“Ausgangspunkt der feministischen Kritik an Stadt und Raum ist die These, dass Räume in unserer Gesellschaft „vergeschlechtlicht“ sind, d.h., dass in ihnen das gesellschaftliche Geschlechterverhältnis eingeschrieben ist. “
–Ruth Becker- Feministische Kritik an Stadt und Raum, 2004
Wechselwirkung Gebaute Umwelt und soziale Strukturen
Zentral ist die Frage inwiefern Stadt in Bezug auf das Geschlecht konzipiert wurde und wird und in welchen Erscheinungsformen dieser Einfluss zutage tritt. Aufgezeigt wird, inwiefern die gebaute Umwelt zu geschlechtsspezifischer Diskriminierung führt und wie Architektur und Stadtpolitik darauf reagieren kann. Architektur bietet die Möglichkeit sozialen Wandel voranzutreiben und so bestehende Missstände und Hierarchien aufzubrechen.
Architektur nach Bedürfnissen
Ist ein Geschlechtsunterschied im Planungsprozess tatsächlich nachweisbar und relevant? Welche Merkmale würden eine von Architektinnen geplante Architektur aufweisen? Inwiefern ist es angebracht, eine Differenzierung der Bewohnerschaft oder Besucher vorzunehmen? Scheint es nicht paradox, wiederum alle Frauen auf ihre Bedürfnisse im Wohn- oder Städtebau auf einen Eigenschafts- und Anspruchskatalog zu nivellieren? Die Diskussion um mögliche unterschiedliche Herangehensweisen männlicher und weiblicher Planer, wie auch der Bedürfnisse einzelner Nutzergruppen wird bis heute stark umstritten. Die hier vorgestellten Stadtsoziologinnen und Architektinnen sprechen sich für neue Wohn- und Planungsformen aus und fordern die individuellen Bedürfnisse von Frauen und die anderer gesellschaftlicher Gruppen stets in die Planung miteinzubeziehen. Sie stellen die Forderung nach einer Architektur und Raumplanung, welche den Bedürfnissen aller Geschlechter zugutekommt und die unterschiedlichen Qualitäten maskuliner und femininer Entwurfsstrategien und Formensprache in harmonischen Einklang bringt.
“Planung im Interesse von Frauen erfordert zunächst eine Veränderung in der Planungsmethodik im Sinne der Aufhebung des Unterschiedes zwischen Planungssubjekten und Planungsobjekten, also zwischen Planerinnen und Benutzerinnen “
–Beiträge zur Feministischen Theorie und Praxis. Frauen Räume Architektur Umwelt; Frauen, Steine, Erde; 1980