innen- & Architekt*innenvereins ist sie die einzige Frau, die neben Margarete Schütte-Lihotzky am Wohnbauprogramm “Roten Wien” mitwirkte.

Werkauswahl

Pestalozzi-Hof in Wien-Döbling 1925-1927
Ledigenheim in Wien-Döbling 1926
Wohnhausanlage in Berlin-Mariendorf 1930
Villa in Kleinmachnow, Land Brandenburg 1933

Österreich, *05.03.1880, †20.06.1977, Deutschland, *16.06.1885, †14.12.1947

Biografie

Lilly Reich war eine deutsche Innenarchitektin und Möbeldesignerin. Sie wurde als erste Frau im Vorstand des Deutschen Werkbunds aufgenommen. Sie war ausgebildete Kurbelstickerin und arbeitete ab 1908 für die Wiener Werkstätten.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland machte sie sich mit einem eigenen Atelier in Berlin selbstständig, später in Frankfurt am Main. Im Jahr 1926 macht sie Bekanntschaft mit dem deutsch-amerikanischen Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Mit dem sie eine erfolgreiche Karriere in Kollaboration, über mehrere Jahre führte.

Der Erfolg Lilly’s weitete sich aus, als sie 1932 von Ludwig Mies van der Rohe zur zweiten Bauhausmeisterin ernannt wurde. Von da an leitete sie neben der Bau- und Ausbauwerkstatt auch die Weberei, zuerst in Dessau, später auch am Bauhaus in Berlin.

Werkauswahl

Organisation der Stuttgarter Werkbundausstellung mit Ludwig Mies Van der Rohe (1926)
Künstlerische Leitung für die deutsche Präsentation auf der Weltausstellung (1929)
Innenausstattung Haus Tugendhat und Barcelona Pavillion mit Ludwig Mies Van der Rohe (1928-1930)
Organisation der Deutschen Bauausstellung in Berlin (1931)

„Wie der Weg gefunden werden wird in der neuen Form, wer soll das wissen? Wohl nicht in den Spuren der heute maßgebenden Kreise. Gut Ding will eben Weile haben, und wesentlich wird auch hier sein, daß der Geist der Frau zur Sprache kommt, die sein will, was sie ist, und nicht scheinen will, was sie nicht ist.“ – Lilly Reich, Die Form, 1922
Links

Portrait Lilly Reich – 100 Jahre Bauhaus

Portrait Lilly Reich – Archinform

Lilly Reich – Akteure des Deutschen Werkbunds, Museum der Dinge

Lilly Reich – Wikipedia

Biographien Lilly Reich – Fembio

Lilly Reich – Interface

Österreich, * 31.05.1892, † 11.11.1987

Biographie

Liane Zimbler wurde als Juliane Angela Fischer in Österreich geboren. Sie studierte an der Kunstgewerbeschule und an der Technischen Hochschule in Wien.

Sie arbeitete sowohl als Mode- & Möbeldesignerin, Illustratorin und als Architektin. Ihr eigenes Atelier eröffnete sie schließlich im Jahre 1924 in Wien. Liane Zimbler erhielt viele und große Aufträge und konnte so Ende der 1920er Jahre ein weiteres Büro in Prag eröffnen. Neben ihrer Arbeit als Architektin organisierte sie unter anderem Ausstellungen, war als Lehrende tätig und konnte einige ihrer Arbeiten auch in Zeitschriften publizieren.

Im Jahre 1938 erhielt sie als erste Frau Österreichs die Befugnis als Ziviltechnikerin. Im selben Jahr flüchtete sie vor dem Nationalsozialismus nach Los Angeles wo sie dann später Privataufträge annahm, Ausstellungen organisierte und Studenten*innen unterrichtete.

Im Mittelpunkt ihrer Architektur standen vor allem sich verändernde Formen, Muster und Farbzusammenstellungen, sowie das Experimentieren mit neuen Materialien.

Werkauswahl

Wohnhaus in Bad Aussee, 1918
Haus Wetzler, Wien, 1924
Umbauten Bankhaus Ephrussi, Wien, 1922
Haus Gnadenwald, 1924-1938
Umbau der Wohnung D., Wien, 1931 & 1935
Umbau Sabel-Wohnung, Wien, 1936
Wohnsitz Toch, Santa Monica, 1941
Panzer-Residenz, Beverly Hills, 1942
Wohnsitz Boswell, Los Angeles, 1944
Wohnsitz Dahlberg, Beverly Hills, 1945
Foster Schlafzimmer & Bad, Beverly Hills, 1950
Barbas Wohnsitz, Beverly Hills, 1951
Wohnsitz von Dr. J. Brody, Beverly Hills, 1952
Wohnsitz Moore, Los Angeles, 1955
Wohnsitz Stewart, Beverly Hills, 1955
Feldman-Küche, Los Angeles, 1956
Wohnsitz Schwartz, Camarillo, 1956-1957
Wohnsitz Huebscher, Los Angeles, 1959-1960
Empfangsraum der Firma Elliot Evans, Los Angeles, 1960
Candianides Wohnsitz, Venture, 1961
Wohnung Silverberg, Los Angeles, 1962
Wohnsitz Barasch, Los Angeles, 1960-1965, 1975
Engelman-Residenz, Los Angeles, 1965
Wohnsitz der Levy, Los Angeles, 1965
Wasserman-Residenz (Foyer), Los Angeles, 1968
Recyceltes Haus, Beverly Hills, 1974

Israel, 20. August 1893, Charlottenburg bei Berlin, †7.April 1983, Tel Aviv

Biographie

Lotte Cohn begann mit dem Studium im Jahr 1912 an der Technischen Hochschule Charlottenburg und war somit die vierte immatrikulierte Frau im Architekturstudium.

Nach dem Abschluss ihres Studiums im Jahr 1916 und den ersten Praxiserfahrungen, wanderte sie nach Tel Aviv aus. Dort arbeitete sie bis 1929 mit Richard Kauffmann zusammen. Gemeinsam entwickelten sie das Konzept der landschaftlichen Genossenschaftssiedlungen „Kibbuzim“. Die Siedlungen waren als moderne Gartenstädte konzipiert.

Von 1929 bis 1968 führte Lotte Cohn ihr eigenes Büro. Sie entwickelte mehr als 100 größere Bauprojekte.

Werkauswahl

Hotel „Käte Dan“, 1932 

Zusammenarbeit mit Richard Kauffmann
Emekstadt Afuleh, industrielle Gartenstadt, 1925-1930
Ein Harod und Tel Josef, Kibbuzim, industrielle Gartenstadt, 1925

Zusammenarbeit mit Josef Mahrer
„Shimon Binyan“, Bürogebäude , Tel Aviv, 1935/36
Haus Aleph, Mädchenschule für Agrarkultur,  Nahalal im Moshav, 1925
„Sh’chumant RASSCO“, Tel Aviv, 1946-48

Schweiz, * 20.08.1894, † 26.05.1955

Biographie

Lux Guyer gründete als erste Architektin der Schweiz 1924 ihr eigenes Büro. Sie setzte als Architektin rund 63 Projekte um, baute v.a. Wohnbauten, private Wohnhäuser und Ferienhäuser. Guyer setzte sich für Frauen, z.B. mit dem Bau der Wohnkolonie Lettenhof 1926/27 für alleinstehende Frauen ein. Die Fertigkeit zur Architektin hatte sie nicht auf direktem Weg an der ETH Zürich erlangt – diese Laufbahn war den Männern vorbehalten – sondern über kunsthandwerkliche und innenarchitektonische Kurse an der Gewerbeschule und als Fachhörerin an der ETH Zürich bei Gustav Gull, Karl Moser und Josef Zemp.

1985 Ausstellung Nachlass Lux Guyer im Schweizerischen Architekturmuseum in Basel. Seit 1995 gibt es den Lux-Guyer-Weg in Zürich.

Werkauswahl

SAFFA-Ausstellung (leitende Architektin), Bern, 1928
Wohnkolonie Lindenbachgut, 1927/28
Wohnkolonie Beckenhof, 1928/30
Haus Rudolph, Küsnacht, 1929/31
Haus Bovieri, Zürich, 1931/32

Österreich, * 28.11.1896, † 18.12.1994

Biographie

Lilia Sofer, auch unter dem Namen Lilia Skala bekannt, wuchs in Wien auf. Ihr Studium machte sie jedoch an der Technischen Universität Dresden, da sie ihren Wunsch Architektin zu werden, in Österreich noch nicht realisieren konnte. 1920 schloss sie das Architekturstudium mit Diplom ab.

Obwohl Lilia Sofer schnell ihre ursprüngliche Berufsidee aufgab, weil sie ihr Talent in der Schauspielerei entdeckte, konnte sie sich als erste Frau in der österreichischen Ingenieur*innen- und Architekt*innenkammer beweisen und wird somit sogar als erste Architektin Österreichs bezeichnet.

Ihren wirklichen Erfolg erlebte sie jedoch erst später in der Filmbranche, trotzdem bleibt sie ein Vorbild für spätere Nachzüglerinnen des Architektenberufs.

Österreich, *23.01.1897, † 18.01.2000
Biographie
Margarete Lihotzky studierte an der K.K. Kunstgewerbeschule in Wien Architektur und Baukonstruktion. Sie schloss 1923, als eine der ersten Frauen Österreichs, ein Architekturstudium ab. Sie war sowohl in Europa, Asien als auch Amerika tätig. Bekannt wurde sie mit dem Entwurf der “Frankfurter Küche” 1926, die erste moderne, seriell hergestellte Einbauküche. Außerdem ist sie neben Ella Briggs die einzige Frau, die im Roten Wien Bauaufträge erhielt. In den 1940er Jahren beteiligte sie sich am österreichischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und wurde sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Ab 1969 arbeitete sie als selbstständige Architektin in Wien. Margarete erhielt mehrere Auszeichnungen für ihre besonderen Leistungen als Architektin und ihr Engagement in der Friedens- und Frauenbewegung. Des weiteren ehrte man sie durch mehrere Ehrenmitgliedschaften, Filme, Ausstellungen und durch das Ehrengrab der Stadt Wien am Zentralfriedhof.
Werkauswahl
“Frankfurter Küche”, Frankfurt, 1926 Beteiligung: „Erste gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft der Kriegsinvaliden Österreichs“ mit Adolf Loos, Wien, 1870-1933 Beteiligung: “Siedlung Eden“ mit Ernst Egli, Wien, 1893-1974 Beteiligung: “Mustersiedlung Heuberg” mit Adolf Loos, Wien, 1923 Beteiligung: “Planung des Winarskyhofes“ mit Josef Frank, Wien, 1924 Beteiligung: “Wiener Werkbundsiedlung” mit Josef Frank, Wien, 1930
„Jede denkende Frau muss die Rückständigkeit bisheriger Haushaltführung empfinden und darin schwerste Hemmung eigener Entwicklung und somit auch der Entwicklung ihrer Familie erkennen.“ – Margarete Schütte-Lihotzky, Die Frankfurter Küche, S. 16
Links
Margarete Schütte Lihotzky Raum

Österreich / International, * 30.07.1898, † 09.10.1944

Biographie

Friedl Dicker-Brandeis studierte 1912-1914 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien unter dem Fotografen Johannes Beckmann. 1916 war sie in der Textilabteilung der Kunstgewerbeschule Studentin, danach besuchte sie die private Kunstschule des Baumeister Johannes Itten. 1919 schloss Itten seine Schule und wurde am Bauhaus in Weimar Meister. Friedl Dicker-Brandeis sowie viele seiner Schüler folgten ihm.

1923 gründete sie mit Franz Singer, ihrem langjährigen Partner, die Werkstätten Bildender Kunst in Berlin. 1929 kehrten die beiden nach Wien zurück und gründeten das Architekturbüro Singer-Dicker. 1931 gründete Friedl Dicker-Brandeis ihr eigenes Atelier in Wien. 1936 emigrierte sie nach Prag und dort heiratete sie Pavel Brandeis. 1944 wurde Pavel Brandeis in ein Arbeitslager deportiert, seine Frau folgte ihm freiwillig und starb am 8 Oktober im KZ Auschwitz-Birkenau.

Werkauswahl

Innenausstattung des Montessori-Kindergartens, Goethehof, Wien (1930)

Schweiz, *01.09.1899, Bombay (heute Mumbai), †31.07.1991, Zürich

Biographie

Flora Steiger-Crawford schloss als erste diplomierte Architektin der Schweiz 1923 ihr Architekturstudium an der ETH Zürich ab. Im folgenden Jahr eröffnete sie zusammen mit ihrem Ehemann Rudolf Steiger ein Architekturbüro in Basel, das später nach Zürich verlegt wurde. Flora Steiger-Crawford beteiligte sich zwar an den meisten Projekten des Büros, konzentrierte sich jedoch immer mehr auf den Entwurf von Einfamilienhäusern, Inneneinrichtungen und Möbeln. 1938 zog sie sich aus dem Architektenberuf, zugunsten ihrer bildhauerischen Tätigkeit, zurück. 

Werkauswahl

In Zusammenarbeit mit Rudolf Steiger
Haus Sandreuter, Riehen bei Basel, 1924
Bootshaus Ruoff, Kilchberg, 1925
Haus Steiger, Kilchberg, 1927/28
Patientenzimmer des Sanatoriums Bella-Lui, Montana, 1928–1930
Eckbau des Zett-Hauses, Zürich, 1930–1932
Bootshaus Suter, Herrliberg, 1933

Selbstständig
Haus Vogel, Zürich-Witikon, 1933
Haus Dr. Widmer, Rüschlikon, 1936/37
Haus Dr. Koelsch, Rüschlikon, 1936/37
Haus Dr. Güller, Kilchberg, 1938
Haus Steiger, Zürich,1959
Stapelstuhl für das Zett-Haus

Schweiz, *27.11.1900, †07.04.1974

Biographie

Elsa Burckhardt-Blum hatte bereits als 16-jährige zwei Jahre Malunterricht bei Wilhelm Hummel. Sie absolvierte 1920 ihre Matura, danach begann sie ein Studium in Kunstgeschichte, brach dieses jedoch ab. Ab 1930 war sie Volontärin im Architekturbüro von Karl Egender und Adolf Steger und ab 1932 war sie als Architektin tätig.

Elsa Burckhardt-Blum betonte das klare Volumen und die Öffnung des Hauses nach außen. Charakteristisch sind weit vorkragende Vordächer und die Einbettung in die umliegende Topografie. Ab 1948 war sie mit ihrem Ehemann Ernst F. Burckhardt gemeinsam wirkend. 1957 wurden die beiden von der Stadt Zürich für gute Bauten ausgezeichnet. Nach dem Tod ihres Mannes, 1958 bei einem Autounfall, gründete Elsa Burckhardt-Blum 1960 ihr eigenes Büro in Küsnacht und war bis 1967 tätig.

Sie war nebst ihrer Tätigkeit als Architektin weiter als Künstlerin aktiv, es entstanden ab 1948 Bleistift- und Farbstiftzeichnungen, später Tempera- und Ölbilder.

Werkauswahl

Vertreterin der Schweiz an Internationale Raumschau, Köln, 1931, mit Kinderschlaf- und Spielzimmer und sechs Möbeltypen (gem. Ausstellungskatalog wurde Ernst F. Burckhardt genannt, die Entwurfszeichnungen im Nachlass der Architektin im Institut gta ETH Zürich weisen sie als Autorin aus.)
Wohnkolonie Heslibach, Ort, allenfalls mit xy, 1933
Atelierhaus Schuh, Zollikon, 1933 (1960 abgebrochen)
Mitarbeit an der Landesausstellung (Landi 39), als Architektin des Sportsektors, 1939
Flussbadi Oberer Letten, Zürich, 1952/53

„Ich spürte, wie sie im Büro alle in Deinem Banne waren und darum mich erst richtig annehmen konnten, als sie auch meine Kraft spürten, die sich anders als die Deine äussert, die viel weniger bestechend und sprühend ist.“
(zitiert aus der Korrespondenz von Elsa Burckhardt-Blum mit ihrem Ehemann Ernst F. Burckhardt während seiner Abwesenheit 1951, acht Briefe und zwei Postkarten aus der Zeitspanne zwischen dem 28. 6. 1951 und dem 12. 11. 1951, Archiv gta, ETH Zürich)
Links

Biografie E.B. in Historisches Lexikon der Schweiz

private Homepage mit Sammlungen zu E.B

Schweizerische Bauzeitung, 1935, 105/106, S.17f; online verfügbar

Weiterführende Literatur

Huber Dorothee, 48 (1997), Zur Architektur des Wohnens : Innenräume von Elsa Burckhardt-Blum, Flora Steiger-Crawford und Lux Guyer, in: Kunst + Architektur in der Schweiz

Zum Werdegang von Elsa Burckhardt-Blum wird in Huber, 1997 folgenden Artikel als Empfehlung genannt: Künstlerlexikon der Schweiz. 20. Jahrhundert, 2 Bde., Frauenfeld 1958-1967, S. 150-151.
Schubiger Irene, Die Architektin Eba Burckhardt-Blum. «Die Bauplätze sind eine herrliche Erfindung», Lizentiatsarbeit Universität Basel, Basel 1991
Architektenlex., 103 f. und Elsa Burckhardt-Blum, Ausstellungskat. Zürich, 1964

Deutschland, *31. August 1901, Berlin, † nach 1954

Biographie

Hildegard Dörge-Schröder studierte Architektur an der Technischen Hochschule in Dresden von 1922 bis 1926 und legte 1931 die Prüfung als Regierungsbaumeisterin ab. Im selben Jahr heiratete sie den Architekten Gerhard Dörge. Nach der Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 1932 arbeitete sie größtenteils im Büro ihres Mannes und nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Jahr 1935, zog sie sich komplett aus dem Berufsleben zurück.

Das ländliche Kleinhaus, das sie gemeinsam mit ihrem Ehemann entwarf, war eingeschossig. Auf der Grundfläche von 60 Quadratmetern befanden sich ein Wohnraum, Kochnische und drei kleine Schlafräume. Das ländlich-traditionelle Aussehen wurde durch die Fassadengestaltung und das flach geneigte Walmdach ausgedrückt.

Im Jahr 1936 entwarf Hildegard Dörge-Schröder für ihren Vater Robert Schröder ein Wohnhaus. Das zweigeschossige Haus passte mit seinen 100 Quadratmetern nicht in das Muster des sparsamen Kleinhauses. Ihr Ehemann starb 1945, woraufhin sie das Haus verkaufte und Berlin verließ. Das Haus ist auch heute offen für Besichtigung.

Werkauswahl

in Zusammenarbeit mit Ehemann Gerhard Dröge
Entwurf eines ländlichen Kleinhauses in “Der Baumeister”, 1931
Entwurf eines Kleinhauses im Rahmen der Bauwelt-Musterschau zum Thema “Häuser zu festen Preisen”, 1932

Selbstständig
Wohnhaus in der Leichhardtstraße 5, Berlin-Dahlem, 1936

geb. in Tschechien (in Deutschland tätig), *1903, Brünn, † 17.12.1950, Johannesburg (Südafrika)

Biographie

Auguste Hecht wurde in Brünn geboren und studierte ab 1922 Architektur in Wien. Das Studium beendete sie erfolgreich als Diplom- Ingenieurin. Kurz danach zog sie nach Berlin und war dort beruflich tätig. Im Jahr 1929 gewann sie gemeinsam mit Hermann Neumann den 1. Preis zum Neubau einer Synagoge, in Berlin. Der Entwurf wurde von der traditionellen, sakralen Bauweise abgewandelt und wurde nie realisiert.

In den Jahren 1931 bis 1933 war Auguste Bildredakteurin bei dem Weltspiegel und dem Berliner Tageblatt. Danach war sie als freie Journalistin tätig und verfasste unter anderem Artikel in der C.V.-Zeitung.

1936 verließ Auguste Hecht Deutschland und emigrierte nach Südafrika. 1940 heiratete sie den Chemiker Ernst Königsfeld. Im Exil arbeitete sie weiter als Journalistin und war Besitzerin von einem österreichischen Kaffeehaus in Johannesburg.

Werkauswahl

In Zusammenarbeit mit Hermann Neumann
Neubau der Synagoge in der Klopstockstraße, Berlin, 1. Wettbewerbsplatz (nicht realisiert), 1929
In Zusammenarbeit mit dem künstlerischen Leiter der Firma Friedmann & Weber: Möbeleinrichtung der Sommerschau von Rudolf Mosse, Reichskanzlerplatz, Berlin, 1931

Frankreich, *24. Oktober 1903, Paris, † 27. Oktober 1999, Paris

Biographie

Charlotte Perriand verbrachte einen Teil ihrer Kindheit bei ihren Eltern in Paris und den anderen bei ihren Großeltern in der Bergwelt von Savoyen, wobei sich die Eindrücke aus den zwei verschiedenen Welten in ihren Werken später eingeprägten.

Sie studierte Innenarchitektur an der Kunstgewerbeschule „Union Centrale des Arts Décoratifs“ in Paris. Sie belegte dort Kurse bei Maurice Dufrène, dem leitenden Designer des Pariser Warenhauses Galeries Lafayette, sowie bei Henri Rapin, dem künstlerischen Leiter der Kunstgewerbeschule, der auch ein wichtiger Ratgeber für die ersten Jahre in Perriands professionellen Leben war. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie fast zehn Jahre lang gemeinsam mit Le Corbusier und Pierre Jeanneret.

Beim Ausbruch der politischen und ökonomischen Krisen in den 1930er Jahren engagierte sie sich stark politisch, wodurch sie sich in ihren Entwürfen mehr auf preisgünstigere Möbel konzentrierte. Sie benutze verschiedene Materialien, am meisten Holz, was schließlich in rustikalen und traditionellen Formen verarbeitet wurde. Ab 1940 war der Einfluss Asiens, hauptsächlich Japans, aufgrund ihres Aufenthaltes, in ihren Werken zu finden. Aus diesem Grund verwendete sie unter anderem auch Bambus in ihren Möbelentwürfen.

Nach ihrer Rückkehr, arbeitete sie weiter mit Le Corbusier und war eine wichtige Figur in dem Entwurfsprozess von „Unite d’habitation“. Sie wurde ebenfalls international gefragt: Für Air France entwarf sie Räumlichkeiten in Paris, London und Tokio, in 1959 die Konferenzräume der Vereinten Nationen in Genf und in der Mitte der 1960er entwarf sie die Inneneinrichtung der japanischen Botschaft in Paris.

Werkauswahl

Architektur
in Zusammenarbeit mit Jean Prouvé: Les Arcs Ski resort, Bourg-Saint-Maurice, Frankreich, 1968-1978
eigenes Chalet, Méribel, Frankreich, 1960

Innenarchitektur
Neugestaltung Versammlungsräume der Vereinten Nationen, Genf, 1957–1970
Air France Büro, London, 1957
Air France Büros Tokio und Paris, 1959

Möbel
Ospite, Tisch 1927
Le bar sous le toit, für  Salon d’Automme, 1927
Basculant No. B 301, mit Pierre Jeanneret und Le Corbusier, Stuhl, 1928/29
Chaise longue B 306 mit Pierre Jeanneret und Le Corbusier, Liegestuhl, 1928
Nuage, Schrank, 1957
Ventaglio, Tisch, 1972

USA, *22.01.1905, †31.07.1994

Biographie

Karola Bloch studierte 1929 an der TH Wien, war 1931 in Bruno Taut’s Seminar an der TH Charlottenburg in Berlin und diplomierte 1934 an der ETH Zürich. 1934 heiratete Karola den Philosophen Ernst Bloch.

Aufgrund ihres jüdischen Hintergrundes flüchtete das Ehepaar über Österreich, Tschechien und Frankreich in die USA. Während dieser langen Emigration wurde 1937 ihr Sohn Jan Robert in Paris geboren.

In Amerika arbeitete Karola als Architektin und ernährte so ihre Familie da ihr Mann Ernst nicht Englisch sprach. Die Familie Bloch kehrte 1949 nach Deutschland zurück. Ernst übernahm einen Lehrstuhl an der Universität Leipzig und Karola leitete die Typenentwicklung für Kleinkindeinrichtungen an der Deutschen Bauakademie. Ihre Arbeit war die Grundlage für verbindliche Richtlinien und Typenpläne für Kleinkindereinrichtungen.

Werkauswahl

Einfamilienhaus Andover, NJ (1939)
Apartment house, New York City (1993-1940)
Kindergarten, Leipzig (1950)

„Ich bin sozusagen Feministin am Rande oder Feministin durch die Art, wie ich als emanzipierte Frau lebte. Einer feministischen Bewegung habe ich mich niemals angeschlossen.“
Links

Beitrag: Biografie Karola Bloch, Frauen Biographieforschung, Susanne Gretter, 1999

Buch: Karola Bloch, Aus meinem Leben, Deutschland, 1981

Deutschland, * 6. 04.1906, St. Petersburg, † 4.08.1994, Berlin

Biographie

Ludmilla Herzenstein begann 1926 ihr Architekturstudium an der TH Berlin-Charlottenburg nachdem sie ihre Kindheit und Jugend in Berlin verbrachte. Sie war 1929 bis 1930 als Werkstudentin bei der „Allgemeinen Häuserbau AG Berlin“ und bei Alexander Klein, dem Architekten und ehemaligen St. Petersburger Baurat, tätig.

1933 absolvierte sie ihr Diplom bei Heinrich Tessenow. Danach arbeitete sie in verschiedenen Planungs- und Architekturbüros in Berlin, Rostock, Hamburg, Königsberg, Wiesbaden und Konitz/Westpreußen. 1937 wurde sie in die Reichskulturkammer aufgenommen.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs schrieb Ludmilla Herzenstein das Kinderbuch „Das neugierige Entlein“. Im gleichen Jahr wurde sie Referentin für „Forschende Statistik“ im Planungsamt des Berliner Magistrats und Mitarbeiterin in Hans Scharouns Planungskollektiv zur Erarbeitung eines Bebauungsplans für das im Krieg stark zerstörte Berlin. Während dieser Zeit entwarf sie in Kooperation mit Hans Scharoun die „Wohnzelle Friedrichshain“ und darin zwei moderne Laubenganghäuser.

Nach der Teilung Berlins 1949 übernahm Ludmilla Herzenstein die Leitung der „Heimstätte Berlin“ in Ost-Berlin. Sie war verantwortlich für die Ausführung der Laubenganghäuser. Bis 1958 leitete sie das Referat für Wohnstättenplanung im Hauptamt für Stadtplanung in Ost-Berlin. Anschließend wurde sie Leiterin der Abteilung Stadtplanung im Berliner Stadtbezirk Weißensee, wo ihr die Sanierung von Altbaugebieten oblag. Von 1964 bis zu ihrem Ruhestand 1971 war sie Stadtbezirksarchitektin in Berlin-Weißensee.

Werkauswahl

zwei Laubenganghäuser (mit Hans Scharoun), Karl-Marx-Allee 102/104, 1949–50
Berlin-Friedrichshain, 126/128
Parkgaststätte Milchhäuschen, Parkstraße 33a, Berlin-Weißensee, 1966–68

International (Russland, Österreich), * 29.05.1906, † 28.09.2004

Biographie

Anna-Lülja Praun, geboren in Russland, inskribierte sich 1924 an der Technischen Hochschule in Graz, an der Fakultät für Architektur, wo sie als einzige Frau ihres Jahrgangs studierte.

Bereits während ihres Studiums arbeitete sie im Büro des steirischen Architekten Herbert Eichholzer. Später war sie im Atelier von Clemens Holzmeister in Wien tätig, wo sie ihren Mann kennenlernte.

Als Gegnerin des Nationalsozialismus verließ sie Wien, reiste nach Paris und später nach Bulgarien. Erst 1942 kam sie zurück nach Wien. Zusammen mit ihrem Mann entwarf sie Möbel und entwickelte einige Projekte. Nach der Trennung 1952, machte sie sich selbstständig mit einem eigenen Atelier, das sie nur mit Hilfe von wenigen Mitarbeitern*innen führte. Ein Jahr später wurde sie zudem an der Leitung des Einrichtungshauses “Haus & Garten” beteiligt.

Geehrt wurde sie unter anderem durch den Preis der Stadt Wien für angewandte Kunst 1981, sowie 2002 durch die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Graz.

Werkauswahl

Mitarbeit am Wettbewerb für das Parlament in Ankara & Festspielhaus in Salzburg (bei Clemens Holzmeister) (Ab 1937)
Mitarbeit an der Wiederherstellung des im zweiten WK beschädigten Schlosses Belvedere in Wien (1947)
Ledersitzbank für Herbert von Karajan (1959)
Haus & Komponierpult für György Ligeti in Wien (1980)
Haus Sailer in Salzburg (1996-1997)

„Die Gültigkeit der Form muss so lange währen, wie das Material hält.“
Links

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Israel, * 1912, Câmpulung, Rumänien, † 31.12.2003

Biographie

Dora Siegel (später Gad) verbrachte ihre Kindheit bei ihrem Großvater, der ein Schneider für den Adel war, wo sie ihr Interesse für Architektur entwickelte. Sie studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien von 1930 bis 1934. Dort lernte sie ihren zukünftigen Ehemann, Yehezkel Goldberg, kennen. Sie heirateten 1936 und emigrierten nach Palästina, wo sie sie sich später in Tel Aviv niederließen.

Sie fand dort eine Arbeit im Büro von Oskar Kaufmann, wobei sie sehr viele Erfahrungen sammeln konnte. 1938 wurde sie selbstständig, wobei ihre ersten Projekte sich auf die Innenarchitektur bezogen. 1942 ging sie eine Partnerschaft mit ihrem Ehemann ein, ihre Arbeit konzentrierte sich vor allem auf die Innenarchitektur von Appartements.
Dora Gad hatte einen anderen Zugang als ihre Kollegen in Palästina, ihr Stil war frisch, leicht und modern. Sie reagierte auf die palästinensischen Qualitäten, wie das starke Licht und die lokalen Baumaterialien. Sie glaubte, dass der Innenraum eine direkte Fortsetzung des Außenraums sei und unmöglich ohne den lokalen kulturellen Kontext funktionieren konnte.

Nach der Gründung des Staates Israel und in den 1950ern wurden Dora Gad und ihr Mann zu den bekanntesten Innenarchitekten in Israel gezählt. Sie wurden beauftragt bei vielen Projekten des neuen Staates beizutragen. Während dieser Zeit arbeitete sie mit Ruth Dayan und Fini Leitersdorf zusammen, sie nutzte deren volkstümlichen Produkte in ihren Designs.

Nach dem Tod von Yehezkel Gad in 1958, ging sie eine Partnerschaft mit Arie Noy ein. Diese hielt bis 1976 an. 1959 heiratete sie Efraim Ben Arzi, worauf hin sie deren gemeinsames Haus in Caesarea plante. 1966 erhielt sie den Israelischen Preis für Architektur, so wie den Design Preis “Regulo D’Oro”.

Werkauswahl

Die Residenz des Premierministers, Jerusalem, 1950
Die Residenz des Außenministers, Jerusalem, 1950
Die Sharon und Accadia Luxushotels, Herzliya, 1955
Die Israelische Nationalbibliothek, Jerusalem, 1956
Die Israelische Botschaft in Washington D.C. und Ankara
Die New York Büros von EL AL, die nationale Fluggesellschaft, New York, 1956 und London, 1959
In Zusammenarbeit mit der Mansfeld-Weinraub Firma: The vessels of Zim, the national shipping line, 1955–1975
In einem Architektenteam: The Israeli Knesset, 1958-1966
Das Tel Aviv Hilton Hotels, 1965, und das Jerusalem Hilton, 1974
Das El Al Terminal im Kennedy Flughafen in New York, 1970 und 1974
Der Ben Gurion International Flughafen, 1973
Die Bank von Israel, Jerusalem, 1980
Die Präsidentenresidenz in Rehavia, Jerusalem, 1984–1985

Links

Shechori, Ran. Dora Gad: The Israeli Presence in Interior Design. Architecture in Israel (Hebrew and English). Tel Aviv: 1997.

The Encyclopedia of Jewish Women, Dora Gad by Sigal Davidi 

Wikipedia, Dora Gad

Historisches

1919 | AT | Einschreibung von Frauen an Architekturstudiengängen der technischen Hochschulen in Österreich erstmals erlaubt. Es gibt jedoch eine Einschränkung: Sie dürfen sich nur dann für ein technisches Studium einschreiben, wenn sie ,,ohne Schädigung und Beeinträchtigung‘‘ der männlichen Studenten, einen Platz in der gewünschten Studienrichtung finden konnten.

1919 | DE | Gründung des Bauhauses. Gründungsdirektor Walter Gropius versprach bei der Eröffnungsrede eine Gleichberechtigung der Geschlechter. Zum Sommersemester 1919 wurden 79 Männer und 84 Frauen an der Kunstschule zugelassen. Schon ein Jahr später fühlte sich der Meisterrat mit so vielen Frauen überfordert und schränkte die Wahl der Werkstatt für das weibliche Geschlecht ein. Ab 1920 waren Frauen fast nur noch in der Weberei tätig. Ein Zitat von Oskar Schlemmer aus dieser Zeit gibt die Rollenverteilung und die Diskriminierung der Frau sehr gut wieder: „Wo Wolle ist, ist auch ein Weib, das webt, und sei es nur zum Zeitvertreib.“

1920 | AT | Akademie der bildenden Künste Wien – Zulassung von Frauen zum Architekturstudium ab dem WS 1920/21

1921 | DE | Preußen – Aufhebung des Rechts immatrikulierte Frauen vom Unterricht auszuschließen

1923 | CH | Flora Steiger-​Crawford – Erster Architekturabschluss einer Frau in der Schweiz

1924 | CH | Lux Guyer – Erste selbständige Architektin der Schweiz. Neben Lux Guyer führten folgende weitere Architektinnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allein ein Architekturbüro: Lisbeth Sachs, Berta Rahm, Jeanne Bueche und Anne Torcapel.

1928 | CH | SAFFA (Schweiz/Ausstellung für Frauenarbeit) findet erstmals statt. Anlass der SAFFA war die prekäre Lage erwerbstätiger Frauen in den Nachkriegsjahren. Organisiert wurde sie vom BSF, vom SKF und von 28 weiteren Frauenvereinigungen. Lux Guyer war leitende Architektin der ersten SAFFA, welche die Leistungen der Frau in Familie, Erwerbswelt, Wissenschaft und Kunst thematisierte.

1930 | CH | Ausbildung am Technikum Burgdorf – vier Studentinnen in der Architektur.

1933 | DE | AT | INT | Naziregime – Immer mehr Architektinnen (Jüdinnen) wurden zur Emigration oder dem Rückzug aus ihrem Beruf gezwungen. Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde in Deutschland am 7. April 1933 beschlossen. Demnach konnten Beamte*innen mit jüdischer Abstammung und sämtliche politische Gegner*innen in Beamtenpositionen entlassen werden. Dieses Gesetz wurde schnell auf die Künste ausgeweitet. Professoren*innen der Akademien und Universitäten verloren ihre Arbeit. Schauspieler*innen, Musiker*innen und Sänger*innen sowie viele Angestellte*innen in den Theatern und Oberhäusern wurden entlassen. In der Architektur waren auch alle Berufsgruppen betroffen; von den freischaffenden Architekten*innen und Stadtplaner*innen, bis zu den Beamten*innen, Stadtbauräten und den Lehrenden. Viele Menschen entschieden sich ihre Heimat zu verlassen und machten sich auf den Weg ins Exil.

1940 – 1960

Durch den Nationalsozialismus im zweiten Weltkrieg gab es einen großen Rückschlag in der Ausbildung und Entwicklung der Berufskarrieren von Architektinnen. Jüdinnen und Gegnerinnen des Nationalsozialismus, die einen großen Anteil der weiblichen Architektinnen darstellten, wurden gezwungen ihren Beruf aufzugeben. Dadurch verringerte sich der Frauenanteil maßgeblich, was sich auch noch nach dem Krieg bemerkbar machte.   

Neue politische Situation

Die Veränderung der gesellschaftspolitischen Situation vor und während des zweiten Weltkrieges, wirkte sich auch auf Architektinnen aus, private Aufträge reduzierten sich.  Die Nationalsozialisten erließen 1933 das Verbot, freischaffend zu arbeiten und der Staat kontrollierte die Bautätigkeit. Dies bedeutete für die meisten Architektinnen eine Veränderung oder Abbruch ihrer Karriere. Die Anzahl der Architektinnen wurde nochmals reduziert, da die meisten davon, Jüdinnen oder Gegner*innen des Nationalsozialismus waren. Viele andere wurden zudem verfolgt, kamen im Holocaust ums Leben oder emigrierten, vor allem in die USA. Jedoch kam in der amerikanischen Architektenschaft eine frauenfeindliche Stimmung auf, was den emigrierten Architektinnen die Integration erschwerte. Der zweite Weltkrieg bewirkte, dass die Berufskarrieren von Architektinnen sich nicht entwickeln konnten, was sich nach dem Krieg deutlich bemerkbar machte. Zudem dominierte eine kriegsbedingte, traditionelle Geschlechterideologie.

Neue Chancen nach dem zweiten Weltkrieg

In den zerstörten Städten, die wiederaufgebaut werden mussten, sahen viele Architektinnen eine berufliche Chance. Sie betonten ihre Qualifikationen öffentlich. Die meisten mussten sich dabei jedoch immer noch auf die ,,weiblichen‘‘ Bereiche konzentrieren, um Fuß fassen zu können, beispielsweise auf Wohnprojekte und Inneneinrichtungen. Es gelang nur wenigen Architektinnen auch in öffentlichen Projekten, außerhalb des Wohnbaus, mitzuwirken.

Pionierinnen

Schweiz, *15. April 1912, Saint-Imier, † 28. Juni 2000, Delsberg

Biographie

Jeanne Bueche erhielt ihr Diplom im Jahr 1935 und wurde somit zur einer der ersten Frauen, die an der ETH Zürich diplomierten. Sie arbeitete 1938 in Stuttgart und 1941 in Lugano, bis sie im Jahr 1944, als erste selbständige Architektin der französischen Schweiz, in Delsberg ihr eigenes Büro eröffnete. Ihre Architektur enthielt die Elemente der traditionellen regionalen Architektur, des Klassizismus von Auguste Perret und der rationalen Moderne der nordischen Länder. Ihr Schwerpunkt lag in der religiösen Architektur. Sie entwarf und baute somit eine große Anzahl von Kirchen und Kapellen zwischen den 1950er und 1960er Jahren, in Jura.

Jeanne Bueche arbeitete mit verschiedenen renommierten Künstlern*Innen zusammen, wie zum Beispiel: Fernand Léger, Maurice Estève, Jean Lurçat, Bissières, Coghuf und Remo Rossi. Sie war Mitglied der schweizerischen Gesellschaft der Ingenieure und Architekten (SIA), des Bundes der schweizer Architekten (FAS) und der Bundeskommission für Bildende Kunst.

Werkauswahl

Kirche in Broc, 1955-1956
Kirche in Vellerat, 1961
(insgesamt 8 Kirchen)

Schweiz, * 12.05.1914, † 13.08.2002

Biographie

Lisbeth Sachs besuchte bereits während ihrer Schulzeit das Atelier der Kunsthandwerkerinnen Luise Strasser-Meyer und Berta Tappolet regelmäßig. Später studierte sie an der ETH Zürich bei Otto Rudolf Salvisberg und diplomierte 1939. Im selben Jahr gewann Sachs den Wettbewerb für das Kurtheater in Baden, realisiert wurde es aufgrund der Kriegsjahre erst 1950-52. Sachs baute geometrisch komplexe Wohnhäuser aus Holz.

Sie konnte diverse öffentliche Gebäude und Siedlung (in Zusammenarbeit mit Werner Müller) realisieren. Sie trat ebenfalls publizistisch für ihre oftmals unkonventionellen Überzeugungen ein. Außerdem engagierte sich Sachs im öffentlichen Bereich und war als Architekturkritikerin für das «Werk» und die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) tätig und amtete auch in diversen Verbänden, im Schweizerischen Werkbund auch als Vorstandsmitglied.

Werkauswahl

Haus Heinrich, Allmend, Baden, 1950-51
Kurtheater Baden, 1952-52
Kunst-Ausstellungshalle in Zusammenarbeit mit Werner Müller, Saffa II, Zürich, 1958
Haus Prof. Bühler, Blauen im Berner Jura, 1969
Ferienhaus Strauss am Hallwilersee, Aesch (LU), 1967
Wohnhaus Strass, Niederhasli, 1979-80

Links

Biografie L.S. Historisches Lexikon der Schweiz

Weitere Literatur

E. Lang Jakob, «Leben und Werk von Lisbeth S.», in Tec21, 43, 2002, 32 f.

Rahel Hartmann Schweizer, «Pfahlbau und Zelt für (Ferien-)Nomaden», in Tec2, 35, 2005, 14f

Bucherscheinung im Herbst 2020: Lisbeth Sachs; Architektin, Forscherin, Publizistin; Rahel Hartmann Schweizer; ISBN 978-3-85676-402-9

USA, *1914, Milan (Italien), †03.03.2011

Biographie

Melita Rodeck wuchs in Wien auf und wurde schon in jungen Jahren von ihren Eltern zum Studium der Architektur ermutigt. 1936 schloss sie ihr Studium am Polytechnischen Institut in Wien ab. Aufgrund der Auswirkungen des 2. Weltkriegs emigrierte sie 1939 in die USA. 1950 zog sie nach Washington, DC, wo sie für die Regierung arbeitete. 1952 wurde sie offiziell als Architektin registriert.
Nach einer Krebserkrankung in 1956 ging sie auf Weltreise. So lernte sie viel über neue Städte, agrikulturelle Niederlassungen, städtische Erneuerungen und städtische Planung in vielen Ländern rund um die Welt. Nach ihrer Rückkehr in die USA arbeitete sie mit verschiedenen Architekturfirmen, bevor sie 1958 ihr eigenes Büro “Melita Rodeck & Associates” eröffnete.
Ebenfalls war sie Gründerin des “Regina Institute of Arts”. Sie war Lehrende des Instituts für Städtebau an der Katholischen Universität von Amerika. Während ihrer ganzen karriere war Melita Rodeck bei der Regierung im Department für Wohnbau und Städtebau tätig. Sie war Präsidentin der DC-Zweigstelle der amerikanischen Association für Frauen an Universitäten und ein Mitglied des “Emeritus of AIA for the Federal Emergency Management Agency”.

Werkauswahl

Kapelle “Aylesford”, Downers Grove, IL, 1959
Kapelle “White Fathers”, Renovierung, Washington D.C., 1967
Van der Reyden, Wohnung, Washington D.C., 1958-1959

Schweiz, * 25.11.1916, † 29.01.1988

Biographie

Anne Torcapel trat nach ihrem Diplom 1938, an der Genfer École des Beaux-Arts, in das Architekturbüro ihres Vaters ein. Worauf hin sie 1943 Teilhaberin wurde und 1960 die alleinige Leitung übernahm. In ihrem Büro beschäftigte sie nur eine Handvoll Mitarbeitende. Sie förderte unhierarchische Arbeitsstrukturen, wo Mitarbeitende ein Projekt von Beginn bis Ende begleiteten.

Anne Torcapel baute neben Wohnhäusern auch öffentliche Bauten: 1956 realisierte sie mit Marie-Luise Leclerc (eine ehem. Schülerin ihres Vaters) die gynäkolog. Polyklinik und den Operationstrakt der Genfer Frauenklinik. Sie war mehrmals Präsidentin der Schweizer Union von Soroptimist International, einer Organisation für berufstätige Frauen.

Werkauswahl

Wohnhaus mit moderaten Mietzinsen des Kantons Genf, Onex, 1962
Altersheim am Quai des Vernets, Genf, 1982
diverse weitere Sozialbauten
rund dreißig Einfamilienhäuser in Genf und Umgebung

Österreich, * 1916, † 1991

Biographie

Das Gymnasium besuchte Adelheid Gnaiger in Dornbirn, da das Gymnasium in ihrem Heimatort Feldkirch zu diesem Zeitpunkt noch keine Mädchen zuließ. Ab 1933 studierte sie an der Technischen Hochschule in Wien Architektur.

Zunächst arbeitete sie nach ihrem Studium im Reichsbauamt Vorarlberg und einem Architekturbüro in Zürich. 1950 machte sie sich als erste Ziviltechnikerin in Feldkirch selbstständig und war so die erste Architektin in Vorarlberg, die ihr eigenes Büro besaß. Ihr Stil, inspiriert von der Tradition sowie der Moderne, prägte die Architektur der Nachkriegszeit in Vorarlberg.

Werkauswahl

Rathaus Lustenau (1958)
Arbeiterkammer Feldkirch

Schweiz, *28. Juli 1917, Winterthur, † 7. März 2002, Bern

Biographie

Gret Reinhard diplomierte 1941 bei Otto Rudolf Salvisberg an der ETH Zürich. Im Studium lernte sie ihren späteren Ehemann Hans Reinhard kennen. Mit ihm eröffnete sie 1941 ein eigenes Architekturbüro. Während der Mobilmachungszeit im zweiten Weltkrieg führte Gret Reinhard das Büro alleine.

Aufgrund der Wohnungsnot einerseits und dem kriegsbedingten Wohnungsmangel andererseits wurde der Wohnungsbau zunehmend gefördert, was zum Aufkommen von Baugenossenschaften und der Planung von Gartenstadt-ähnlicher Siedlungen führte. Ab 1943 konnte das Büro Reinhard die Siedlung Bethlehemacker in Bern-Bümpliz, vorwiegend mit Reiheneinfamilienhäusern, in Bern-Bümpliz planen und ab 1944 in drei Etappen bauen.

Gret Reinhard wurde 1954 als erste Frau in den Bund Schweizer Architekten (BSA) aufgenommen und war Mitglied des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA). Sie gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen der ersten Generation Schweizer Architektinnen und war bis 1987 als Architektin tätig. Ihre Architektur zeichnete sich durch klare Formen, kompakte, durchgearbeitete Grundrisse, einfache aber feine Details und eine gute Konstruktion aus. Auch der Liebe zur Farbe hat sie in ihrem Architektinnenleben Ausdruck verschafft.

Werkauswahl

Genossenschaftlicher Wohnbau
Bethlehemacker in Bümpliz, 1943-47
Einfamilienhaus: Chalet Gädeli, 1952
Verwaltungsgebäude: Eidg. Oberzolldirektion, 1951-53

in Zusammenarbeit mit anderen Architekten
Tscharnergut, 1958-65
Gäbelbach, 1965-70

Österreich, *12. 02. 1920, Ebenfurth, † 20. 02. 2007, Wien

Biographie

Edith Lassmann begann 1938 mit ihrem Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Wien. Ihr Vater, ein Bauingenieur und Wassertechniker, unterstützte sie kontinuierlich. Nach ihrem Diplom 1941, arbeitete sie bei Alfred Keller als Assistentin und später auch in seinem Atelier. Er war Professor für Gebäudelehre, Bauwirtschaftslehre und Verkehrshochbau. Edith Lassmann war bei der Wiederherstellung des erzbischöflichen Klöster am Stephansplatz, des Oberen Belvederes und der Pfarrkirchen von Hernals und Gumpendorf tätig.

In 1950 gewann sie einen Preis beim Wettbewerb für die Gestaltung der Limbergsperre und war für die Detailplanung und Bauleitung verantwortlich. 1952 erhielt sie ihre Befugnis als Ziviltechnikerin. Ein Schwerpunkt ihrer selbstständigen Tätigkeit lag im gemeinnützigen Wohnbau. Außerdem plante sie städtische Wohnhäuser, Schulbauten, Sanierungen und war öfters Jury- Mitglied bei Architekturwettbewerben.

Werkauswahl

Haus der berufstätigen Frau, Wien-Penzing Hardikgasse, 1946
Wohnungseigentumsanlage, Wien-15, Schwendergasse 57, 1947-52
Planungen für das Lünerseewerk der Voralber Illwerke, 1955
Haus für berufstätige Mütter, Wien-Döbling, Bauernfeldgasse 1960-70
Erstes Pensionistenheim Sonnenhof als Versuchsbau der Stadt Wien, Wien-Donaustadt, 1960
Pensionistenwohnhaus Föhrenhof in Wien-Hietzing, 1963-65
Pensionistenwohnhaus Atzgersdorf in Wien-Liesing, 1974-77
Pensionistenheim der Ärztinnen Österreichs, Wien-Favoriten, 1970-1975

Schweiz, *1921, Zürich, † 2012

Biographie

Die in Zürich geborene Annemarie Hubacher-Constam studierte bis 1943 an der ETH Zürich. In ihrem Abschlussjahr lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Hans Hubacher kennen, den sie 1946 heiratete.

1943–1945 arbeitete sie in den Ateliers von Alfred Roth und Hans Hofmann. Kurz darauf gründete sie mit Hans Hubacher ihr eigenes Büro in Zürich. 1960 trat Peter Issler als Partner bei.

1958 war Annemarie Hubacher-Constam leitende Architektin der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit SAFFA in Zürich. Außerdem war sie Mitglied BSA und SIA.

Sie arbeitete sonst vor allem mit ihrem Mann zusammen: Neben Kirchen entstanden unter anderem Hotels, Wohnüberbauungen (aus vorfabrizierten Betonteilen), Einfamilienhäuser (Auszeichnung für gute Bauten der Stadt Zürich), Schulen und Heime. Ihre Projekte gestalteten die beiden bis in den Innenraum. 1988 zog sich Annemarie Hubacher-Constam aus dem Beruf zurück.

Werkauswahl

Swissair Lounges in Zürich-Kloten
Hotel Atlantis, Zürich, 1970

Österreich, * 17.01.1927, † 05.01.2000

Biographie

Eva Mang war eine der ersten weiblichen Architekturstudenten nach dem zweiten Weltkrieg. Die Wienerin studierte an der Technischen Hochschule und legte 1952 die zweite Staatsprüfung ab. Sie erlangte 1957 ihre Architekturbefugnis. In demselben Jahr heiratete sie den Architekten Karl Mang und gründete mit ihm ein Architekturbüro. Das Büro beschäftigte sich hauptsächlich mit Wohnbau und Ausstellungsarchitektur.

Eva Mang zog neben ihrer Arbeit drei Kinder auf. Zudem engagierte sie sich jahrelang im Vorstand der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, wo sie auch Delegierte im Kammertag war. Sie engagierte sich für die Familie und das gesellschaftliche Leben des Architektenpaares, somit hat Eva Mang ihrem Mann viele seiner Lehr-, Forschungs- und Vortragstätigkeiten wie seiner Reisen ermöglicht.

Werkauswahl

Bauwerk, Ort, allenfalls mit xy, Zeit (bsp. 1984-86)
Haus Christen in Klosterneuburg-Weidling, Klosterneuburg, Josef-Trat-Gasse 3 (1964)
Atelierhaus für die Künstlerin Lydia Roppolt, Oberwang, OÖ (1967)
Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, Verbauung der Gräf & Stift-Gründe, Wien 19, Weinberggasse 60

Deutschland, *  27. 12.1928, in Brieg (Polen)

Biographie

Dorothea Tscheschner kam als Tochter des Stadtbaurat-Architekten Walter Tscheschner zur Welt. 1944 schloss sie die Oberschule Brieg ab. Kurz darauf wurde sie zum Panzergrabenbau für die Wehrmacht herangezogen. 1946 bis 1947 geriet sie in polnische und sowjetische Zwangsarbeiterlager und floh mit ihren Eltern nach Chemnitz. Anschließend lebte sie bis 1948 im Flüchtlingslager Hoyerswerda und Chemnitz.

1948 bis 1949 machte sie eine Ausbildung zur Bau- und Möbeltischlerin, diese ermöglichte ihr das Studium an der Technischen Akademie Chemnitz, welches sie 1952 abschloss. Anschließend wurde sie an der Baufachschule Görlitz, als erste Frau in Ihrem Studiengang aufgenommen. Nach Ihrem Abschluss studierte sie an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, bis sie 1956 als Dipl.-Ing. für Architektur abschloss. 1956 arbeitete sie als Architektin im Entwurfsbüro der Stadt Gera für Hochbau. 1957 bis 1959 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Georg Funk am Lehrstuhl für Städtebau der TU Dresden. 1958 gewann sie den ersten Preis beim Wettbewerb Magdeburg-Nord im Kollektiv G. Funk.

Sie lernte den stellvertretenden Chefarchitekten Berlins Erhardt Gißke bei verschiedenen Wettbewerben kennen. Darauf hin war sie von 1959 bis 1974 Mitarbeiterin im Städtebaukollektiv der Abteilung Städtebau und Architektur des Magistrats von Berlin unter Erhardt Gißke. Sie war unter der Leitung von Joachim Näther und in Zusammenarbeit mit Peter Schweizer an Entwürfen der Neugestaltung des Ost-Berliner Stadtzentrums am städtebaulichen Rahmenplan des Stadtbauamtes in mehreren Projekten beteiligt.

1961 bis 1990 war Dorothea Tscheschner korrespondierendes Mitglied der Bauakademie der DDR und sie wurde 1971 zum Dr.-Ingenieur an der HAB Weimar promoviert.

1974 bis 1990 war sie Mitarbeiterin im Bezirksbauamt Berlin mit Schwerpunkt für die Entwicklung von Typengebäuden für Wohngebiete. Nach ihrer Pensionierung 1990 arbeitete sie als Bauschätzerin für die Feuersozietät Berlin und erstellte Gutachten zur Bauschätzung für den Berliner Dom, das Brandenburger Tor und die Charitékliniken. Außerdem arbeitete sie als freischaffende Bauhistorikerin und Publizistin zum Thema Architektur.

Werkauswahl

Zusammenarbeit mit Peter Schweizer:
Projekt Städtebauliche Konzeption Unter den Linden Berlin
Projekt Städtebauliche Konzeption Marx-Engels-Platz Berlin
Projekt Städtebauliche Konzeption Alexanderplatz Berlin
Projekt Städtebauliche Konzeption Leipziger Straße Berlin
Wettbewerbe:
Wettbewerb Magdeburg-Nord, im Kollektiv Georg Funk, 1. Preis, 1958
Wettbewerb Thälmann-Platz Halle (Saale), mit Peter Schweizer, 1962
Wettbewerb Stadtzentrum Sofia, im Kollektiv Peter Schweizer, 1963
Aufforderungswettbewerb Alexanderplatz, 1. Preis, 1964
Aufforderungswettbewerb Leninplatz, (Leitung Hermann Henselmann), 1. Preis, 1967

Schweiz, * 20.08.1929, Zürich

Biographie

Beate Schnitter wuchs in Frankreich, Irland und Holland auf und kam, kriegsbedingt, 1941 wieder in die Schweiz. Sie diplomierte 1953 als Architektin an der ETH Zürich und arbeitete danach in Amsterdam, Paris und Zürich. Sie ist die Nichte der ersten selbständigen Architektin der Schweiz, Lux Guyer. Nach deren Tod 1955 übernahm sie, im Alter von erst 25 Jahren, deren Architekturbüro in Zürich.

1958 beteiligte sich Beate Schnitter als junge Frau an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA), wo sie die Ladenstrasse, die Ausstellung «Die Linie» und den Pressepavillon mitgestaltete.

Ebenfalls 1958 war Beate Schnitter Mitbegründerin der Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau. Sie war Architekturberaterin für den Heimatschutz und das Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz. Außerdem war sie Mitglied des Schweizerischen Ingenieur- und Architekten-Vereins und des Bunds Schweizer Architekten sowie des Zentralvorstands des Schweizer Heimatschutzes.

In der Zeit der neu aufflammenden Frauenbewegung um 1970 ergriff Beate Schnitter als eine von wenigen ihres Berufsstands das Wort und machte auf die Situation der Frau in der Baubranche aufmerksam. Sie lobte den «esprit de finesse» (Blaise Pascal) der Frauen und führte aus, dass Architektinnen sich der Bedürfnisse der Eigentümerschaft bewusster seien. Auch könnten sie die gleichzeitige und allgegenwärtige Alltagserfahrung von Hausarbeit und Mutterschaft besser nachvollziehen.

Beate Schnitter realisierte Ferienhäuser und eine Feriensiedlung in Südfrankreich, Einfamilien-, Mehrfamilienhäuser und Alterswohnungen. Zunehmend trat jedoch das Interesse für städtebauliche Zusammenhänge ins Zentrum ihrer Architektur. Zudem publizierte sie Veröffentlichungen zu Heimatschutz, Planung, Architekturkritik und Tourismus.

Werkauswahl

Überbauung Eiwog in Stäfa, 1970er-Jahre
Villa Gelpke-Engelhorn, 1970er-Jahre
Restauration von Sempers Sternwarte in Zürich
Umbau der Kirche Affoltern am Albis mit Sempers Turmaufsatz
Sempers Hauptgebäude der ETH Zürich

Links

Buch: Beate Schnitter, Bauten und Projekte 1955–2005 von Hannes Ineichen,
Verlag: Niggli, 2005

Wikipedia, Beate Schnitter 

Schweiz, *07.06.1935

Biographie

Katharina Steib erlangte 1956 an der ETH Zürich ihr Diplom in Architektur. Ab 1957 führte sie mit ihrem Mann Wilfried Steib das Architekturbüro Steib+Steib in Basel. Gemeinsam realisierten sie unzählige Bauten, vorwiegend öffentliche Bauten und Wohnsiedlungen.

Katharina Steib war ab 1985 für zwei Jahre Gastdozentin an der ETH Zürich, von 1995 bis 1997 hatte sie eine Professur am Institut für Entwerfen, Baukonstruktion und Gebäudekunde, der TU Berlin inne. Beide Steibs engagierten sich in diversen Jurys in der Schweiz und Deutschland, sowie in Gremien und Kommissionen. Katharina Steib amtete von 1976 bis 1993 im Vorstand des BSA (Bund für Schweizer Architekten).

Werkauswahl

(Tätigkeit innerhalb Büro Steib+Steib)
Museum für Gegenwartskunst, Basel, 1980
Schweizer Paraplegiker-Zentrum, Nottwil, 1990
Verwaltungsgebäude der Staatsanwaltschaft Basel mit Untersuchungsgefängnis, Basel, 1991-95
Wohnsiedlungen in Basel, Arlesheim und Lausen (z.B. Wohnhaus am Wasser, Basel, Unterer Rheinweg 48–52; 1994-96)
Erweiterung der Alten Staatsgalerie, Stuttgart, 2002
Dreirosen-Rheinbrücke (zweigeschossige Autobahnbrücke), Basel, 2004

Historisches

1939 | DE | AT | “Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich”

1945 | International | Ende des zweiten WK: Liberalisierung & Wirtschaftswachstum – mehr Frauen studieren

1945 | CH | Bund der Schweizer Architekten (BSA) nimmt mit der Berner Architektin Gret Reinhard zum ersten Mal eine Frau auf. Die Aufnahme ist jedoch nur gemeinsam mit ihrem Ehemann Hans Reinhard möglich. Erst fünf Jahre später, 1959, erhält Elsa Burckhardt-Blum die Ehre der alleinigen Aufnahme.

1958 | CH | SAFFA findet zum 2. Mal statt – Chefarchitektin Annemarie Hubacher-Constam

1963 | International | Gründung UIFA – Union Internationale des Femmes Architectes in Paris

1967 | CH | Die Ortsgruppe Zürich des Bund der Schweizer Architekten (BSA) nimmt die Architektin Beate Schnitter (Nichte von Lux Guyer) auf

1968 | DE | Neue Deutsche Frauenbewegung

1960 – heute

Architektur ist seit den 1970er Jahren durch die Kulturalisierung der Gesellschaft in den öffentlichen Kreisen immer mehr in den Vordergrund gerückt und auch Frauen bekamen bessere Chancen, um als Architektinnen Fuß zu fassen. Leider müssen sich Frauen bis heute, die Position einer erfolgreichen, eigenständigen Architektin, immer noch hart erkämpfen.

Zunahme des Frauenanteils in der Architektur

Die Ausbildung und Berufstätigkeit von Frauen nahm ab den 1960er Jahren wieder zu. Mit der zweiten Frauenbewegung wurden in Deutschland Forderungen nach vermehrter Beteiligung und Akzeptanz von Frauen im Planungsbereich laut. Der Anteil von selbstständigen Architektinnen blieb jedoch bis in die 1990er Jahre mit 6 bis 7% in Österreich und Deutschland sehr gering. Ab den 1990er Jahren erfolgte ein deutlicher Anstieg des Frauenanteils im Architekturstudium. Seit vielen Jahren beträgt der Frauenanteil von Architekturabsolvent*innen über 50%. Der Anteil der selbständig tätigen Architektinnen mit eigenem Büro beträgt in Österreich aktuell 11%.

Unterrepräsentanz weiblicher Architektinnen

Die dennoch bestehende Unterrepräsentanz von Frauen in der Architektur hat viele Ursachen. Die Auftragsakquise erfolgt meistens in männlichen Netzwerken und auch bei Wettbewerben sind Frauen statistisch weniger erfolgreich als Männer. Bauherren und Bauträger haben Vorurteile und zweifeln an der fachlichen Kompetenz von Architektinnen. Dies führt dazu, dass Frauen in beruflichen Partnerschaften mit Männern, gegenüber Bauherren sowie auch medial, oft nur im Schatten stehen. Obwohl mittlerweile Architektinnen als Projektleiter*innen, Büropartner*innen, Büroinhaber*innen und in Gremien tätig sind, sind geschlechtsspezifische Benachteiligungen, die zur Ausgrenzung von Frauen führen, immer noch wirksam. Bewusstmachung, Umdenken und Handlung müssen erfolgen, um Chancengleichheit und Gleichbehandlung von Frauen und Männern im Berufsfeld Architektur zu erzielen.

Pionierinnen

Deutschland, *1933

Biographie

Iris Dullin-Grund arbeitete nach ihrem Architekturstudium, dass sie 1957 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee beendete, im Büro Hermann Henselmann´s.

1961 gewann Iris Dullin-Grund einen Wettbewerb für das „Haus der Kultur und Bildung“ welches kurz darauf gebaut wurde. 1970 übernahm sie die Position der Stadtarchitektin von Neubrandenburg, die höchste Stelle, die in der DDR besetzt werden konnte. So prägte sie entscheidend das Stadtbild im Sinne der sozialistischen Moderne. Bei den Wohnquartieren, die sie projektierte,berücksichtigte sie den Alltag von Müttern und Kindern besonders. 1980 wurde sie Mitglied im wissenschaftlichen Rat der deutschen Bauakademie.

Iris Dullin-Grund fand in der Öffentlichkeit viel Beachtung. Sie wurde in den Medien der DDR und teilweise auch der Bundesrepublik als emanzipierte, beruflich erfolgreiche und selbstbewusste Frau (mit Familie) in verantwortlicher Position dargestellt. Gemessen an ihrer medialen Präsenz war Dullin-Grund wohl sogar die DDR-Architektin schlechthin.
Nach der Wiedervereinigung war sie 20 Jahre lang selbstständige Architektin in Berlin sowie zeitweise in Südfrankreich.

Werkauswahl

Hauses der Kultur und Bildung (Kulturfinger) in Neubrandenburg, 1961
Erster WBS-70-Block in Neubrandenburg,  1973
Das Hotel Domäne Neu Gaarz

„Natürlich ist es am Anfang schwer, ja und auch später noch, wenn man also schon längst „seinen Mann steht“. Da kommen dann junge Schnösel, die glauben, sie wissen alles besser und meinen, der werden wir es mal zeigen. Und da muss man selbst Stehvermögen haben und an sich selbst glauben.“ – Iris Dullin-Grund
Links

Engler, H. (2016). Between state socialist emancipation and professional desire: Women architects in the German Democratic Republic, 1949-1990. in M. Pepchinski, & M. Simon (Hrsg.), Ideological Equals: Women Architects in Socialist Europe 1945-1990. (1. publ. Aufl., S. 7-19). Abingdon [u.a.]: Routledge.

jeder m? du, das Plattenportal, Iris Dullin-Grund

Artikel: Hypothesen, Franziska Linkerhand in Erkner, Der Vorlass von Iris Dullin?-Grund in den Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS, 2019

Artikel: Bauwelt, Die großen Unbekannten – Architektinnen der DDR, Scheffler, Tanja, Dresden

Artikel: Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Zwischen Emanzipation und Dreifachbelastung: Studie zu Architektinnen in der DDR, 2016

Studio Kristin Engel Architektur & Innenarchitektur aus Berlin — fine rooms & architecture based in Berlin, FemaleFriday: Iris Dullin-Grund – Stadtarchitektin in der DDR

Schweiz, *04.06.1937, † 24.12.2012

Biographie

Flora Ruchat-Roncati studierte an der ETH Zürich und war unter anderem bei Rino Tami tätig. Zwischen 1962 und 1971 realisierte sie zusammen mit Aurelio Galfetti und Ivo Trümpy bedeutende Bauten im Tessin und galt als wesentliche Vertreterin der sogenannten “Tessiner Schule”. Ruchat war engagiert innerhalb diverser Architekt*innen-Netzwerken der Schweiz und Italiens und hat beispielsweise eine schweiz-weite Weiterentwicklung und damit Verknüpfung der Architekturschulen skizziert. Flora Ruchat-Roncati wurde 1985 – 130 Jahre nach deren Gründung – zur ersten ordentlichen Professorin an der ETH Zürich ernannt.

“Architektur im Singular zu schaffen war ihr fremd. Flora Ruchat-Roncati pflegte sie im Kollektiv. Das kollaborative Arbeiten im Netzwerk prägte zeitlebens ihr Berufsverständnis und ihre Lebensweise. Gerade das macht ihre Position heute so aktuell. Ihre Werke entstanden am Tisch, an dem diskutiert, gezeichnet, präsentiert aber auch gegessen wurde. Der Tisch ist die zentrale Metapher. Dies war am Lehrstuhl der ETH nicht anders als im Tessin oder bei ihren Projekten in Taranto oder im Jura.” (aus: Konzept Convivium, Architektur als Netzwerk, Katrin Albrecht und Irina Davidovici, in: wbw, Jg. 104 12 (2017))

Werkauswahl

Diverse Schulen im Tessin (Chiasso, Riva San Vitale, Lugano, Viganello), jeweils mit Galfetti und Trümpy, 1962-75
Schwimmbad, Bellinzona, 1970-72
Wohnüberbauung La ColaSiderTa, Taranto, 1978/82
ETH Lausanne, Quartier Nord, 1993/0
La Transjurane A12: Architektonische Gestaltung der Autobahn (mit Renato Salvi), 1987/02
Seilbahnstation Lussari (mit Carlo Toson), Tarvisio, 2001/04

Links

Roman Hollenstein: Grosse Tessiner Architektin – Zum Tod von Flora Ruchat-Roncati. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 252. Zürich 29. Oktober 2012, S. 32.

Gemeinschaftssinn und Humanismus, Sascha Menz in: Neue Zürcher Zeitung, 2013

Forschungsprojekt zu Flora Ruchat-Roncati

Flora Ruchat-Roncati: Architektur in Netzwerk; Werk, Bauen+Wohnen, 2017

ETH Zürich Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) in Zusammenarbeit mit der Professur Flora Ruchat-Roncati, Verlag: gta Verlag / eth Zürich, 1998, ISBN 978-3-85676-080-9

SNF Forschungsprojekt zu Flora Ruchat-Roncati an der ETH

*25.08.1948

Biographie

Elsa Prochazka wurde 1948 in Wien geboren. Sie studierte an der Technischen Universität und wechselte nach der ersten Staatsprüfung in die Akademie der Bildenden Künste. Dort war sie in der Meisterklasse von Ernst Plischke die einzige weibliche Studentin. 1974 arbeitete sie mit Werner Appelt und Franz E. Kneissl in einer Ateliergemeinschaft namens IGIRIEN. Als sich die Gemeinschaft Mitte der 80er Jahre auflöste, gründete Elsa Prochazka ihr eigenes Architekturbüro.

Sie unterrichtet seit den frühen 90er Jahre Architektur und Städtebau. Sie hatte eine Lehrstuhl an der Universität in Kassel, eine Gastprofessur an dem University College London und an der Universität Neapel Federico II. 2001- 2013 war Prochazka Leiterin der Studienrichtung raum&designstrategien an der Kunstuniversität Linz.

Elsa Prochazka war 1996-1999 im Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung in Wien und 2002-2008 im Grundstücksbeirat Wien. Sie hatte in den Jahren 2014-2015 den Vorsitz des Gestaltungsbeirates von Salzburg. Seit 2014 ist sie Vorsitzende des Architekturbeirates der Bundesimmobiliengesellschaft.

Werkauswahl

Wohnbau und Kindergarten – Margarete-Schütte-Lihotzky Hof, Wien 21, 1994
Wohnbau – Monte Laa, Bauträgerwettbewerb Siegerprojekt, Wien 10, 2002-2005
Wohnbau – Berresgasse, Wien 22, 2018

Österreich, *23.09.1960

Biographie

Sabine Pollak studierte zwischen 1978 und 1988 sowohl an der TU Graz, an der TU Innsbruck als auch an der TU Wien, wo sie schließlich ihr Diplom erhielt. 1995 erhielt sie für ihr Doktorat mit der Arbeit „Schlaflos. Weiblichkeit und der Prozess der Raumleerung im Wohnen“ an der TU Wien eine Auszeichnung.

Seit 1995 leitet sie gemeinsam mit Roland Köb das Architekturbüro “Köb & Pollak” in Wolfurt und Wien. Des weiteren war sie als Gastprofessorin an der University of Michigan, der Akademie der Bildenden Künste in Wien, der Universität in Weimar und am Politecnico di Milano tätig. An der Kunstuniversität Linz, der Universität Salzburg und der TU Wien war sie zudem einige Jahre Lehrbeauftragte. Neben ihrem Büro arbeitet sie seit 2008 auch noch im Ordinariat für Städtebau an der Kunstuniversität Linz.

Werkauswahl

Bürotrakt-Zubau, Hohenems, 1999
Produktionshalle ‘Spange‘, Hohenems, 2001
Siedlungshaus in Graz – Umbau, 2001
Therapiezentrum, Ebenfurth, 2005
Frauenwohnprojekt (ro*sa) Donaustadt, Wien, 2009
Wohnhausanlage BOA, Wien, 2013

Österreich, *1962

Biographie

Bettina Götz wurde in Bludenz geboren und studierte 1980-1987 an der TU Graz. 1985 gründete sie zusammen mit Richard Manahl das Architekturbüro ARTEC mit Sitz in Wien. ARTEC Architekten wurde 2005 der Preis der Stadt Wien für Architektur verliehen. Seit 2006 ist sie Professorin für Entwerfen und Baukonstruktion an der Universität der Künste in Berlin.

Auf der 11. Architekturbiennale in Venedig im Jahr 2008 war Bettina Götz Kommissarin des österreichischen Beitrags. Sie engagiert sich seit 2004 im öffentlichen Bereich und ist Mitglied in vielen Gremien. Sie war Vorsitzende des Architekturbeirates der Bundesimmobiliengesellschaft und hatte den Vorsitz des Beirates für Baukultur des Bundeskanzleramtes. Seit 2017 ist Bettina Götz im Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung Wien und im Gestaltungsbeirat der Stadt Krems.

Werkauswahl

Wohnbau, Tokiostraße – Die Bremer Stadtmusikanten, Wien 22, 1.Preis Bauträgerwettbewerb geladenes Verfahren (2009)
Wohnheim Olympisches Dorf Innsbruck, 1.Preis geladener Wettbewerb (2013-14)
Apotheke zum Löwen von Aspern, Wien 22 (2003)
Wohnbau, Tokiostraße – Die Bremer Stadtmusikanten, 1.Preis Bauträgerwettbewerb geladenes Verfahren, Wien 22, 2009
Wohnheim Olympisches Dorf, 1.Preis geladener Wettbewerb, Innsbruck, 2013-14
Apotheke zum Löwen von Aspern, Wien 22, 2003

*29.09.1963, Stuttgart

Biographie

Regine Leibinger studierte zuerst an der TU Berlin, wo sie auch ihr Diplom ablegte. Ihren Ehemann Frank Barkow lernte sie Anfang der Neunziger während des Masterstudiums an der Harvard University kennen. Sie gründete zusammen mit ihm 1993 das Büro Barkow-Leibinger. In den Anfängen kam das Büro noch in Regines alter Einzimmerwohnung unter, 2020 beschäftigt das Büro mit dem Hauptsitz in Berlin Charlottenburg um die 65 Mitarbeiter*innen.

Regine Leibinger und Frank Barkow sind weiterhin sowohl beruflich als auch privat ein Paar. Ihre Arbeit als Architekt*in beschreiben sie als sehr gegensätzlich. “Regine war sehr rational, sehr europäisch-sophisticated. Ich war eher expressionistisch und experimentell. Die Sensibilität für den Raum und für das Material war ähnlich.” beschreibt Barkow in einem Interview mit dem Magazin Baumeister. Nach ihrer Ausbildung lehrte Regine Leibinger an der Harvard University und an der Architectural Association in London. Seit wenigen Jahren gibt es einen zweiten Sitz des Büros in New York.

Werkauswahl

• Trumpf Smart Factory, Chicago
• Fellows Pavilion for the American Academy, Berlin
• HAWE-Werk Kaufbeuren
• Tour Total office high-rise, Berlin
• Harvard ArtLab Cambridge, MA, USA

*1966, Stuttgart
Biographie

Almut Grüntuch Ernst gründete 1991 mit ihrem Mann Armand Grüntuch das Architekturbüro „Grüntuch Ernst Architekten“ in Berlin. Sie studierte Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart und der Architectural Association in London. Almut Grüntuch Ernst arbeitete bei Alsop & Lyall in London und lehrte an der Hochschule der Künste in Berlin.

2006 war sie Generalkommissarin des deutschen Beitrages für die 10. Internationale Architekturbiennale in Venedig. Seit 2011 ist sie erfolgreiche Professorin an der TU Braunschweig am Institut für Entwerfen und Gebäudelehre.

Werkauswahl

• Baugruppenhaus Auguststraße Berlin, 2008
• Ehemalige Jüdische Mädchenschule, Berlin, 2012
• Porsche Design Tower, Frankfurt am Main, Wettbewerb 2015
• Deutsche Schule Madrid, 2015/ 2016
• Umbau Hauptbahnhof, Chemnitz, 2016

*1969

Biographie

Kathrin Aste, Tochter eines Tragwerksingenieurs, ist Mitglied des Sektionsvorstandes der Ziviltechnicker*innenkammer und Aste Präsidentin des aut:forum – architektur und tirol. Die gebürtige Innsbruckerin diplomierte im Jahr 2000 an der Universität Innsbruck und legte vier Jahre später ihre Ziviltechnikerprüfung ab. 2005 gründete Kathrin Aste das Architekturbüro astearchitecture und 2009 gründete sie gemeinsam mit Frank Ludin LAAC. Seit ihrem Studienabschluss ist sie als Lehrbeauftragte der Universität Innsbruck beschäftigt. Zuerst war sie am Institut für experimentelle Architektur Universitätsassistentin – ein Institut dessen Leitung sie 2018 selbst übernahm. Gastprofessuren hatte die Tirolerin 2011-2018 an der Universität in Liechtenstein und 2014-2018 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

Werkauswahl

• Aussichtsplattform, Top of Tyrol, Stubaner Gletscher, 2008-2009, Direktauftrag
• Landhausplatz, Eduard Walln.fer Platz, Innsbruck, 2010, 1. Preis, offener Wettbewerb
• urbaner Hybrid, Stadtbibliothek, PMA P2, Innsbruck, 2012-2018, 1.Preis, geladener Wettbewerb
• Ausstellungsarchitektur, Thoughts Form Matter, Architektur Biennale Venedig 2018, Direktauftrag
• Masterplankonzept, Copa Cagrana Neu Wien, 2019-2020, 1.Preis, Bewerbungsverfahren

„Mir fällt auf, dass sich viele weibliche Absolventen letztlich für der Architektur verwandte Bereiche wie Architekturtheorie, -kritik oder -vermittlung entscheiden. Das Studium lehrt die Architektur zu Recht mit einem hohen künstlerischen Anspruch. Leider hält die Realität meist nicht, was das Studium verspricht, was ebenso ein Grund dafür sein mag, warum sich viele Absolventinnen gegen den Beruf der praktizierenden Architektin entscheiden. Was allerdings nicht heißt, dass sich der Anspruch der Universität an der aktuellen Baupraxis orientieren soll. Eher könnte man kritisch hinterfragen, ob vieles von dem, was gebaut wird, noch Architektur ist. Wenn wir noch lange so weitermachen, wird es den Beruf des Architekten bald nicht mehr geben oder er wird so uninteressant, dass ihn keiner mehr ausüben will“
Links

Architekturbüro LAAC

Biographie K.A.

Interview Tiroles Tageszeitung

Historisches

1971 | CH | Stimmrecht und Wahlrecht für Frauen per Volksabstimmung in der Schweiz

1972 | CH | Technikum Muttenz – Gründung einer weiteren Ausbildungsstätte für Architektur

1975 | International | 1. Weltfrauenkonferenz in Mexico City: 133 teilnehmenden Staaten – Motto «Gleichberechtigung, Entwicklung, Frieden»

1977 | International | 8. März: Festlegung des internationalen Tags der Frau durch die Vereinten Nationen

1978 | DE | 2. Treffen von Frauen aus Naturwissenschaft und Technik in Hamburg

1980 | AT | Margarete Schütte-Lihotzky – Erste weibliche Preisträgerin des Architekturpreises der Stadt Wien

1981 | CH | Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweizer Bundesverfassung

1985 | CH | Erste ordentliche Professorin der ETH Zürich wird im Departement Architektur ernannt – Flora Ruchat-​Roncati

1991 | CH | 14. Juni – Landesweiter Frauenstreik: «Wenn Frau will, steht alles still» in der Schweiz

1992 | AT | Gründung des Frauenbüros der Stadt Wien, unter dem Motto ,,Frauen sichtbar machen’’

1993 | CH | Die von der ETH Zürich 1991 gegründete Frauenanlaufstelle wird zur Stelle für Chancengleichheit von Frau und Mann

1995 | AT | Modellprojekt ,,Frauen-Werk-Stadt’’ der Stadterweiterung Wiens, von 4 Frauen geplant – Kriterien: frauengerechtes Bauen. 1995 wurde die Ausschreibung des Architekturwettbewerbes für das Modellprojekt ,,Frauen-Werk-Stadt‘‘ bekannt gegeben. Die Kriterien des frauengerechten Bauens sollten bei diesem Projekt nicht nur beim Entwurf gezeigt werden, sondern zeigten bereits Einfluss bei den Vorbereitungen wie auch beim Wettbewerb. Geleitet wurde das Projekt vom Frauenbüro der Stadt Wien zusammen mit den Ressorts für Stadtplanung, Wohnbau und Frauenfragen. Die Planerinnen waren Franziska Ullmann, Gisela Podreka, Elsa Prochazka und Liselotte Peretti. Somit entstand schlussendlich ,,das europaweit größte von Frauen nach Kriterien des frauengerechten Wohnbaus geplante Bauvorhaben‘‘. Es zählt zu den gelungensten Anlagen in der neueren Wiener Baugeschichte.

1996 | AT | Elsa Prochazka – zweite weibliche Preisträgerin des Architekturpreises der Stadt Wien

1998 | AT | Stadtbaudirektion Wien – Schaffung der Leitstelle ,,Alltags- und Frauengerechtes Planen und Bauen’’

2000 | AT | Martha Schreieck und Dieter Henke wird als Team der Architekturpreis der Stadt Wien verliehen

2003 | CH |Gründung des Frauennetzwerkes ,,SIA‘‘ durch die Initiative von Maya Karácsony. Das Netzwerk Frau und SIA gemäß Statuten SIA Art. 2, Abs. 4 ist eine niederschwellige, basisdemokratisch organisierte Gruppe, die der Vernetzung der Frauen innerhalb des SIA dient. Es formuliert strategische Ziele (siehe: https://frau.sia.ch/organisation/de). Es folgen außerdem weitere lokale, kantonal organisierte Netzwerke.

2004 | International | Zaha Hadid erhält den Pritzker-Preis

2005 | AT | ARTEC Architekten (Bettina Götz und Richard Manahl) wird als Team der Architekturpreis der Stadt Wien verliehen

2006 | AT | DMAA (Elke Deluga-Meissl und Roman Delugan) wird als Team der Architekturpreis der Stadt Wien verliehen Architekturpreis

2009 | AT | Fasch & Fuchs (Hemma Fasch und Jakob Fuchs) wird als Team der Architekturpreis der Stadt Wien verliehen Architekturpreis

2010 | International | SANAA (Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa) erhält den Pritzker-Preis

2015 | AT | Laura P. Spinadel – Preisträgerin des Architekturpreises der Stadt Wien

2017 | International | RCR Arquitectes (Rafael Aranda Quiles, Carme Pigem Barcelo, Ramon Vilalta Pujol) erhält den Pritzker-Preis

2019 | CH | 14. Juni – nationaler Frauenstreik in der Schweiz – Themen: unerfüllte Gleichstellung (Lohn)

2020 | International | Grafton Architects (Yvonne Farrell und Shelley McNamara) erhält den Pritzker-Preis